Engel: Homini Lupus

Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf, so der Titel dieses „Engel“-Romans. Enthalten ist eine Geschichte voller Intrigen und Verrat rund um Isabella von Cordoba und den Konflikt zwischen den Diadochen und der Angelitischen Kirche. Wertvolle Literatur oder Schundroman? Keines von beiden! Was sonst, erfahrt ihr hier.

von Nicolas Hohmann

 

Isabella von Cordoba herrscht über eine der wenigen verbliebenen Enklaven, die frei sind vom Einfluss und den Lehren der angelitischen Kirche, und führt die Vereinigung der Diadochenstädte an, die sich die Urbanisliga nennen. Der Besuch eines Kirchenverteters, der ihr einen großen Geldbetrag und Zugeständnisse bietet, für den Fall, dass sie einen gewissen Gegenstand besitzt und hergeben würde, stimmt sie misstrauisch. Woher wusste die angelitische Kirche so genau, dass sich der Gegenstand in dem gut gesicherten Hort ihres Vorfahren befindet, wie konnte sie ihn so genau beschreiben und warum ist der Gegenstand so wichtig für die Kirche?

Schnell wird ein Verräter in der eigenen Mitte, in der direkten Nähe Isabellas, vermutet. Nicht nur, dass sie sich für das Wohl von Cordoba und der Urbanisliga mit dem Objekt genannt GUN beschäftigen muss, denn wenn es für die Kirche wichtig ist, dann muss sie dies zu ihrem Vorteil ausnutzen, obendrein beginnt nun die Hetzjagd nach dem Feind im Inneren. Und zu allem Übel ist jetzt auch noch Erntezeit, die kritischste Zeit im Jahr, in der die Templer der Angeliten gerne mal zuschlagen.

Isabella hat nur wenige Vertraute um sich herum und die Tatsache, dass einer von ihnen mit der Kirche zusammenarbeiten könnte, ist nicht wenig erschreckend. Handelt es sich bei dem Verräter um den farbenblinden Baptiste? Um ihren alten Fechtmeister und geistigen Mentor? Ist es das undurchschaubare Ratsmitglied Victor oder gar ihr Liebhaber – ein uralter Engel des verschollenen Ordens der Raguieliten?

Martina Noeth schafft es auf 240 Seiten, eine Atmosphäre der Spannung und Paranoia aufrechtzuerhalten und eine gute Geschichte zu erzählen. Die Beschreibungen der Stadt und der Charaktere kommt sehr lebendig rüber und man merkt, dass sie sich als Teil des Autorenteams um das Rollenspiel „Engel“ sehr gut mit dem Setting auskennt. Der Roman liefert in Nebensätzen und Nebenhandlungen viele Hintergrundinformationen über die Welt des 27. Jahrhunderts und weist auf so einige Geheimnisse hin, die man als Leser gerne gelöst wüsste. Manchmal vergebens, dennoch wird hinterher geklärt, wer denn nun des Verrats schuldig ist. Dabei muss sich Martina Noeths nur einmal eines etwas billigen Tricks bedienen, es sei ihr verziehen, denn der Roman ist wirklich einer der besseren.

Nicht alle Fragen, die im Laufe der Handlung aufgeworfen wurden, werden am Ende beantwortet – eher im Gegenteil: Es bleibt genug Rätselhaftes übrig, um dem Leser weitere Romane dieses Handlungsbogens schmackhaft zu machen. Vor allen Dingen werden zum Ende des Romans hin Fragen über das Wesen der Engel aufgeworfen, deren Implikationen durchaus interessant werden und für den Metaplot der Spielwelt durchaus Relevanz haben.

Fazit:
Die Romane zum Rollenspiel „Engel“ haben mich bislang noch nicht enttäuscht, es werden einem spannende und gut geschriebene Abenteuergeschichten mit einem Hauch Mystik und einem Schuss Weltverschwörung präsentiert. Spieler und Spielleiter des Spiels sind quasi zum Kauf verpflichtet – Fantasy-Interessierte können ohne Reue zugreifen. Nur der Preis bleibt zu beanstanden: 11 Euro ist für ein Taschenbuch einfach zu teuer, Kleinverlag hin oder her!


Homini Lupus
Rollenspiel-Roman
Martina Noeth
Feder&Schwert 2006
ISBN: 3-937255-91-5
240 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,95

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