Die Zwerge – Das Duell

Seit Markus Heitz’ „Die Zwerge“ im Jahr 2003 erschien, ist um den Fantasy-Roman ein richtiges kleines Franchise mit Fortsetzungen, Comics, Abenteuerspielbüchern und Gesellschaftsspielen entstanden. Eines dieser Spiele ist „Die Zwerge – Das Duell“.

von Bastian Ludwig

 

(Eines vorweg: Die Packung enthält neben „Die Zwerge – Das Duell“ auch „Die Zwerge – Der Triumph der Zwerge“, eine Erweiterung für das Brettspiel „Die Zwerge“. Da ich dieses nicht besitze, werde ich über diese Karten nichts schreiben.)

„Die Zwerge – Das Duell“ ist ein symmetrisches, kompetitives Kartenspiel für zwei Personen. Die Regeln sind denkbar einfach. Jeder Spieler hat ein Deck mit 35 identischen Karten. Ein Zug besteht aus drei Phasen. Zuerst zieht man eine (manchmal auch mehrere) Karten. Danach wirft man drei (manchmal auch mehr) Würfel. In der dritten Phase spielt man Karten aus. Einige Karten sind kostenlos, andere haben Kosten in Form von Würfelkombinationen, die man mit den in Phase zwei geworfenen Würfeln bezahlen kann.

Die Wirkungen der Karten sind simpel; manche sind einmalige Aktionen, andere können, einmal ausgespielt, immer wieder eingesetzt werden. Entweder beeinflussen sie das Würfelwerfen (mehr Würfel, noch mal würfeln, einen Würfel als Joker betrachten), das Kartenziehen (zusätzliche Karte ziehen, Jokerkarte ziehen) oder sie bringen Siegpunkte. Die restlichen Karten dienen dem Angriff oder der Verteidigung. Manche Karten haben nämlich Trefferpunkte und können durch Angriffe aus der Auslage des Gegners entfernt werden; allen voran die Siegpunkte-Karten. Möchte man Schaden zufügen, muss man eine entsprechende Karte mit Würfeln kombinieren. Je mehr Würfel eingesetzt werden, desto größer ist der Schaden. Hat man die Trefferpunkte einer gegnerischen Karte erreicht, kommt sie aus dem Spiel. Außerdem kann man auch Karten vom Nachziehstapel des Gegners angreifen.

Drei besonders starke Karten erlauben noch, eine Karte aus der Hand des Gegners zu ziehen und abzuwerfen, eine Karte aus der Auslage des Gegners abzuwerfen oder den eigenen Ablagestapel nach einer bestimmten Karte zu durchsuchen, die dann wieder ins Spiel kommt.

Ist der Stapel eines Spielers leer, endet das Spiel. Die ausliegenden Siegpunkte werden gezählt. Wer die meisten hat, hat gewonnen.

Würfel und blind gezogene Karten: Zwei immense Zufallsfaktoren in einem einzigen Spiel. Das ist nicht zu unterschätzen und prägt den gesamten Spielverlauf von „Die Zwerge – Das Duell“. Durch die Handkarten sind die Zugmöglichkeiten begrenzt, durch die Würfel werden sie dann so weit eingeschränkt, dass man letztlich nicht viel mehr als zwei oder drei Zugmöglichkeiten zur Auswahl hat, wobei die sinnvollste Option nicht selten ganz offensichtlich auf der Hand liegt.

So fühlt man sich nicht selten weniger wie ein aktiver Spieler, als vielmehr wie jemand, der einfach nur die Spielzüge ausführt, die einem das Spiel nahelegt. Taktische Überlegungen sind da weitestgehend überflüssig, Strategie und längere Planung sind gar nicht möglich. Letztlich erreicht das Ganze damit eine Komplexität, die kaum über der von „Mensch ärgere dich nicht“ liegt.

Wobei dieser Spieleklassiker weitaus spannender daherkommt, da eine Partie meist über weite Strecken ausgeglichen ist. Leider fehlt „Die Zwerge – Das Duell“ auch das, obwohl beide Spieler die gleichen Kartendecks besitzen und damit zumindest theoretisch die gleiche Ausgangsposition haben. Trotzdem kann es leicht passieren, dass der oben erwähnte Glücksfaktor voll zuschlägt. In den ersten Zügen die richtigen Karten gezogen und die passenden Würfel geworfen, schon kann man sich eine Position erspielen, die so stark ist, dass sie der Gegner das ganze Spiel hindurch nicht mehr aufholen kann. Für den Unterlegenen ist der Spielverlauf dann nur ein Warten auf das Ende, für den Sieger in spe ist die ganze Angelegenheit aber nicht weniger unbefriedigend.

Dass „Die Zwerge – Das Duell“ in der Welt von Markus Heitz’ „Zwerge“-Romanen spielt, hat übrigens abgesehen von ein paar Namen von Romanfiguren, die auf den Karten auftauchen, mal so was von gar keinen Einfluss auf das Spiel. Es ist ein reiner Merchandising-Trick. Genau genommen bräuchte das Spiel überhaupt kein Hintergrundszenario und würde genauso gut oder schlecht funktionieren.

Zumindest ist das Spielmaterial recht hübsch gestaltet, wenngleich die Karten alle optisch fast identisch daherkommen und Elemente abseits der spielrelevanten Informationen, wie zum Beispiel Atmo-Texte, fehlen.

Fazit:  Nein, überzeugen konnte mich „Die Zwerge – Das Duell“ wirklich nicht. Der Glücksfaktor ist viel zu hoch und verdammt mich dazu, auf das Spiel zu reagieren, statt selbst zu agieren. Dadurch geht die Spannung flöten. Und da das Szenario weder einen Einfluss auf das Spiel hat, noch interessant in die Karten eingearbeitet ist, will sich hier auch keine dichte Atmosphäre aufbauen, die die Mängel der Mechanik vielleicht noch kaschieren könnte.


Die Zwerge – Das Duell
Kartenspiel für 2 Spieler ab 10 Jahren
Michael Palm, Lukas Zach
Pegasus Spiele 2015
Sprache: Deutsch
EAN: 4250231706332
Preis: EUR 9,95

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