DSA 131: Salsweiler

In Salsweiler im bornischen Hinterland muss das Mädchen Hesinja miterleben, wie ihr Vater von seinem Grafen in einer eisigen Winternacht an den Pranger gestellt wird und erfriert. Als Novizin wächst sie im örtlichen Traviatempel auf und hofft, als Priesterin der Kirche mit 16 Jahren dienen zu können. Doch der Graf und Bronnjar entlässt sie nicht aus der Leibeigenschaft, sondern holt sie an seinen Hof und nimmt sie in seine Dienste. Intrigen und ein seltsames Interesse des Grafen lassen Hesinja verzweifeln, die zudem ihre eigene Moral schwinden sieht, als sie sich gegen die Übergriffe der anderen Burgbewohner wehrt.

von Ansgar Imme

 

Auch „Salsweiler“ bietet wieder einmal einem Debütanten die Bühne: Alexander Nofftz, 1978 in Leverkusen geboren und dort lebend, hat bisher nur Fan-Romane zu „Perry Rhodan“ und einen Roman zur Science-Fantasy-Reihe „SunQuest“ veröffentlicht. Mit dem Bornland hat er eine eher vernachlässigte aventurische Region in den Mittelpunkt gestellt und dazu mit der Traviakirche, die nebenbei in der Geschichte immer wieder beschrieben wird, ein noch weniger erwähntes Thema aufgegriffen.

Das sechsjährige Mädchen Hesinja muss miterleben, wie in einer eisigen Winternacht ihr Vater Pjerow vom Bronnjar und Grafen Joost von Salsweiler an den Pranger geschleppt wird und dort erfriert. Die Traviageweihte Jella nimmt sie an Kindes statt auf und bildet sie im örtlichen Tempel als Novizin der Göttin des Herdfeuers und Gastfreundschaft aus. Als Hesinja 16 Jahre alt wird, hofft sie, eine Pilgerreise nach Rommilys antreten zu können, wo der Haupttempel der Traviakirche seinen Sitz hat. Doch sie benötigt dazu die Erlaubnis des Grafen, der sie aus der Leibeigenschaft entlassen muss. Der Traum zerbricht für die junge Novizin, als sie erfährt, dass er ihr nicht die Freigabe erteilt, sondern sie statt dessen als Magd an seinen Hof holt.

Am Hof des Bronnjaren muss Hesinja vieles erdulden und wird von allen herumgeschubst, drangsaliert und geschlagen, und sie beginnt, an sich und dem Willen der Götter zu zweifeln. Einzig der Graf scheint ihr wohlgesonnen zu sein, lobt sie, macht ihr Geschenke und hält ein wenig seine schützende Hand über sie. Dies erweckt Misstrauen in der Novizin, da er doch die Schuld am Tod ihres Vaters trägt. Doch sie schlägt sich durch und kann sich nach und nach in der Burg gegenüber den anderen Mägden und Knechten durchsetzen und den Burgherren gegenüber beweisen. Nur der Majordormus der Burg Mew Wulfski scheint ständig etwas an ihr auszusetzen zu haben. Viel schlimmer wird es jedoch, als sie feststellt, dass sie rahjaische Gefühle für den Grafen zu entwickeln beginnt und ihn begehrt. Sie beginnt, ihre eigene Moral und die Regeln Travias hinter sich zu lassen. Als ein Geheimnis aufgedeckt wird, versucht sie zu fliehen, wird aber in Geschehnisse hereingezogen, die vor langer Zeit ihren Anfang nahmen.

Zum Erstlingswerk

Was die Außengestaltung betrifft, hat der Verlag das bisherige gekannte Niveau gehalten. Das Titelbild ist allerdings eher auswechselbar und zeigt in einer Collage die Novizin Hesinja sowie ein „Rotauge“, welches später noch eine Rolle im Roman spielt. Der Anhang ist hingegen mehr als dürftig, was sich leider auch schon durch einige Bände zieht. Mit Ausnahme eines zweiseitigen Glossars ist nichts weiter enthalten. Und wenigstens ein kurzes „Dramatis Personae“ wäre nicht zu viel verlangt gewesen. Dazu ist das Glossar weitestgehend nutzlos, da es nur die Götter und Halbgötter sowie verwendete Maße und Gewichte aufzählt. Die Halbgötter und ein Teil der Götter werden allerdings nie im Buch erwähnt. Hier wäre eher eine Erklärung bornischer Begriffe und Titel usw. sinnvoll gewesen. Diese Kritikpunkte sind aber dem Verlag und nicht dem Autor anzulasten, da sich dies ja bereits durch alle vergangenen Bücher zieht.

Von einer richtigen Spannung kann man selten sprechen. Die Handlung plätschert eher dahin, die spannenden und interessanten Momente bezieht der Roman vor allem aus den zwischenmenschlichen Problemen und den Gefahren, die Hesinja innerhalb der Burg von den anderen Mägden, den Burgherren und dem Majordormus drohen. Während dies anfangs auch noch überraschend wirkt, wirkt die Wiederholung später aber ernüchternd und langweilend. Die plötzliche Kehrtwende in der Handlung und Einführung eines Gegners, der bis dahin kaum erwähnt wurde, macht dies nicht besser. Das Finale des Buches ist zudem zu einfach und schnell vorbei und bezieht sich allein auf das Götterwirken, was die Probleme weitestgehend löst.

Die Personen und ihre Motive bleiben oft zu oberflächlich. Während man zwar viel von der Novizin Hesinja erfährt, so ist ihr Verhalten mit der Zeit doch oft nervtötend und lässt jegliche gewonnene Sympathie wieder vermissen, und der Leser bleibt kopfschüttelnd zurück. Die anderen Personen gehen dagegen kaum in die Tiefe, man erfährt von ihnen eher wenig. Zwar wird ein wenig mit Klischees gespielt, jedoch reicht dies insgesamt nicht aus. Einzig die Traviageweihte Jella und der Graf Joost von Salsweiler werden etwas näher beschrieben, dabei wäre doch bei mehreren Figuren durchaus Potenzial gewesen, wie zum Beispiel der Gräfin oder dem Majordormus. Immerhin ist das Verhalten der beiden Hauptpersonen Hesinja und Joost von Salsweiler durchaus abwechslungsreich und vielschichtig und folgt nicht nur den einmal gestellten Klischees.

Zudem werden einige aventurische Tatsachen missachtet, wie sie einst im Rollenspiel zu „Das Schwarze Auge“ gesetzt wurden: Traviageweihte heiraten gängigerweise nicht Leibeigene, auch ein bornischer Graf stellt sich nicht gegen die Kirche und die Berufung einer Dienerin, auch wenn sie eine Leibeigene sein mag.

Fazit: Die Handlung lässt leider etwas zu wünschen übrig. Vor allem Leser, die sich mehr Spannung und Bewegung in der Handlung wünschen, werden enttäuscht sein, dass der Fokus mehr auf den Gefühlen und dem Leben der Hauptperson Hesinja liegt. Da diese zudem oft ein wenig nervend erscheint und aventurische Setzungen zum Teil missachtet wurden, sollte der Roman mehr als Vervollständigung der Sammlung dienen, wenn man am Bornland oder der Traviakirche interessiert ist.


Salsweiler (DSA-Roman Nr. 131)
Rollenspiel-Roman
Alexander Nofftz
Ulisses 2011
ISBN: 3868891617
288 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,00

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