Einsamer Wolf 12: Die Herren der Dunkelheit

Mit dem 12. Band der „Einsamer Wolf“-Reihe endet der Magnakai-Zyklus, der sich um die sieben Weisheitssteine von Nyxator dreht. Er führt den Leser mitten ins Herz des Bösen, in die Hauptstadt der Schwarzen Lords: Helgedad!

von Morgath

 

Wir blicken kurz zurück: In Band 5 hat der Einsame Wolf das Buch der Magnakai gefunden, welches unter anderem davon erzählt, wie Sonnenadler, der Gründer des Kai-Ordens, seine Weisheit erlangte, indem er die sieben Weisheitssteine von Nyxaror fand. Da der Orden der Kai zestört wurde (vgl. Band 1) und der Einsame Wolf den Orden wieder aufbauen wollte, begab er sich auf die Suche nach den Steinen. In den Folgebänden 6 bis 11 gelang es ihm, alle sieben Steine zu finden und deren Wissen in sich aufzunehmn. Dabei wurde er sogar in eine andere Dimension gerissen (Band 10), aus der er nach zahlreichen Strapazen entkommen konnte (Band 11). Gegen Ende von Band 11 betrat er ein Schattentor, das ihn zurück nach Hause bringen sollte.

Band 12 schließt unmittelbar daran an. Der Einsame Wolf materialisiert sich im Turm der Magiergilde von Toran, wo sich das einzige bekannte Schattentor auf Magnamund befindet. Dort wird er bereits erwartet, denn die Magier haben seine Rückkehr vorhergesehen. Er erfährt, dass er acht Jahre lang fort war, obwohl für ihn in der anderen Dimension nur wenige Wochen vergingen, und dass sich seitdem vieles getan habe. Ohne ihn konnten die Schwarzen Lord ihre Macht ausbauen, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre dunklen Armeen ganz Magnamund eingenommen haben. Besonders unheilvoll sei eine Erfindung, die Tanoz-tukor geheißen wird, welche den Schwarzen Lords erlaubt, auch außerhalb ihrer Finsteren Länder zu überleben. Während in der Vergangenheit die Lords ihre Armeen von den Finsteren Ländern aus lenkten oder zumindest nur kurzfristig begleiten konnten, führen sie nun ihre Armeen persönlich an, was ihre Kampfkraft gewaltig erhöht.

Die Lage ist ernst, doch eine letzte Hoffnung bleibt: Der Einsame Wolf muss sich nach Helgedad, in die Hauptstadt der Dunklen Lord begeben, um die Maschine zu zerstören und den Erzlord zu töten. Einen solchen Schlag würde den Feind entscheidend treffend, sodass er an den Fronten zurückgeschlagen werden könnte. Der Einsame Wolf ist dabei weitgehend auf sich alleine gestellt. Er soll sich zunächst auf ein Schiff begeben, welches die feindlichen Linien durchdringen und ihn nach Aarnak bringen soll, wo ein Spion ihm weiter helfen soll. Kein leichtes Unterfangen, denn der Feind ist überall und der Einsame Wolf muss zahlreiche Kämpfe überstehen, bis er ans Ziel gelangt.

Die Geschichte fügt sich gut in den bisherigen Kontext ein und verspricht ein würdiges Ende für den langen Zyklus, schließlich führt die Reise ins Herzland des Feindes. Trotzdem handelt es sich meiner Meinung nach nur um ein mittelmäßiges Buch (aus der ansonsten hervorragenden Reihe). Die Hauptherausforderung sind die zahlreichen Kämpfe auf dem Weg zum Ziel, Rätsel gibt es keine und schwierige Entscheidungen nur wenige. Die Darstellung der Finsteren Länder ist für ein Fantasy-Setting verwirrend, denn das Land des Feindes ist durch die Industrialisierung geprägt. Giak und Kriegsgefangene werden als Sklaven in den Bergwerken missbraucht. Stahlabbau, Ruß und Umweltverschmutzung dominieren die Szenerie. Besonders gewöhnungsbedürftig empfand ich die Panzerschiffe des Feindes, die ohne Segel fahren können und Rauch ausstoßen, also eher im Steampunk-Setting anzusiedeln sind. Auch der Endkampf ist für ein großes Finale eher dürftig ausgefallen. Trotzdem liest sich das Buch gut und macht Spaß zu spielen. Wer die anderen elf Bände gespielt hat, darf dieses nicht missen.

Im Zusatzabenteuer „An Bord der Unerschrocken“ schlüpft der Leser in die Rolle von Kapitän Borse, der den Einsamen Wolf schon im Hauptabenteuer durch die gegnerische Schiffsblockade geschleust hat. Ein Schiffbrüchiger erzählt von einer geheimnisvollen Insel, auf der sich unsagbare Schätze befinden sollen. Der Spieler kann sich nun auf die Suche nach den Schätzen machen oder das Ganze für eine Falle halten und davon absehen. Für beide Entscheidungen hält das Buch ein kurzes Abenteuer parat, wobei die Suche nach der Insel um einiges spannender ist. Während des Spieles empfand ich es sogar als eines der besten Zusatzabenteuer überhaupt, deren Bewertung zum Schluss nur deswegen etwas abfiel, weil das Ende etwas unausgewogen ist. Wenn man als Leser nämlich die falsche besondere Fertigkeit auswählt hat (was ich natürlich gemacht habe), dann ist das Abenteuer stochastisch kaum zu schaffen. Wer besser wählt als der Rezensent, der wird das Abenteuer vermutlich als kleine Perle in Erinnerung behalten.

Das Buch erscheint im gewohnten Layout, beinhaltet eine schöne Karte von Sommerlund und den Finsteren Ländern und wurde neu illustriert. Die Bilder unterstützen den modernen technischen Eindruck, den die Finsteren Länder und die Panzerboote beim Lesen erwecken.

Fazit: „Die Herren der Dunkelheit“ ist nicht das große Highlight, das man sich für den Abschluss eines Zyklus wünschen würde, aber immer noch gut genug, um gespielt zu werden. Das Zusatzabenteuer ist, von einer Schwäche abgesehen, hervorragend und eine gute Abrundung des Buches. Insgesamt ist die 12-bändige Reihe um den Einsamen Wolf mit das Beste, was das Genre der Spielbücher zu bieten hat, und daher eine klare Empfehlung an alle, die Spielbücher mögen oder einmal testen möchten.


Einsamer Wolf 12: Die Herren der Dunkelheit
Abenteuer-Spielbuch
Joe Dever
Mantikore Verlag 2012
ISBN: 978-3-939212-29-4
420 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,95

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