Drizzt – Die Saga vom Dunkelelf 1: Der dritte Sohn

Drizzt Do’Urden ist so etwas wie ein Superstar unter den Protagonisten von Rollenspiel-Romanen. Die Bekanntheit des einstigen Nebendarstellers in R. A. Salvatores „Icewind Dale“-Trilogie reicht weit über den Kreis der „D&D“-Spieler hinaus und seit 1988 wurde seine Geschichte in mehr als einem Dutzend Romanen forterzählt. Im Augenblick erobert der Drow mit den zwei Schwertern gerade neue Medien – so erscheinen bei Panini Comics die drei Bände „Die Saga vom Dunkelelf“ als Graphic Novel und LAUSCH hat die ersten Jahre von Drizzt nun als Hörspiel vertont.

von Jakob Schwarz

 

„Der dritte Sohn“, die erste Episode der „Saga vom Dunkelelf“, erzählt von den Jugendjahren von Drizzt Do’Urden in Menzoberranzan, der Dunkelelfenstadt im Unterreich, tief unter der Oberfläche von Faerûn, der Spielwelt der „Vergessenen Reiche“. Hineingeboren in eine Welt, in der Intrigen an der Tagesordnung sind und nach einem Mord der Mörder geehrt wird, wenn er es nur geschickt genug angestellt hat, entgeht der junge Drizzt, der drittgeborene Sohn des Hauses Do’Urden, des zehnten Hauses von Menzoberranzan – das jedoch just in der Nacht seiner Geburt mit blutigen Klingen an seinem gesellschaftlichen Aufstieg arbeitet –, nur deshalb dem Opfertod auf dem Altar der Spinnengöttin Lolth, weil einer seiner Brüder von der Hand eines Vertrauten hinterrücks gemeuchelt wird. Zehn Jahre lang werden Drizzt durch erbarmungslose Erziehungsmethoden der Hausherrinnen, allen voran Briza Do’Urden mit ihrer Schlangenkopfpeitsche, Körper und Geist verhärtet. Dann erlaubt ihm die Oberin Malice Do’Urden, in die Lehre des Schwertmeisters Zaknafein zu gehen, unter dem der Junge sein wahres Talent entfaltet – und aufgrund subversiver Einflüsterungen die Lebensart der Drow zu verachten lernt. Doch am Ende muss er eine wichtige Lektion lernen: Er, Drizzt, steht mit seiner Rebellion gegen die mörderische Gesellschaftsordnung Menzoberranzans allein...

Die von Günter Merlau in wortwörtlich treibendem Rhythmus inszenierte Hörspiel-Handlung jagt geradezu von Schlüsselszene zu Schlüsselszene und lässt die 65 Minuten Spielzeit wie im Fluge vergehen. Regelrecht gewaltig und gewalttätig setzt die Geschichte ein, von einem bedrohlichen, aggressiven Klangteppich aus dumpfen Trommeln, dräuenden Synthesizern und schlicht infernalischem „Krach“ untermalt, der das maßlose Wesen der Dunkelelfen betont und eher auf eine hohe Pulsfrequenz beim Hörer baut, denn auf subtile Gänsehaut. Im weiteren Verlauf gewinnen die perfide gesponnenen Ränkespiele an Oberhand, von einem umfangreichen Figuren-Ensemble dargeboten, das mitunter nicht ganz leicht auseinanderzuhalten ist, da sich fast alle Sprecher eines ähnlich hinterhältigen Tonfalls bedienen. Hilfestellungen gibt hier das Drehbuch, ebenfalls von Günter Merlau verfasst, das geschickt die doch recht verzwickten Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnisse aufzulösen mag. Ein Lob an die zwei Sprecher Tobias Meister und Miriam Hensel. Während Hensel ihre Briza Do’Urden mit einem Hexenkreischen interpretiert, das einem als Hörer nicht mehr so leicht aus dem Ohr geht, steht Meister als Titelheld Drizzt souverän über den Dingen und behält sowohl als Erzähler als auch als junger Drow akustisch das Heft in der Hand.

Fazit: Der Einstieg in „Die Saga vom Dunkelelf“ ist den Hörspielmachern von LAUSCH mit „Der dritte Sohn“ hervorragend gelungen. Nach einem fesselnden Auftakt wird man von der ersten bis zur letzten Minute durch die spannende Handlung gezogen und am Ende der 65 Minuten zwinkert man verwundert und wie aus einem düsteren, aber verführerischen Traum erwachend und kann kaum glauben, dass die Geschichte schon vorbei ist. Ist sie aber glücklicherweise auch nicht: Die Episoden 2 und 3 der Abenteuer von Drizzt Do’Urden erwarten uns bereits in den nächsten zwei Monaten. Ich erwarte sie mit Spannung.


Drizzt – Die Saga vom Dunkelelf 1: Der dritte Sohn
Hörspiel nach dem Roman von R. A. Salvatore
Günter Merlau
LAUSCH 2006
ISBN: 3-939600-04-0
1 CD, 65 min., deutsch
Preis: EUR 9,99

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