Drachengasse 13 – Schrecken über Bondingor

„Drachengasse 13“ entführt junge Leser in die fantastische Stadt Bondingor, wo drei Kinder viele spannende Abenteuer erleben. Aber auch ältere Semester werden Spaß an den liebevoll geschriebenen Geschichten haben. Im ersten Band sucht eine unheimliche Kreatur die Stadt heim. Die Kinder beschließen dem Rätsel auf den Grund zu gehen.

von Leonie und ihrem Papa Andreas

 

Die Bücher der „Drachengasse 13“ sind für ein erheblich jüngeres Publikum zugeschnitten, als ich es bin. Die liebevoll gestalteten Geschichten um die 12- bis 13-jährigen Kinder – die Jungen Tomrin und Sando und das Mädchen Hanissa – visieren die Altersgruppe ab 10 an. Da ich diese Altersgruppe bereits vor über 25 Jahren hinter mir gelassen habe, dachte ich mir, dass es eine gute Idee wäre, jemanden in diese Rezension mit einzubeziehen, der mit einem Jugendbuch altersbedingt mehr anfangen kann. Um es kurz zu machen, ich habe meine älteste Tochter Leonie zu diesem Zweck eingespannt. Leonie war zum Zeitpunkt, als ich diesen Plan gefasst habe, gerade in die zweite Klasse gekommen. Sie liest zwar begeistert, was wohl Vererbung zu sein scheint, ich hatte allerdings Bedenken, dass sie von „Drachengasse 13“ altersbedingt überfordert sein könnte. In diesem Fall wurde ich sowohl von Leonie als auch von „Drachengasse 13“ positiv überrascht. Denn die Texte sind schön und vor allem bildhaft geschrieben. Nach der Lektüre stellte ich Leonie Fragen, die ich in die Rezension einfließen lasse.

Das Buch selbst ist als Hardcover gestaltet, genau so, wie ich es schon von den Schneiderbüchern in meiner Jugend gewohnt war. Die Buchstaben sind relativ groß geschrieben. Mir persönlich hätte eine Schriftgröße weniger besser gefallen.

„Schrecken über Bondingor“ ist der erste Band und ihm obliegt es auch, die Basis für die gesamte Reihe zu schaffen. Bondingor ist eine Fantasy-Großstadt, in der das Fantastische alltäglich ist. Die Stadtgarde fliegt mit Drachen über den Himmel und in den Straßen pulsiert das pseudomittelalterliche, multikulturelle Leben. Die verschiedenen Völker leben ohne erkennbare Divergenzen nebeneinander. Einzig die Kobolde haben über der Stadt eine „Parallelgesellschaft“ aufgebaut. Bondingor ist der ideale Platz, um Abenteuer zu erleben. Die Stadt ist groß genug, um hunderte von Geschichten zu erzählen. Die Protagonisten sind – wohl auch um die Identifikation zu erleichtern – alle Menschen. In diesem Band lernen sich die Kinder erst einmal kennen und auch der Leser kann sich mit den vertraut machen. Die Persönlichkeiten der Protagonisten sind gut ausgearbeitet und jeder von ihnen füllt eine bestimmte Rolle in der „Bande“ aus.

Tomrin ist der starke, aufrichtige „Held“, der darauf brennt, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten. Er hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und hat mit seinem Vater „Verbindungen nach Oben“. Der vorlaute Sando ist so gesehen das genaue Gegenteil. Der auf der Straße aufgewachsene Junge kennt die Straßen der Stadt wie seine Westentasche, nimmt es mit den Gesetzen nicht so genau, hat aber das Herz am rechten Fleck. Wenn es um die dunklen Gassen der Stadt geht, kennt er sich dort aus. Aber gegen die Rolle, die Hanissa zugedacht ist, wirken die Konzepte der Jungen etwas bieder. Hanissa lebt in der Magischen Universität und lernt dort heimlich das Zaubern, denn Frauen sind vom Studium eigentlich ausgeschlossen. Da die studierten Magier ohne Ausnahme in die Kategorie „zerstreuter Professor“ zu fallen scheinen, hinterlässt dieser Zustand bei mir den Eindruck, dass das Studium der Magie Frauen nur deshalb verboten ist, weil sie bessere Zauberer abgeben würden. Hanissa ist klug und wissbegierig, auch wenn ihre praktischen Fähigkeiten noch nicht sehr weit gediehen sind, so weiß sie sich zu behelfen. Die Geschichte selbst ist sehr plastisch und spannend geschrieben und spart nicht mit humorigen Einlagen. Die Autoren haben die Handlung, den Hintergrund und die Protagonisten zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt. Den Dreien dabei zu folgen wie sie versuchen das Geheimnis des unheimlichen Nachtfressers zu lüften, der die Bewohner der Stadt in Angst und Schrecken versetzt, war sehr unterhaltsam. Die Lösung war für mich jetzt nicht die absolute Überraschung, aber auf dem Weg dorthin bereiteten die beiden Autoren mir einige unerwartete Wendungen.

Jetzt komme ich zu den Eindrücken, die Leonie mir vermittelte. Leonie gefiel der erste Band sehr gut. Nach ihrer Aussage war der Text nicht schwer zu lesen. Sie konnte der Geschichte gut folgen. Von den menschlichen Protagonisten hat sie Tomrin, den Sohn des Hauptmanns der Stadtgarde zu ihrem Lieblingscharakter erklärt. Auch die vielen verschiedenen Völker fand sie lustig, namentlich nannte sie Elfen und Zwerge. Sandos „Onkel“ Gump, ein Zwerg, gefiel ihr wegen seines lustigen Auftretens. Die Kobolde, die über den Dächern der Stadt hausen, mochte sie wegen deren komischer Sprache, die ruppige Art, welche die Kobolde an den Tag legten, missfiel ihr aber. Besonders gut fand sie die Karte der Stadt und die Zeichnungen, die am Anfang des Bandes bei den Charakterbeschreibungen zu sehen sind. Dadurch konnte sie sich die Kinder besser vorstellen. Die Geschichte rund um die Jagd nach dem unheimlichen Nachtfresser fand sie sehr spannend.

Fazit: „Schrecken über Bondingor“ ist ein gelungener Eisbrecher, der Lust auf „Mehr“ macht. Der erste Band der Jugendbuchreihe bereitet den Boden für die Reihe. Der Leser lernt die Hauptpersonen während ihres ersten Falles kennen. Zusammen mit ihnen wird eine liebevoll gestaltete Fantasy-Metropole im Rahmen einer spannenden Geschichte erkundet. Dass nach 194 Seiten schon Schluss war, ist wohl der größte Nachteil. Meine Tochter Leonie war sehr begeistert und für eine gewisse Zeit waren die Olchis einmal nicht das bestimmende Thema bei ihr.


Drachengasse 13 – Schrecken über Bondingor
Fantasy-Roman
Bernd Perplies, Christian Humberg
SchneiderBuch 2011
ISBN: 978-3-55-12892-9
196 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 8,99

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