Fantasy Pub

Was tun Kobolde, Zwerge, Orks und Trolle nach getaner Fantasy-Arbeit? Na, klar: Sie gehen in einen Pub – den „Fantasy Pub“.

von Kai Milke

 

Jeder Spieler hat eine kleine siebenköpfige Truppe aus eben diesen Gestalten und versucht, sie möglichst angeheitert, aber nicht besoffen in den Pub zu schicken. Je nach Spieleranzahl gewinnt ein Spieler, wenn es seiner Party gelingt, eine bestimmte Anzahl Biere getrunken zu haben.

Unser Wirtshaus besteht aus einer Tür, sechs Tischen und einem Schankwirt. Wir würfeln mit zwei Würfeln und entscheiden uns, ob wir jeden Würfel einzeln benutzen (dann haben wir zwei Züge) oder beide Würfel zu einem Ergebnis zusammenzählen wollen.

Wenn man sich entscheidet, ein neues Partymitglied ins Wirtshaus zu schicken, erhält diese Figur soviel Gold, wie das Würfelergebnis Augen zählt, und wird an die Wirtshaustür gestellt. Einmal ins Wirtshaus gekommen, können wir auch entscheiden, um die entsprechende Augenzahl Tische weiter zu rücken oder den Schankwirt zu dem entsprechenden Tisch zu bewegen. Das Bewegen einer eigenen Figur wird aber immer schwieriger, denn bereits getrunkene Biere werden vom Würfelergebnis abgezogen.

Getrunken wird, wenn mehrere Figuren sich an einem Tisch treffen. Sind sie von der gleichen Art (etwa Zwerge), trinken alle gemeinsam ein Bier, indem sie ihre mitgebrachten Goldstücke auf die Bierseite drehen. Sind mehrere Arten an einem Tisch, muss der Rangniedrigere dem Ranghöheren einen ausgeben (Kobold dem Zwerg, der Zwerg dem Ork und der Ork dem Troll). Wird der Schankwirt an den Tisch gerufen, bestimmt der Zugspieler eine Figur, die trinken muss.

Wessen Figur das sechste Bier oder sein ganzes Gold versoffen hat, muss sofort den Pub verlassen, ohne ein Bier nach Hause zu bringen. Die anderen Figuren versuchen im Uhrzeigersinn von Tisch zu Tisch wieder zur Tür zu kommen, um mit den Bieren nach Hause zu gelangen.

Alle Rassen haben eine bestimmte Sonderfähigkeit. Der Kobold kann etwa vom Tisch ein Goldstück nehmen, das der Troll immer verliert, wenn er einen Tisch verlässt. Der Zwerg kann die Tische nicht nur mit, sondern auch gegen den Uhrzeitersinn wechseln, während der Ork nicht nur an der Tür den Pub verlassen darf.

Selten habe ich so ein Spiel gespielt, dessen Thematik so herrlich zum Mechanismus passt. Es ist herrlich zu sehen, wie der volltrunkene Zwerg meines Mitspielers vor lauter Bieren immer langsamer zur Tür kommt, nur um zu sehen, dass ihn ein letzter Würfelwurf vor dem Rausschmiss bewahrt. Es kommt wahre Fantasy-Wirtshausatmosphäre auf, während unsere Partymitglieder ein Bier nach dem anderen zischeln. Die Karten sind nett gezeichnet, das Material ordentlich, nur der Schwankwirt will selten auf seinem billigen Fuß stehen bleiben.

Für nicht-Fantasy-versierte Spieler sind die einzelnen Rassen mit einem Symbol markiert, wodurch der Anfänger aber trotzdem nicht weiß, welche Figur es ist. Eine Beschriftung, u. U. mit Erläuterung der Sonderfunktion auf der Karte, hätte die Einstiegshürde vielleicht etwas gesenkt, tut nach ein paar Spielen Erfahrung aber keinen Abbruch mehr. Zu zweit sinkt der Spielreiz etwas, weil im Pub einfach zu wenig los ist.

Fazit: „Fantasy Pub“ birgt hochprozentiges Vergnügen für alle Fantasy-Fans. Thematik und Spielmechanismus passen großartig zusammen und die Fantasy-Wirtshausatmosphäre will regelrecht vom Spielbrett auf die Spielrunde überspringen. Allerdings zündet das Spiel erst, wenn mehr als zwei Spieler daran beteiligt sind. Trotzdem gilt: Kaufen!


Fantasy Pub
Kartenspiel für 2 bis 5 Spieler
Emanuele Ornella, Olivier Frot
Tilsit 2005
ISBN: n. a.
84 Goldstücke, 43 Karten, 2 Würfel, deutsch, italienisch, französisch
Preis: ca. EUR 14,95

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