Erben des Schwarzen Eises I – Frostklirren

Eine ganze Abenteuerkampagne, konzipiert für Einsteiger in die Thematik „Das Schwarze Auge“ und nur mit den Basisregeln spielbar – seit der „Spielstein“-Kampagne hat es das in dieser Form nicht mehr gegeben. Und nun sollen auch noch diese Einsteigerhelden zu höheren Weihen geführt werden, sollen sie doch mit ihren Heldentaten zum Ende einer der berüchtigten Heptarchien beitragen. Kann dieser Spagat gelingen?

von André Frenzer

 

Der vorliegende Band „Frostklirren“ stellt den Auftakt zu der epischen Einsteigerkampagne „Erben des Schwarzen Eises“ dar. Er wird die jungen Helden über das Bornland nach Paavi führen, wo sie auf die Erben des Schwarzen Eises treffen werden – denn die Hexe Glorana hat sich bereits zurückgezogen, und das namensgebende schwarze Dämoneneis, welches den Norden Aventuriens in eisigem Griff hielt, gleich mit ihr. Doch es wird durchaus genug zu tun geben, auch wenn die Charaktere auf keine leibhaftige Heptarchin treffen werden.

Enthalten sind vier locker miteinander verbundene Szenarien, die theoretisch auch einzeln stehen könnten. Da jedoch jetzt schon Motive eingeführt werden, die in späteren Kampagnenbänden wiederkehren werden, ist es stimmungsvoller, die Abenteuer in ihrer geplanten Funktion einzusetzen. Los geht es mit „Der Weg in den Norden“. Die Charaktere heuern als Begleitschutz eines Handelszuges an, der von Festum aus in Richtung Norden – Paavi – zieht. Klassischer geht es wohl kaum, und auch wenn der Spielleiter zeitweilig alle Hände voll zu tun haben wird, um die vielen interessanten NSC mit Leben zu füllen und nebenbei noch für eine oder andere Überraschung zu sorgen, so können die Charaktere in aller Ruhe erstmals Heldenluft schnuppern. Keine Sternstunde der Innovation, aber gerade das muss „Der Weg in den Norden“ für seine Funktion auch überhaupt nicht sein.

In Paavi spielt dann das kurze „Des Schlitzers letzter Weg“. Während die Charaktere versuchen, auf die Spur einer undurchsichtigen Verschwörung zu kommen, kreuzen sie die Wege einer in Paavi ansässigen Heldengruppe, die gar nicht gerne Einmischungen in die eigenen Angelegenheiten sieht … Hintergrund und vor allem die tollen NSC machen „Des Schlitzers letzter Weg“ zu meinem persönlichen Favoriten in diesem Band. Auch abseits der Kampagne eindeutig zu empfehlen.

Das nächste Abenteuer, „Das Geschäft mit der Abhängigkeit“, führt die Charaktere in das undurchschaubare Machtgefüge der Paavier Unterwelt ein, führt sie darüber hinaus in das Umland der Herzogenstadt und bietet in seinem Finale auch noch einen netten Dungeoncrawl, wie man ihn bei „Das Schwarze Auge“ relativ selten sieht. Nichtsdestotrotz mangelt es mir bei dem Abenteuer an einem zündenden Funken, um wirklich mitreißend zu sein.

Ähnliches gilt auch für „In die Nacht“, das letzte Szenario des Bandes. Auf der Spur einer entführten Paavier treffen die Helden in der Tundra des Nordens auf Nivesen, Entführer und noch manch andere Gestalt, deren Bekanntschaft in späteren Teilen der Kampagne noch wichtig werden kann … Das Szenario an sich ist eher eine Art Brücke, ist die eigentliche Abenteuerhandlung doch sehr überschaubar – und wiederum wenig innovativ. Doch die eingeführten NSC können es bereichernd für den weiteren Verlauf der Kampagne gestalten.

Es schließt sich ein umfangreicher Quellenteil an, der Paavi sehr detailfreudig beschreibt, die Lebensart der Nivesen näher betrachtet und schlussendlich zahlreiche wichtige und unwichtige NSC ausführlich vorstellt. Die Beschreibungen sind „DSA“-typisch sehr detailverliebt – manchmal wünscht man sich etwas weniger, um als Meister noch genug Luft zum Atmen zu haben. Technisch bietet der Band keine großen Überraschungen. „Frostklirren“ ist komplett in Schwarz-Weiß gehalten, mit einem klar lesbaren Schriftbild, deutlichen Absätzen und Illustrationen von guter bis gehobener Qualität – und auch in ausreichender Quantität. Abgerundet wird der optisch gute Gesamteindruck von schick gemachten Handouts und Karten.

Insgesamt hat der erste Band der Einsteigerkampagne wohl das Prädikat „einsteigerfreundlich“ verdient – allerdings in erster Linie für die Helden. Der Spielleiter wird vor die eine oder andere Herausforderung gestellt, sei es die relativ freie Gestaltung der Reise in den Norden oder die Verwaltung der zahlreichen NSC, denen später wichtige Rollen beschieden sein werden. Außerdem liegen zwischen den einzelnen Szenarien größere Zeiträume, die vom Meister sinnvoll gefüllt werden wollen.

Fazit: „Frostklirren“ bietet solide, wenig innovative Einsteigerabenteuer. Es bleibt abzuwarten, ob die nächsten Teile der Kampagne auch den Titel „episch“ verdient haben und dieser erste Teil damit etwas aufgewertet wird. Für sich alleine hat mich Frostklirren nur bedingt begeistert. Technisch und handwerklich ist aber – wie so oft – alles einwandfrei.


Erben des Schwarzen Eises I – Frostklirren
Kampagnenband
Holger Raab, Oliver Hoffmann, Hendrick Seipp
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 978-3-86889-679-4
128 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 22,50

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