Erben des Schwarzen Eises II – Feuerbringer

Eine ganze Abenteuerkampagne, konzipiert für Einsteiger in die Thematik „Das Schwarze Auge“ und nur mit den Basisregeln spielbar – das ist das Ziel der „Erben des Schwarzen Eises“. Die Einsteigerhelden sollen darüber hinaus zu höheren Weihen geführt werden, sollen sie doch mit ihren Heldentaten zum Ende einer der berüchtigten Heptarchien beitragen. Mit dem ersten Band der Trilogie, „Frostklirren“, begann die Kampagne recht gemächlich. Nun liegt mit „Feuerbringer“ der zweite Teil der Kampagne vor.

von André Frenzer

 

Der erste Band der Kampagne führte die Charaktere vom bornländischen Festum aus in den hohen Norden Aventuriens bis nach Paavi. Hier trafen sie zwar nicht mehr auf die Eishexe Glorana, die inzwischen den Rückzug angetreten hatte, wohl aber auf einen Haufen anderer Probleme und nicht zuletzt die Herzogin Geldana, die mit eiserner Faust in Paavi herrscht. Im zweiten Teil der Kampagne gibt es nun ein Wiedersehen mit alten Bekannten, neue Nichtspielercharaktere werden eingeführt und die Geschichte rund um die Helden in Paavi wird fortgeführt. Zwar gibt es mit Oliver Hoffmann einen neuen Projektleiter für diesen zweiten Band, da er aber bereits am ersten Band beteiligt war, merkt man keinen Bruch in der Kampagne.

Wie auch schon im ersten Band enthält „Feuerbringer“ vier locker miteinander verbundene Szenarien, die allerdings schon in engerer Verbindung zueinander stehen, als noch im ersten Teil. Mit ein wenig Arbeit lassen sich jedoch Motive aus den Abenteuern auch eigenständig verwenden. Los geht es mit „Der alte Feuergott“. Hier wendet sich eine alte Begleiterin der Helden an die Gruppe – Sulja Avirion von Festum, eine Rondrageweihte, die sie bereits im ersten Band der Kampagne kennenlernen konnten. Dieses Mal tritt sie als Auftraggeberin auf den Plan und schickt die Helden in die eisigen Weiten auf der Suche nach einem heiligen Artefakt. Ungewöhnliche Gegenspieler und ein hübscher Dungeoncrawl sorgen für einen angenehmen Start in den Kampagnenband, auch wenn die Motivation Suljas ein wenig unklar bleibt.

Zurück in Paavi müssen sich die Charaktere nun dem „Krieg der Häuser“ stellen. Ein Handelskrieg erschüttert die ohnehin mehr schlecht als recht versorgte Stadt Paavi. Während die Strippenzieher dieses Ereignisses gekonnt im Hintergrund bleiben, müssen die Helden Diplomatie und Redegewandtheit ebenso in die Waagschale werfen wie ihre Kampfkunst. Eine willkommene Abwechslung nach den vergangenen Wildnisabenteuern und ein Weichen stellendes Szenario für den Rest der Kampagne. Einzig der Spielleiter hat natürlich mit zahlreichen NSC wieder etwas mehr Verwaltungsaufwand zu leisten.

Das nächste Abenteuer, „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ führt die Charaktere wieder in die Wildnis. Dieses Mal folgen sie den Spuren der Lokalmatadoren, den Schneefüchsen, die sie ebenfalls im ersten Band bereits kennenlernen durften. Standen die Helden und die Schneefüchse bislang eher in Rivalität zueinander, so ist die andere Gruppe nun eindeutig auf die Hilfe der Helden angewiesen … Ein wirklich ungewöhnlicher Dungeon, den man beim „Schwarzen Auge“ so nicht oft wieder erleben wird, ein hochinteressanter, dämonischer Gegner und die Ränkespiele zwischen den Schneefüchsen und den Charakteren sorgen für eine tolle Atmosphäre und eine gute Zwischennote.

Das vierte Szenario, „Des Weißen Weisheit“, hat nun erstmals den Titel „episch“ tatsächlich verdient, führt es die Helden doch auf der Suche nach einem Heilmittel gegen den Fluch des Erzdämons Nagrach in die Grimmfrostöde und hier bis in den Hort des ältesten aller Frostwürmer, Shirr’Zach. Ein Drache ist keine alltägliche Begegnung, und nur wahre Helden werden seine Forderungen erfüllen können und die Begegnung mit ihm überleben. Während das Szenario selbst eher eine fade Reisegeschichte darstellt, ist zumindest das Treffen mit Shirr’Zach ein denkwürdiges Erlebnis für die Helden und ihre Spieler.

Es schließt sich erfreulich knapper Quellenteil sowie ein weiterer Abenteuervorschlag an. Technisch bietet der Band keine großen Überraschungen. „Feuerbringer“ ist komplett in Schwarz-Weiß gehalten, mit einem klar lesbaren Schriftbild, deutlichen Absätzen und Illustrationen von guter bis gehobener Qualität – und auch in ausreichender Quantität. Abgerundet wird der optisch gute Gesamteindruck von schick gemachten Handouts und Karten. Insgesamt hat auch der zweite Band der Einsteigerkampagne wohl das Prädikat „einsteigerfreundlich“ verdient – nach wie vor aber in erster Linie für die Helden. Der Spielleiter wird vor die eine oder andere Herausforderung gestellt, sei es die Darstellung eines Dämonen, eines Drachen oder zahlreicher Handelsherren. Belohnt werden die Mühen aber allemal, sind die gestellten Aufgaben doch angehenden Helden mehr als würdig.

Fazit: „Feuerbringer“ bietet einmal mehr solide Abenteuer. Dieses Mal wird sogar für ein wenig mehr Abwechslung gesorgt und auch der gesamte Kampagnenrahmen nimmt deutlich an Fahrt auf – am Ende diesen Bandes sind die Machtverhältnisse in Paavi dank der Helden nicht mehr so, wie sie zu Beginn der Kampagne waren. Technisch ist mal wieder alles einwandfrei, sodass „Feuerbringer“ von mir eine gute Note erhält. Wer Einsteigerabenteuer für eine Heldengruppe im hohen Norden sucht, wird hier sicherlich fündig!


Erben des Schwarzen Eises II – Feuerbringer
Kampagnenband
Oliver Hoffmann, Oliver Graute, Holger Raab, Hendrick Seipp
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 978-3-86889-717-3
120 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 22,50

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