von Frank Stein
Nachdem sich Corporal Flynn "Fly" Taggard in den ersten beiden Romanen gemeinsam mit seiner Kameradin PFC Arlene Saunders von Phobos über Deimos und mit Zwischenstopp in Salt Lake City nach L.A. durchgeschlagen haben, sitzen sie zu Beginn des dritten Buchs am Strand von Hawaii, dem letzten Außenposten der freien Menschheit, und lassen sich die Sonne auf den Pelz brennen. Beim Bier lässt man kurz Revue passieren, wie man den Monstern letztlich entkommen konnte, ansonsten passiert erst einmal nichts. Doch dann taucht ein Militäroberer auf, der behauptet, man habe Nachricht von Außerirdischen erhalten, die gegen die Höllenbrut und auf der Seite der Menschen stehen würden. Um mit diesen Wohltätern, die allein das Schicksal der überrannten Menschheit noch zum Guten wenden können, in Kontakt treten zu können, heißt es für Fly, Arlene und ihren Lover, den Mormonen Albert, zurück nach Phobos. Von dort will man ein Transittor zu den Sternen nehmen und sich ein wenig in intergalaktischer Diplomatie üben. Im All schließlich, auf einem geheimen Stützpunkt der wohlgesonnenen Aliens, enthüllt sich ihnen, worum es in dem ganzen Krieg wirklich geht.
"Höllischer Himmel", das sei gleich zu Beginn gesagt, hat mit den "Doom"-Computerspielen ungefähr so viel gemein, wie "Sturm auf den Himmel" mit der TV-Serie "Star Trek: Die nächste Generation" oder "Star Wars - Republic Commando: Triple Zero" mit George Lucas' "Krieg der Sterne" – es ist ein Roman zu einem Franchise, nicht mehr, nicht weniger. Und deshalb müssen auch nicht unbedingt Motorsägen, explodierende Fässer oder grüne Säureseen darin vorkommen, um ihn zu einem guten Vertreter seiner Art zu machen. "Hell on Earth" hatte ja beispielsweise bewiesen, dass man auch von der 30-Level-Erzählstruktur abrücken und trotzdem eine ansprechende Story anbieten kann. Nein, es sind nicht die fehlenden Waffen, texturverzierten Polygongänge oder wankenden Monster, an denen diese Geschichte krankt – es ist die Geschwätzigkeit der Autoren.
Diese Geschwätzigkeit haben sie sich in Band 1 antrainiert. Kunststück, wer 316 Seiten mit einem einzigen Dungeon-Crawl füllen will, muss ein geschmeidiger "Zeilenweber" sein (Lineweaver ist doch ein Pseudonym, oder?). Damals klappte das auch ziemlich gut, reichlich Action und dazu ein paar dumme Sprüche ergänzten sich prächtig. Doch wenn man die Action ausfallen lässt und sich an den Strand legt oder an einen Besprechungstisch setzt oder in einer Raumfähre abhängt, dann ist es auf Dauer nur noch langweilig, Seite für Seite aus verschiedensten Ich-Perspektiven den Wortgeplänkeln der Protagonisten zu folgen. Es passiert einfach zu wenig. Die drohende Verdammnis blitzt nur in ganz wenigen Szenen auf und da eher nebenbei, fast so, als seien die Autoren ihrer Ungeheuer überdrüssig geworden.
Erschwerend kommt hinzu, dass das an sich spannende Setting eine völlig absurde Wendung nimmt, als die Helden auf die Gutaliens treffen. Grundgütiger! Grinsende Gorillazwillinge mit schlechter Grammatik inmitten eines sterilen High-Tech-Ambientes, dass jeden Science-Fiction-Set-Designer der 60er Jahre in Begeisterungstaumel versetzt hätte, passen so gar nicht zu der düster-infernalischen Atmosphäre, welche die Romane zuvor beschworen hatten. Und als uns dann auch noch der Grund für den Krieg dargelegt wird – ich will nicht spoilern, aber danach war der Ofen bei mir aus. Den Rest des Romans habe ich nur noch aus Pflichtbewusstsein gelesen. Wie konntet ihr es nur so versauen, Dadydd und Brad (oder sollte ich Sears und Roebuck sagen...)?!
Zugegeben: In einzelnen Momenten blitzt der alte Geist auf, der in genialischer Art und Weise aus einem Ballerspiel eine Geschichte machte. Dann gratuliert man dem stoischen Fly zu seiner Coolness, schaut der sexy Arlene begehrlich auf den Hintern und fühlt mit der zornigen Hackerin Jill, die von den Erwachsenen auf der Erde zurückgelassen wird. Alles in allem kommen diese Momente aber viel zu vereinzelt, um der sich gleichzeitig träge und doch sprunghaft entwickelnden Story die nötige Dichte zu verleihen, die dem Label "Doom" zur Ehre gereicht hätte. Das Ende deutet wenigstens ein dramatisches Finale in Band 4 an, doch die Hoffnung darauf ist leider nur ein kleiner Trost angesichts der Lebenszeit, die man mit der Lektüre dieses überwiegend unbedeutenden Übergangsromans vertan hat.
Fazit: "Doom 1: Knee-Deep in the Dead" war als Experiment (ein Roman basierend auf einem Egoshooter) immerhin ein Achtungserfolg, "Doom 2: Hell on Earth" durchaus eine interessante Loslösung vom Level-Design und eine gelungene Fortführung des Frachises. Der vorliegende dritte Band jedoch fällt dagegen stark ab. Es wird viel zu viel palavert und viel zu wenig ums Überleben gekämpft, einzelne, fast willkürlich anmutende Episoden liegen versprengt inmitten eines trägen Spannungsaufbaus und die Wendung hin zum intergalaktischen Kampf der Kulturen ist schlichtweg lachhaft. Sorry, Jungs, aber das coolste an diesem Buch ist eindeutig das Cover.
Doom 3: Höllischer Himmel
Science-Fiction-Roman
Dafydd ab Hugh, Brad Linaweaver
Panini/Dino 2005
ISBN: 3-8332-1209-8
282 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95
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