Eine Insel

Es sollte der wohl bedeutendste Tag in Maus Leben werden: Nachdem er einen Monat lang allein auf einer winzigen Insel mitten im Pelagischen Ozean gelebt hatte, sollte er mit einem großen Fest als Mann auf der Insel seines Stammes gefeiert werden. Doch ein Tsunami fegt über die Insel seiner Familie hinweg und löscht alles aus, was sich auf ihr befindet.

von Sabine Dingeldein

 

Für den Jungen Mau endet der Monat, den er auf der Jungeninsel im Pelagischen Ozean verbracht hat. Wie alle Jungen in seinem Alter musste er dort 30 Tage alleine leben, um seine Jungenseele am Schluss zurückzulassen und bei der Heimkehr in den Kreis der Männer aufgenommen zu werden. Nicht mehr Junge, aber auch noch nicht Mann, begibt er sich mit seinem selbstgebauten Kanu auf den Heimweg auf seine Heimatinsel, die Insel der Nation. Auf seinem Weg wird er jedoch von einem Unwetter überrascht und eine gigantische Welle fegt über ihn und das gesamte Atoll hinweg. Von dem einst starken Inselvolk bleibt nur Mau zurück – allein und, wie er glaubt, ohne Seele. Schnell muss er nun lernen, für sich selbst zu sorgen und er beginnt, die Insel nach und nach wieder aufzubauen.

Auch die junge Daphne – eigentlich heißt sie Ermintrude, aber Daphne findet sie viel schöner – wird zum Opfer des mächtigen Tsunamis. Die „Sweet Judy“ sollte das Mädchen von Kapstadt nach Port Mercia im Pelagischen Ozean zu ihrem Vater bringen. Wie durch ein Wunder überlebt Daphne das Schiffsunglück als einzige und findet sich allein auf einer ihr unbekannten Insel mitten im Meer. Ihre einzige Chance ist es, so lange zu überleben, bis ihr Vater einen Suchtrupp nach ihr ausschicken kann. Dazu beginnt sie, den recht gut erhaltenen Schiffsrumpf zu ihrer neuen Behausung umzubauen.

Bereits am Tag nach dem Unglück beobachtet sie die Ankunft eines Jungen auf der Insel, der, scheinbar ähnlich verloren wie sie, mit dem Aufbau der Insel beginnt. Hin und her gerissen zwischen Neugier und Angst, versteckt sich Daphne zunächst weiter. Doch schließlich überwindet sie sich und lädt ihn zu sich in ihre Behausung ein. Schnell lernen das Mädchen aus der englischen Oberschicht und der Junge aus dem Inselvolk, ihre sprachlichen Barrieren und den höfischen Anstand zu überwinden, um gemeinsam eine neue Nation aufzubauen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan: Weitere Überlebende der Katastrophe erreichen die Insel, darunter ein sehr alter Priester und eine hochschwangere Frau. Plötzlich müssen Daphne und Mau nicht nur für zwei, sondern für vier Menschen sorgen. Und mit jedem Tag werden es mehr…

Fazit: Terry Pratchetts „Eine Insel“ ist ein wundervoller und stellenweise schrecklicher komischer Roman über zwei junge Menschen, die noch nicht mal eine gemeinsame Sprache sprechen. Gefangen auf einer Insel müssen sie zusammen arbeiten, um zu überleben. Wildtiere, erzürnte Götter, heilige Vögel, plündernde Piraten und englische Kolonialisten machen den jungen Leuten das Leben natürlich nicht gerade einfacher, schweißen die beiden aber unweigerlich zusammen und sorgen für ein spannendes Lesevergnügen.


Eine Insel
Fantasy-Roman
Terry Pratchett
Manhattan 2009
ISBN: 978-3-442-54655-8
446 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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