DSA 115: Der Aschengeist

Galotta, der gefallene mächtige Hofmagier, muss nach der Ogerschlacht fliehen. Seine Flucht endet in Brabak im tiefen Süden Aventuriens, umgeben von Dschungel und Sümpfen. Bei den Nekromanten der Brabaker Magierakademie versucht er, die Scherben seines Lebens neu zusammenzusetzen und dem Rachedämon, der auf seine Seele lauert, zu widerstehen. Doch es haben sich Jäger auf seine Spur gesetzt und sind ihm bis in den tiefen Süden gefolgt, um ihn zu fassen und seiner Strafe zuzuführen.

von Ansgar Imme

 

Nach dem Erfolg der beiden ersten „Galotta“-Bände entschied man sich bei FanPro gemeinsam mit den beiden Autoren, die Erlebnisse des geliebten und gehassten Magiers Galotta fortzusetzen. Während die beiden ersten Bände stark durch die bisherige „Geschichtsschreibung“ der Welt Aventurien gekennzeichnet waren, existieren über die Zeit seiner Flucht nur wenige Quellen, sodass die Autoren hier die Chance hatten, mehr eigene Ideen einzubringen.

Zum Inhalt

Galotta, tief gefallener ehemaliger Hofmagier, hat die Schlacht der Tausend Oger entfesselt und muss nun um sein Leben fürchten und seinen Häschern entrinnen. Quer über den Kontinent flieht er gen Brabak, wo er Hilfe einer ihm bekannten Magierin erhofft, die er einst auf einem Magierkonvent traf und die in ihrer Akademie weit offener für alle Zauberkünste ist. Vollkommen erschöpft bricht er in den Sümpfen vor Brabak zusammen und wird vom geheimnisumwitterten Magister Pôlberra gefunden und vor den Pfeilen des Lichts, einer Inquisition für Magier, gerettet und verborgen. Nur langsam gewinnt er seine Kräfte und Erinnerungen wieder. Doch eine dunkle Macht hat seine Finger nach ihm ausgestreckt und droht, ihn zu überwältigen. Ohne Pôlberra und die anderen Magier der Brabaker Akademie scheint er verloren.

Galotta ist allerdings nicht der Einzige, den es in den Süden verschlagen hat. Die beiden Söldner Brander und Gertrude haben sich auf die Spur des Magiers begeben, um ihn für den Kaiser zu fassen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Eines Nachts dringen sie in die Akademie ein und entfesseln durch die Unterbrechung einer Dämonenbeschwörung ein Inferno. Mit roher Gewalt bahnen sie sich eine Schneise durch die Akademie, um Galotta zu stellen. Und selbst Pôlberra und die vereinten Akademiemagier können ihnen nicht die Stirn bieten. Als Brander mit erhobenem Schwert über Galotta steht, scheint es um ihn geschehen...

Bewertung

Die Covergestaltung und Aufmachung sind auf dem bewährten Niveau geblieben. Das Titelbild, als Skizze ursprünglich von der Autorin Kathrin Ludwig entworfen, zeigt Galotta mit dem Kater Fran. Dieser Band bietet dazu auch eine ordentliche Kurzbiographie der beiden Autoren, eine kurze und notwendige Übersicht der handelnden Personen des Bandes und ein ausführliches gutes Glossar am Ende des Bandes.

Nach den beiden ersten famosen Bänden waren die Erwartungen an den dritten Band so hoch, dass sie kaum erfüllt werden konnten. Zudem geht die Geschichte – auch geographisch – in eine ganz andere Richtung, als man es vielleicht erwartet hatte. Doch Brabak und die Akademie der Dunklen Geister ergeben eine ganz andere Art von Geschichte und nichtsdestotrotz einen spannenden, aber auch unvorhergesehenen Verlauf. Dies führt dazu, dass oft skurrile, lustige, aber auch höchst erschreckende Szenen dem Leser die Wirklichkeit der Nekromanten vor Augen führen und zum ersten Mal bei „DSA“ beziehungsweise den zugehörigen Romanen aufzeigen, was die Wirklichkeit bei so genannten Schwarzmagiern und was der Unterschied zu echten Bösewichten ist. Allerdings vergisst man dabei vielleicht auch das eine oder andere Mal, dass diese trotzdem mit Mächten spielen, die für sie vielleicht zu groß sein können.

Die Hauptperson Galotta wird durch die vielen Beschreibungen und Erzählungen rund um die Brabaker manchmal etwas in den Hintergrund gedrängt, und man wünscht sich oft, fast noch mehr von (dem heimlichen Star) Pôlberra und seinen Kollegen zu hören. Doch stört dies den Lesefluss überhaupt nicht, denn da Galotta zunächst mit sich selbst und seinen Gefühlen kämpfen muss (und dies auf Dauer ermüdend zu lesen gewesen wäre), haben die Autoren die Chance ergriffen, eben einmal den fremdartigen Magiern aus Brabak die Bühne zu geben. Dabei bekommt vor allem der seltsame Nekromant Pôlberra eine sehr intensive Beschreibung, die aber nur wenig von seinem geheimnisvollen Auftreten nimmt und noch unglaublich viel Potenzial bietet (was vermutlich im folgenden vierten Band weiter genutzt wird). Die anderen Magier werden zwar auch kurz skizziert und immer wieder erwähnt, bleiben aber im Gegensatz zu Galotta und Pôlberra ein wenig blass. Die Hexe Axzimona bleibt bis zum Ende (wohl beabsichtigt) undurchschaubar, allerdings kann man nicht immer nachvollziehen, warum Galotta dieser überhaupt traut und ein enges Verhältnis zu ihr aufbaut. Die beiden Söldner aus dem Mittelreich kann man zwar verstehen, aber irgendwie wünscht man es sich als Leser doch oft zu sehr, dass es ihnen nicht gelingt, Galotta zu fassen (fast ein klassisches Täter-Opfer-Syndrom, wo man sich mehr auf die Seite des Täters Galotta schlägt). Das mag man auch durchaus als Nachteil sehen, denn an einigen Stellen wirkt es, als wäre Galotta eher ein Opfer und immer die äußeren Bedingungen schuld, die ihn hierher geführt haben.

Für den Aventurienkenner und langjährigen „DSA“-Spieler sind zudem viele kleine Hinweise auf Personen und Orte sowie Anekdoten enthalten, die das profunde Wissen der Autoren und deren Umsetzung in die Romanhandlung zeigen. So fühlt man sich fast den ganzen Roman, als wäre man schon einmal da oder dabeigewesen und würde nur wieder nach Hause zurückkehren.

Fazit: Auch wenn die beiden ersten Romane um Galotta noch spannender und spektakulärer waren, kann auch dieser noch glänzen. Vor allem die Brabaker Magier sind ein Höhepunkt und lassen den Leser zwischen Lachen und Unglauben ob der teilweisen Skrupellosigkeit schwanken. Eine gute Fortsetzung!


Der Aschengeist (DSA-Roman Nr. 115)
Rollenspiel-Roman
Katrin Ludwig & Mark Wachholz
Fantasy Productions 2009
ISBN: 3-89064-229-2
400 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,00

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