DSA 113: Die Paktiererin

Die Wehrsassen Beolf und Sidra werden auf die Burg ihres Lehnsherren eingeladen, als sie unterwegs einen grausamen Fund machen und schreckliche Geschichten der Dorfbewohner von umhergehenden zweibeinigen Werwölfen hören. Mehrere Dorfbewohner sind schon angefallen worden, und ihre Wunden wollen auch trotz der Heilkünste Sidras nicht heilen. Als Beolf im Auftrag des Freiherrn von Waldsteyn gegen die Baronie Aare ziehen muss, die angeblich von einer Hexe regiert wird, gerät Sidra in die Konfrontation mit einem Praiosgeweihten, der genau wie sie dem Geheimnis der Lykantrophie auf der Spur ist.

von Ansgar Imme

 

Der Autor Dietmar Preuß ist, was seine „DSA“-Veröffentlichungen angeht, schon recht erfahren, erscheint mit „Die Paktiererin“ doch bereits sein dritter Roman, der sich abermals um die beiden Wehrsassen Beolf und Sidra dreht, die einst als Kinder von Orks gefangen genommen wurden. Der 1969 geborene Autor hatte bisher vor allem Kurzgeschichten in Anthologien und Fanzines veröffentlicht.

Zum Inhalt

Die Geschichte spielt vorrangig in den Tagen des Monats Hesinde im Jahr 351 vor Bosparans Fall, weit vor der heutigen aventurischen Zeit. Im knapp sechs Monate vorher angesiedelten Prolog erlebt die junge Hexe Hatisha zunächst, wie sie vom halbgöttlichen Mannwidder Levthan verschmäht wird, obwohl sie die Hübscheste aller anwesenden Hexen ist, und muss sich anschließend der Vergewaltigung des örtlichen Barons erwehren. In größer Not ruft sie dämonische Kräfte zu Hilfe, die ihre Widersacher besiegen und besiegelt mit der Dämonin einen Pakt.

Im Hesinde treffen die beiden Wehrsassen auf der Burg des Lehnsherren Freiherr Nymmir von Waldsteyn ein, der Hilfe im Kampf gegen die Nachbarbaronie Aare benötigt. Schon bei ihrer Ankunft machen sie jedoch eine schreckliche Entdeckung: Ein Wolf hängt an einem Galgen wie sonst nur übelste Verbrecher. Die Menschen des Dorfes berichten zudem von schrecklichen zweibeinigen, aufrecht gehenden Werwesen, die jeden Menschen anfallen und derer sich keiner erwehren kann. Sowohl die Heilkünste Sidras als auch einer alten Kräuterfrau können den Kranken nicht weiterhelfen, die wie tollwütig sind oder an den Wunden vergehen.

Beolf  und eine Gruppe Söldner unter ihrem Anführer Wulfrab von Bistingen machen sich schließlich auf den Weg, die Baronie Aare zu erobern und die schwarze Hexe von ihrem Thron zu vertreiben. Begleitet werden sie dabei vom alten Mechanicus und Gelehrten Magister Leonard von Erbstollen, der anscheinend ein Geheimnis birgt. Während die Gruppe durch den Schnee und die Kälte zieht, werden sie nach und nach immer wieder von etwas Schrecklichem angegriffen, das die Kehlen und Körper der Männer geradezu zerfetzt. Während Beolf versucht, dem Verursacher auf die Schliche zu kommen, hinter dem er einen der seinen vermutet, eskaliert auf der Burg die Lage, als schließlich ein Praiosgeweihter und Inquisitor eintrifft, der Sidra düstere Heilkünste und Hexerei vorwirft. Sowohl Beolf als auch Sidra geraten in die Klemme und ihrer beider Leben steht auf dem Spiel.

Kritik

Die Außengestaltung und das Cover führen die bisherige Tradition fort. Das Niveau ist gut, auch wenn das Cover dieses Mal mit seinem nahezu kompletten Blaugrau-Ton und dem Werwesen als Hauptmotiv nicht sonderlich innovativ ist. Immerhin ist der Anhang nicht so kurz wie sonst, aber auch hier hätte man ohne viel Aufwand noch ein wenig mehr bieten können, vor allem ein kurzes „Dramatis Personae“. Diese Kritikpunkte gelten wie bisher aber dem Verlag und nicht dem Autor.

Zu loben ist zunächst einmal, dass es dem Autor durchaus gelingt, eine spannende Geschichte zu erzählen, wenn man bereit ist, einige Hintergrundfehler und zum Teil unsympathische und nervende Personen außer Acht zu lassen. Die Spannung steigt mehr und mehr an, und auch wenn man als Leser einiges erahnen kann und vermutet, welche Person wohl der Auslöser und Verursacher ist, so wird man doch sehr lange im Unklaren gelassen, was der Geschichte durchaus gut tut. Auch der Horror- und Entsetzens- oder Mitfieberanteil steigt mit zunehmender Seitenzahl.

Leider sind die Personen dagegen überhaupt nicht gut getroffen. Die beiden Hauptfiguren Beolf und Sidra wirken bestenfalls nicht vollkommen unsympathisch, vielen Lesern werden diese aber sicherlich unangenehm aufstoßen. Man hat vor allem zu Anfang das Gefühl, dass man es mit Spielfiguren aus dem Rollenspiel zu tun hat, die der Autor besonders mag. Sie scheinen fast keine Schwächen zu haben und in allem versiert zu sein. Zumindest Beolf wird im Laufe der Handlung sympathischer, seine Motive nachvollziehbarer, Fehler und Schwächen deutlicher. Auch die anderen Figuren wie der Anführer der Söldner Wulfrab von Bistingen, die Hexe Hatisha (deren Wandlung am Anfang des Buches vollkommen willkürlich wirkt) oder in sehr stereotyper Form der Inquisitor Henricus Krama sind leider fast durchgehend sehr klischeehaft gehalten. Interessanterweise sind vor allem die Nebenfiguren viel spannender und in ihrer rudimentären Zeichnung realistischer, allen voran der Magister Leonard von Erbstollen, der zunächst unfreundlich, fast feindlich wirkt und ein Geheimnis in sich zu tragen scheint, das sich später aber als Last herausstellt.

Ein richtiges aventurisches Gefühl kommt zudem selten auf. Die Geschichte könnte auch meistens in einer beliebigen anderen Welt im Winter spielen. Das lässt dem Autor zwar die Möglichkeit, weitab der Zivilisation die Hintergründe nach seinem Gusto zu gestalten, aber es fehlt eben ein wenig an der Verbindung zum „DSA“-Universum. Die extreme Wandlung der Hexe zu Beginn der Geschichte, ihre Beschwörung einer sehr mächtigen Dämonin fast per Fingerschnipsen und ebenso die „Beschwörung“ des Halbgottes Levthan biegen den aventurischen Hintergrund doch sehr, was den Lesegenuss schmälert.

Fazit: Der Roman bietet durchaus seine spannenden Momente. Die Figuren sind allerdings selten sympathisch und oft sehr einfach und wenig tiefgründig gehalten. Die aventurische Stimmung ist zudem eher gering. Wer das Geld über hat, erhält für Zwischendurch einen durchaus spannenden Roman, von dem er aber auch nicht zuviel erwarten sollte.


Die Paktiererin (DSA-Roman Nr. 113)
Rollenspiel-Roman
Dietmar Preuß
Fantasy Productions 2009
ISBN: 389064158X
377 Seiten, Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,00

bei amazon.de bestellen