von Sabine Dingeldein
Satoris, einer der sieben Schöpfer, hatte sich einst mit seinem erstgeborenen Bruder entzweit. Im Streit teilten die Brüder die Welt, und Satoris floh in die Heimat der Fjel, wo er seine Festung Finsterflucht erbaute und seither über die Fjel wacht. Ihm dienen „Die Drei“: Tanaros Schwarzschwert, der Heerführer von Finsterflucht, Uschain, der Traumspinner, und Vorax, der Gierschlund. Satoris verlieh ihnen ein beinahe ewiges Leben und stattete sie mit verschiedenen Gaben aus.
Eine Prophezeiung besagt, an dem Tage, an dem ein Mensch eine Ellylon ehelicht, Satoris „Schreckensherrschaft“ enden und die Welten wieder vereint würde. Um dies zu verhindern, hatten „Die Drei“ die hohe Frau Cerelinde entführt und nach Finsterflucht gebracht. Um sie zu retten, hatten sich Menschen, Ellylon und Zwerge gegen Satoris verbündet. Im Glauben, Cerelinde sei in Beschtanag als Gefangene der Zauberin des Ostens Lilias, belagerten sie die Festung in Beschtanag und zwangen die Zauberin in die Knie.
Nun marschieren sie gegen Finsterflucht, um Cerelinde zu retten und die Prophezeiung zu erfüllen. Doch auch zwei Yarru versuchen, heimlich in Satoris Reich einzudringen. Dani, ein junger Mann, trägt eine Flasche mit dem „Wasser des Lebens“ bei sich. Nur dieses Wasser ist in der Lage, das Feuer im Berg Finsterflucht zu löschen und so den Weg zu dem Dolch „Gottestöter“ zu öffnen. Nur mit diesem, so die Prophezeiung, sei es möglich, Satoris zu töten. Doch Danis Weg ist voller Gefahren und schwieriger Entscheidungen, denn längst haben Satoris Späher den Yarru und dessen Onkel erspäht.
Mit „Der Fluch der Götter“ endet Jaqueline Careys Zweiteiler „Elegie an die Nacht“ auf spektakuläre Weise. Wie bei „Der Herr der Ringe“ von Tolkien ziehen „die Guten“ aus, um der Herrschaft „des Bösen“ ein Ende zu bereiten. Und wie beim „Herr der Ringe“ trennen und überschneiden sich die Wege der Protagonisten ein ums andere Mal. Positiv ist hervor zu heben, dass dem Buch diesmal eine Dramatis Personae vorangestellt wurde, was die Orientierung im Dschungel der Namen wesentlich vereinfacht. Auch eine Karte der Welt Urulat findet sich im Anfangsteil des Buches. Für Quereinsteiger ist „Der Fluch der Götter“ allerdings nicht geeignet, denn das Vorwissen aus dem ersten Teil „Der Herr der Dunkelheit“ ist essenziell zum Verständnis des zweiten Teils.
Zu bemängeln gibt es nur wenig, denn Carey ist es erfreulicherweise gelungen, das hohe Niveau und das hohe Tempo aus dem ersten Teil zu halten. Das Ende jedoch ist bedauerlicherweise vorhersehbar, der Spannungsbogen dorthin dennoch sehr gut aufgebaut. Bis zur letzten Minute schwebt der Leser zwischen Hoffen und Bangen, fiebert einmal für die „gute“ und dann doch wieder für die „böse“ Seite mit.
Vermisst habe ich wieder einmal so etwas wie ein Lexikon für die Welt Urulat. Zwar sind dem Leser die Welt, die Götter und die verschiedenen Wesenheiten aus dem ersten Teil bereits bekannt, kurze Erläuterungen wären aber der Vollständigkeit halber sicher wünschenswert, vor allem weil auf die Dramatis Personae nicht verzichtet wurde.
Fazit: Verfeindete Götter, verblendete Helden, verwirrte Gefühle und eine dünne Trennlinie zwischen gut und böse: „Der Fluch der Götter“ ist nicht nur ein Buch, das einfach Spaß macht, sondern auch ein Buch, das nachdenklich stimmt. Carey macht deutlich, wie sehr „gut oder böse“ eine Frage des Blickwinkels ist und wie schnell wir bereit sind, ohne den Sachverhalt zu hinterfragen für eine Seite einzustehen. Ich empfehle das Buch allen, die bereits Freude an „Der Herr der Dunkelheit“ hatten. Und allen, die „Der Herr der Dunkelheit“ noch nicht kennen, aber neugierig geworden sind, empfehle ich, gleich beide Bücher zu kaufen. Viel Spaß!
Elegie an die Nacht 2 – Der Fluch der Götter
Fantasy-Roman
Jaqueline Carey
Egmont-Lyx 2009
ISBN: 978-3-8025-8208-0
461 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 15,95
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