Drakensang – Am Fluss der Zeit: Hort in der Tiefe

Jason suchte das goldene Fließ. Odysseus den Weg zu dem wohl größten Schatz auf Erden (seiner Frau). Onkel Dagobert schlicht jeden Schatz (allerdings ohne Frau). Und die Helden des neuen „DSA“-Drakensang-Abenteuers „Hort in der Tiefe“ suchen das Flussgold!

von Morgath

 

In Albenhus herrscht große Aufregung, seitdem einige Leute einige wertvolle Schmuckstücke im Großen Fluss, der Lebensader des Mittelreichs, gefunden haben. Das Flussgold ist in aller Munde, doch woher es stammt, weiß keiner so genau. Aber das hindert keinen daran, danach zu suchen. Zu verlockend ist der Wunsch nach dem schnellen Geld. Auch die Helden hören das Gerücht, und schon bald haben sie einige konkrete Hinweise, wo es zu finden ist. Doch „zufälligerweise“ wurde in der Nähe ein Drachenboot mit thorwalerischen Kriegern gesichtet, und ein ehrgeiziger Junker hat sogar eigens einen geheimnisvollen Apparat aus Havena kommen lassen, der ihm bei der Suche eine wertvolle Hilfe sein soll. Offensichtlich sind die Helden nicht die einzigen Schatzjäger. So heißt es, nicht nur den Schatz zu finden, sondern auch noch Widersachern zu trotzen, damit sie am Ende nicht mit leeren Händen dastehen.

Das Abenteuer teilt sich grob in zwei Teile auf. Der erste befasst sich mit der profunden Schatzsuche. Zunächst müssen die Helden Informationen in der Stadt Albenhus (eine kleinen Stadt mit großem Zwergenanteil) sammeln, ehe sie einen Hinweis finden, wo das Flussgold zu finden ist. Hierbei können sie zahlreiche Gerüchte hören, die ihnen nur teilweise weiterhelfen, ihnen aber auf jeden Fall einen farbenfrohen Eindruck von Aventurien verschaffen. Anschließend beginnt die Suche nach dem Schatz, der sich auf dem Grund des größten Flusses Aventuriens befindet. Dort werden die Helden tatsächlich auch fündig, allerdings finden sie nicht genau das, was sie eigentlich suchen. Stattdessen erhalten sie einen weiteren Hinweis, der sie im zweiten Teil übers Land ins Reich der Feen und einigen Nebenglobulen führt. Als Höhepunkt gelangen sie sogar in den Hort des Flussvaters, der Personifizierung des Großen Flusses, wo sich das Geheimnis um den Schatz schließlich aufklärt.

Das Werk ist an unerfahrene Rollenspieler gerichtet, die über das Computerspiel „Drakensang“ Interesse am „echten“ Rollenspiel gefunden haben und es einmal ausprobieren wollen. Die Handlung ist daher einfach gehalten, sodass es selbst von Neulingen verhältnismäßig leicht zu leiten sein dürfte. Trotzdem hat das Abenteuer einen interessanten Hintergrund (es gibt einen Bezug zu Phileasson) und besticht durch abwechslungsreiche Handlungsorte: Stadt, Land, Fluss und schließlich sogar das Land der Feen. Für Einsteiger also geradezu ideal. Ausführliche Informationen über die Stadt Albenhus, die Feenwesen und die auftretenden Parteien/Personen runden das Werk ab. Zudem gibt es zahlreiche Bezüge zu anderen „Drakensang“-Produkten, sodass sich interessierten Neulingen schnell zurecht finden dürften.

Allerdings hat das Werk auch einige Schwachstellen, die jedoch nur den erfahrenen Rollenspielern ein Dorn im Auge sein dürften: Der Hintergrund ist zu wenig durchdacht und weist einige (logische) Fragwürdigkeiten auf. Zudem ist der Übergang der beiden Teile sehr gekünstelt. So wird den Helden nahe gelegt, den Fußweg zu nehmen, anstatt, wie es am Großen Fluss nahe liegend wäre, per Schiff zu reisen. Als Grund wird genannt, dass derzeit kein Schiff in ihre Richtung fährt – angesicht der Tatsache, dass der Große Fluss das wohl meistbefahrene Gewässer Aventuriens ist, sehr unglaubwürdig. Auch ist das Verhalten einiger Nichtspieler-Charakter nicht nachvollziehbar. Nachdem die Helden (und nur die Helden) einen neuen Hinweis zum Schatz gefunden haben, sind plötzlich alle in genau diese Richtung unterwegs. Auch ist nie ganz ersichtlich, warum die Feen (und diverse andere Wesen) alle den Helden bei ihrer Suche helfen wollen. Besonders verdient haben sie sich bis dahin nicht um sie gemacht.

Das Buch erscheint in Vollfarbe und ist optisch ein Genuss. Die Bilder sind schön. Besonders die feurige Wasser-Nixe auf Seite 47 hat es mir angetan. Die Karten haben die gewohnt hohe „DSA“-Qualität. Das Buch hätte aber inhaltlich etwas besser strukturiert sein können.

Fazit: Trotz einiger Schwächen kann das Werk Rollenspiel-Neulingen (und eigentlich nur diesen) empfohlen werden. Sie erhalten eine schöne, phantastische Geschichte mit abwechslungsreichen Handlungselementen. Für erfahren Kenner wird außer eine Beschreibung der Stadt Albenhus und einiger Feenwesen nur wenig (Neues) geboten.


Drakensang – Am Fluss der Zeit: Hort in der Tiefe
Abenteuerband
Daniel Simon Richter
Ulisses Spiele 2010
ISBN: 978-3-86889-037-2
54 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,00

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