Garep Schmied ist ein Ermittler der „alten Sorte“, bei seinen Kollegen bekannt für seine schnelle Auffassungsgabe. Eines Tages werden er und sein Gehilfe Bugeg zum Tatort eines besonders brutalen Verbrechens gerufen: Nicht zum ersten Mal in diesen Tagen wurde ein besonders geachtetes Mitglied der zwergischen Gemeinde brutal ermordet. Schnell gerät ein Mensch, der Haushälter des Ermordeten, ins Visier der Ermittlungen. Doch bald hegt Garep ernste Zweifel an der Schuld des Menschen und beginnt auf eine Faust weiter zu ermitteln.

Weg von dem Klischee: Thomas Plischke, der bisher vor allem als Autor für das Rollenspiel „Engel“ in Erscheinung getreten ist, überrascht mit einem tiefsinnig-spannenden Fantasy-Krimi in der Welt der Zwerge. Das moderne Setting seines Romans sorgt bei eingefleischten Zwergen-Fans allerdings möglicherweise für Irritation, denn statt mit Schild und Axt kämpft der moderne Zwerg nun mit hochmodernen Schusswaffen und statt mit Pferd und Karren reist er nun mit der Eisenbahn oder Dampfschiffen. Auch ansonsten ist so einiges anders, als man es von „Der Herr der Ringe“ oder dem „Schwarzen Auge“ gewohnt ist, aber genau das macht einen von vielen Reizen dieses Romans aus.

Ein weiterer sind die beschriebenen gesellschaftlichen Probleme, die man von einem Fantasy-Roman sonst nicht gewöhnt ist: Denn während es der Zwergenbund zu unfassbarem Wohlstand gebracht hat, liegt die Welt der Menschen in Scherben, zerrissen von Glaubenskämpfen und Missgunst. Um den Kämpfen und der damit verbundenen Armut zu entgehen, flüchteten viele Menschen über das „Kochende Meer“ in das Land der Zwerge, um dort einen Neuanfang zu wagen. Doch nur wenigen gelingt der Aufstieg in der zwergischen Gesellschaft. Die meisten Flüchtlinge leben als Diener, Schmuggler oder Wanderprediger in ärmlichen Verhältnissen und bilden die unterste Schicht der zwergischen Gesellschaft.

Selbstverständlich bringt der ständige Strom an menschlichen Flüchtlingen aber auch Probleme mit sich, denn längst schafft es die zwergische Wirtschaft nicht, allen Bewohnern des Bundes ein festes Einkommen zu garantieren. Die Schere zwischen arm und reich droht immer weiter auseinander zu klaffen, und die Slums der Vororte nehmen immer größere Ausmaße an. Viele Zwerge machen die Menschen für die labile Situation der Ökonomie und die steigende Kriminalität verantwortlich und alle setzen größte Hoffnungen in die anstehende Wahl des „Obersten Vorarbeiters“, der einen radikalen Umschwung in der zwergischen Politik angekündigt hat. Die zwei Morde an hoch angesehenen Zwergen lassen die Emotionen des Misstrauens und des Hasses nur weiter hoch kochen, sodass der Ermittler Garep Schmied nur unter Schwierigkeiten und Gefahren für sein eigenes Leben das Rätsel um die Morde lösen kann.

Fazit: Thomas Plischke serviert seinen Lesern mit „Die Zwerge von Amboss“ einen spannenden und mitreißenden ersten Teil, der Appetit auf die Fortsetzung macht. Neben Plischkes Mut, mit dem Klischee des typischen Zwerges zu brechen, muss an dieser Stelle auch noch die Tiefe seiner Fantasy-Erzählung honoriert werden. Ohne seinen Unterhaltungswert auch nur für eine Seite zu verlieren, schlägt „Die Zwerge von Amboss“ an vielen Stellen auch gesellschaftskritische Töne an und verleitet den Lesern auch zum Innehalten und Nachdenken, denn schließlich sind Fremdenfeindlichkeit, Krieg und politische Intrigen auch in der realen Menschenwelt immer wieder heiße Themen. Ein durch und durch lesenswertes Buch, das seinesgleichen sucht!