„Im Reich der Spinne“ ist die zweite Episode der im Augenblick als Trilogie angelegten Erzählung um die Jugendjahre des Dunkelelfen Drizzt Do’Urden. Nachdem er seine Zeit in der Akadamie nicht nur mit höchsten Ehren beendet, sondern sich obendrein – wenngleich mit aller gebotenen Heimlichkeit – seine eigene Ideologie bewahrt hat und ungebrochen eher der Stimme seines Herzens folgt, denn den finsteren Einflüsterungen der Hohepriesterinnen der Spinnengöttin Lolth, muss sich der junge Drow, der zum begabtesten Schwertkämpfer unter seinesgleichen herangewachsen ist, auf gefahrvollen Patrouillen durch die Gänge und Stollen des Unterreichs bewähren. Obschon seine Fähigkeiten die Oberen des Hauses Do’Urden, allen voran Oberin Mutter Malice Do’Urden, mit Wohlwollen erfüllen, riskiert Drizzt immer wieder den Zorn seiner Herrinnen, indem er sich dem Willen der Spinnengöttin widersetzt, sich ihren Priesterinnen verweigert, lästerlich spricht und sogar Leben schont! Am Ende muss ein anderer den Preis für die Frevel des widerspenstigen Dunkelelfen bezahlen und Drizzt sieht keinen anderen Ausweg, als alle Brücken hinter sich abzubrechen und das Reich der Drow auf immer zu verlassen. Wenn sie ihn lassen…

Die zweite Hörspiel-Episode setzt zwar mit einem inhaltlichen Zeitsprung ein, aber qualitativ schließt sie nahtlos an das an, was bereits in Teil 1 geboten wurde, übertrifft dies mitunter sogar. Die Musik, mal düster im Hintergrund dräuend, dann wieder treibend an der Oberfläche, bildet zusammen mit den vielfältigen Geräuschen – vom Klirren der Schwerter, über das Rauschen der Feuerbälle und das Mahlen des Steinelementars, bis hin zum Grollen des weiblichen schwarzen Panthers Guenhwyvar, der zu Drizzt treuer Gefährtin wird – eine vortreffliche Hintergrundkulisse, vor der die Sprecher in all ihrer drow’schen Bosheit agieren dürfen. Ein bisschen schwer tut man sich meines Erachtens mit dem recht umfangreichen Ensemble; vor allem bei Versammlungen ist nicht immer ganz klar, wer gerade spricht. Zum Glück hebt sich die Stimme von Tobias Meister, der nach wie vor den Drizzt gibt, angenehm deutlich aus dem Gekeife seiner „Drow-Schwestern“ hervor, sodass man, selbst wenn man nicht jede Nebenfigur gedanklich zuordnen kann (was der Handlung in diesen Szenen keinerlei Abbruch tut), zumindest stets weiß, wo sich der Protagonist gerade befindet.

Ein bisschen irritierend ist die Ausstattung der CD. In dem Booklet findet sich eine Illustration der Stadt der Gedankenschinder, ebenso wird ein Vertreter dieser Rasse im Innencover hinter der eingelegten CD abgebildet – doch die Illithiden spielen in dem Hörspiel gar keine Rolle. Dafür ergänzt der kurze Glossar das Gehörte tadellos!

Fazit: Auch wenn das Erlebnis des gänzlich Neuen, das mich beim Hören des ersten Teils der Hörspiel-Reihe „Drizzt“ förmlich mitgerissen hatte, im zweiten Kapitel nicht mehr ganz so stark wirkt, gefällt dieses von der Handlung her mitunter sogar noch besser. Die Prüfungen des Körpers und des Geistes, denen sich der titelgebende Held im Reich der Spinne (und in der Oberwelt!) stellen muss, bilden die Grundlage spannender Unterhaltung und vor allem Fans berührt das Zusammenfinden von Drizzt und seiner treuen Panthergefährtin Guenhwyvar. Auf die Abenteuer, die beide schon bald gemeinsam erleben, freut man sich schon von der Sekunde an, da die vorliegende CD durchgelaufen ist.