DSA 93: Hjaldinger-Saga 1: Glut

Die Hjaldinger sind ein unbeugsames Volk, welches vor langer Zeit von Myranor nach Aventurien auswanderte (die Nachfahren sind hier als Thorwaler bekannt). Doch warum verließen sie ihre Heimat und wagten diese gefährliche Fahrt ins Ungewisse? Erste Antworten darauf werden in „Glut“, dem ersten Teil der „Hjaldinger-Saga“ von Daniela Knor, geboten.

von Chris Sesterhenn

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch „Glut“ umfasst 360 Seiten, wobei fast 25 Seiten auf das Glossar mit Hinweisen zur Aussprache des Hjaldingschen, der Imperialen Zeitrechnung sowie wichtigen Begriffserklärungen entfallen. Neben dem Kurzporträt der Autorin Daniela Knor werden zwei Übersichtskarten der Region in Myranor sowie eine Übersicht der wichtigsten Personen des Romans bereitgestellt. Das Titelbild zeigt recht stimmig ein vollbesetztes Drachenschiff der Hjaldinger in einem aufgewühlten Gewässer.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Die Autorin Daniela Knor ist mit dem Schreiben von historischen Romanen für die Fantasy-Rollenspielwelt von „Das Schwarze Auge“ vertraut. Diesmal widmet sie sich den Ursprüngen der aventurischen Thorwaler. Deren Vorfahren – die Hjaldinger – verließen einst unter Führung der sagenumwobenen Jurga ihre Heimat, um in Aventurien eine neue zu suchen und zu finden. Die gesamte „Hjaldinger-Saga“ wurde dabei auf drei Bände verteilt und wird mit „Glut“ eröffnet.

Daniela Knor nutzt für ihre Erzählung zwar verschiedene Handlungsstränge, konzentriert sich aber auf den jungen Hjaldinger Vardur. Dieser begegnet auf seiner ersten Fahrt in den hohen Norden der verbannten und eher abweisenden Jurga, von der er sich aber stark angezogen fühlt.

Die Schiffgemeinschaft ist bereit, die Fremde aufzunehmen. Doch Schwierigkeiten bleiben nicht aus. Nach einem bedrohlichen Zwischenfall kann Vardur Jurgas Verbleib auf dem Drachenschiff nur noch durch eine persönliche Bürgschaft erreichen. Dramatische Ereignisse nach der Rückkehr der Gefährten um Vardur lassen vermuten, dass eine große Gefahr in Form des expandierenden Imperiums droht. Zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse macht sich eine Gruppe mit Vardur und Jurga auf den Weg zur nächsten Hafenstadt des Imperiums.

Während sich der Handlungsstrang um Gautaz, den Anführer der Aasa-Sippe, ebenfalls auf das Gebiet der Hjaldinger beschränkt, führen die Erzählungen von der Spionin Pythatheriope und dem jungen Xelias den Leser in das Imperium und damit weiter in den Süden.

Die einzelnen Handlungsstränge werden unterschiedlich stark verfolgt, in lockerer Abfolge abgewechselt und vermischen sich mal mehr und mal weniger intensiv mit dem Hauptstrang um Vardur und Jurga.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Daniela Knor gelingt es auf sehr angenehme Art und Weise, ein historisches Ereignis der „DSA“-Spielwelt spannend und sehr lebendig zu beschreiben. Durch die richtige Detailtiefe vermag sie der Geschichte Leben einzuhauchen und in Kombination mit ihrem Erzählstil den Leser an die Zeilen zu fesseln. Langeweile kam zumindest bei mir nie auf. Vielmehr wird die Neugier angeregt und damit zum Weiterlesen motiviert. Daniela Knor konnte voll und ganz meine hochgesteckten Erwartungen aus ihren mir schon bekannten „DSA“-Romanen erfüllen.

Etwas gewöhnungsbedürftig sind die vielen unbekannten Begriffe und die doch fremdartigen Namen (wer kann sich Pythatheriope merken oder auf Anhieb gar fehlerfrei aussprechen?). Hier sind sowohl das umfangreiche Glossar als auch die Erklärungen und die eingesetzten Fußnoten eine Hilfe. Für meinen Geschmack hätte hier aber ein einheitliches Konzept verwendet werden sollen.

Die einzelnen Handlungsstränge lassen sich sehr gut verfolgen und der rote Faden durch die Erzählung ist deutlich zu erkennen. Dadurch brauchen „DSA“-unerfahrene Leser keine Bedenken zu haben, dass sie an irgendeiner Stelle abgehängt werden. Auf der anderen Seite fehlt es der Erzählung etwas an überraschenden Wendungen und Ereignissen.
Jeder Interessierte sollte beachten, dass „Glut“ der erste Band der dreiteiligen „Hjaldinger-Saga“ ist. Somit sind die meisten Handlungsstränge am Ende noch komplett offen. Für mich wird das Warten auf die Fortsetzung auf jeden Fall zu einer Geduldsprobe.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Die „Hjaldinger-Saga“ von Daniela Knor dürfte für alle „DSA“- und insbesondere Thorwaler-Fans von Interesse sein. Da sich die Handlung auf Myranor beschränkt, kommen selbst reine Myranor-Fans dank zahlreichen Hintergrundinformationen auf ihre Kosten. Wer eine Erzählung gerne am Stück liest und Wartezeiten bis zum Erscheinen der Fortsetzung eher scheut (ich gehöre eigentlich auch dazu), sollte sich „Glut“ auf jeden Fall schon einmal vormerken.

Fazit: Mit „Glut“ präsentiert Fantasy Productions einen weiteren historischen „DSA“-Roman von Daniela Knor. Als Auftakt zu einem Dreiteiler bleiben zwar viele Handlungsstränge offen, aber die Fülle an Hintergrundinformationen und die Qualität der Präsentation rechtfertigen durchaus das sofortige Lesen. Wenn Daniela Knor den Erwartungen auch in den weiteren Teilen gerecht werden kann, sollte sich ihre „Hjaldinger-Saga“ im Spitzenfeld der „DSA“-Romane einreihen können. Teil 1 der Saga ist schon einmal „Glut“ ... ähem ... ich meine natürlich „gut“.


Glut (DSA-Roman Nr. 93)
Rollenspiel-Roman
Daniela Knor
Fantasy Productions 2006
ISBN: 3-89064-472-4
360 S. , Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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