Dungeon Fighter

Es kam die Zeit, als es keine echten Helden mehr gab. Nur noch zahnlose Scharlatane und kurzatmige Raufbolde durchstreiften das Land und prahlten mit ihren erlogenen Heldentaten. Als dies dem König zu Ohren kam, ließ er jeden Möchtegernhelden seines Landes ergreifen und warf das ganze Gesindel in die dunkelsten und gefährlichsten Labyrinthe. Dort sollen sie sich als wahre Helden erweisen oder mit ihren Kadavern das Verliesmoos düngen. Man will es kaum glauben, genau die Spieler sind diese Helden. Glückwunsch! Also kämpft oder … düngt!

von Oliver Adam

Es ist mittlerweile mehr als drei Jahre her, als ich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Spiel „Dungeon Fighter“ kam. Bei einer mittelgroßen Spiele-Convention in Süddeutschland sprach mich zu sehr später Stunde ein Mitarbeiter vom Heidelberger Spieleverlag an, ob ich denn nicht Lust habe, einen ganz neuen Prototypen zu testen. „Ein total verrücktes Spiel, bei dem man mit Würfel auf Zielscheiben schießt und unter Umständen die Würfel auch rückwärts durch die Beine wirft“, hieß es. Der Prototyp war damals auch so, wie man sich einen Prototypen vorstellt. Nämlich sehr rustikal und grob. Aber er ließ damals schon erahnen, welch Rohdiamant in dieser Spielidee steckte.

Eine kleine Ewigkeit später liegt also das fertiggestellte Spiel vor. An dem damals schon überzeugenden Spielprinzip hat man nach wie vor festgehalten. Die Spieler stolpern gemeinsam als Helden (oder eher Anti-Helden) durch ein Labyrinth und kämpfen gegen zahlreiche Monster um ihr Leben. Bis dann im letzten Raum der große böse Endgegner wartet.

Das komplette Spielmaterial ist gegenüber dem Prototypen deutlich verbessert worden und sieht nun wirklich hervorragend aus. Die Heldenkarten stellen in einem sehr lustigen Comic-Stil die verschiedenen Helden dar, wie Goldfinga (der Dieb) oder Torm (der Barbar). Wer einen Blick auf die Spielschachtel wirft, kann nachvollziehen, wovon die Rede ist. Auch die zahlreichen Karten zeigen eine humoristische Darstellungsweise der verschiedenen Monster und Ausrüstungsgegenstände. Und im Mittelpunkt steht das große Spielbrett in Form einer Zielscheibe, auf die dann bei einem Kampf die Würfel geworfen werden.

Bei einer Spielrunde wird zuerst einmal diese Zielscheibe zusammengesteckt und in die Tischmitte gelegt. Das Labyrinth sowie die Monster werden mit Hilfe zufällig gezogener Karten zusammengestellt und neben die Scheibe gelegt. Schließlich wählt oder zieht jeder Spieler eine Heldenkarte, wobei jeder Held mit Spezialfertigkeiten ausgestattet ist. Mit einer sehr kurzen Vorbereitungszeit kann also zügig losgelegt werden.

Jede Runde besteht nun aus drei Phasen: In der Bewegungsphase entscheiden sich die Spieler für einen Weg durch das Labyrinth. Im Normalfall kommt es dann zu einem Kampf mit einem Monster, das Kernelement des Spiels. Der Kampf erfolgt nämlich über Würfel, die auf den Trefferspielplan geworfen werden. Dabei muss ein Würfel immer erst mindestens einmal aufsetzen, bevor auf der Zielscheibe landet. Das getroffene Feld zeigt dann an, welcher Schaden dem Monster zugefügt wird. Fehlwürfe (Zielscheibe nicht getroffen) führen dazu, dass die Helden Trefferpunkte verlieren. Das Ganze kann noch erschwert werden, wenn ein spezielles Monster nur mit einer bestimmten Würfeltechnik verletzt werden kann. Da gibt es beispielsweise den Nasenwurf (Abrollen über die Nase), den Sprungwurf (Spieler springt in die Höhe) oder den Blinden Wurf (mit geschlossenen Augen würfeln). Zudem gibt es auch Ausrüstungsgegenstände, die eine eigene Würfeltechnik erfordern, dann aber oftmals einen wichtigen Bonus geben. Ist das Monster getötet, folgt zum Abschluss die Aufräumphase, in der die Monsterkarte abgelegt wird und die Würfel von der Zielscheibe genommen werden.

Unterbrochen durch Shoppingtouren, Jungbrunnen (Heilung) und zahlreiche andere Locations im Dungeon geht das so weiter bis zum Endgegner, bei dem man hoffentlich genügend Ausrüstung und Zusatzwürfel angesammelt hat, um überhaupt eine Chance zu haben.

Bei den ersten Runden sind erfahrungsgemäß die meisten Spieler noch etwas unsicher, wie genau denn gewürfelt werden soll. Nach kurzer Zeit läuft aber alles rund und man trifft auch zuverlässig die Zielscheibe. Nicht verschwiegen werden soll, dass einige Würfelmethoden vom genutzten Untergrund beeinflusst werden. Bei einem Probespiel spielten wir auf Biergarnituren und die Aufgabe war, den Würfel aufzusetzen und dann über eine Karte auf die Zielscheibe springen zu lassen. Das weiche Holz der Biergarnitur hat diesen Versuch nahezu unmöglich gemacht, sodass die Heldengruppe an diesem Gegner versagte. Bei einem anderen (härteren) Spieltisch hingegen war dies kein Problem.

Auch nach zahlreichen Runden macht „Dungeon Fighter“ immer noch eine Menge Spaß, und durch die kurze Aufbau- und Spielzeit eignet es sich hervorragend, um einfach mal dazwischen geschoben zu werden. Voraussetzung ist jedoch, dass man dem Thema Humor und Albernheiten bei Brettspielen nicht abgeneigt ist.

Fazit: Natürlich werden nur Würfel auf eine Zielscheine geworfen. Aber „Dungeon Fighter“ ist das verrückteste Spiel des Jahres und sorgt für viel Gelächter. Wunderschönes Spielmaterial, ein überzeugendes Spielprinzip und ein einfacher Ablauf machen das Spiel zu einem Meisterwerk für alle, die alberne Fantasy-Brettspiele mögen.


Dungeon Fighter
Brettspiel für 1 bis 6 Spieler
Lorenzo Silva
Heidelberger Spieleverlag 2011
EAN: 4015566000742
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

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