von Sabine Dingeldein
Nach seiner erfolgreichen „Wolkenvolk“-Trilogie hat sich Kay Meyer nun dem fernen Orient zugewandt. Nach dem plötzlichen Aufkommen wilder Magie ist das Land Khorasan zweigeteilt: Dschinne haben die Karakum-Wüste besetzt und greifen in unregelmäßigen Abständen menschliche Siedlungen an, töten und brandschatzen. Die Bevölkerung Samarkands und Bagdads hat sich in ihren Städten verschanzt, und der Stadthalter Samarkands kann, frei von der Kontrolle seines Emirs, tun und lassen was er möchte. Mit strenger Hand regiert er über seine Stadt und hält jede Form von Magie aus ihr fern.
Tarik, Sohn eines Schmugglers und Teppichreiter, bereiste jahrelang die geheimen Routen, auf denen bereits sein Vater wertvolle Waren von Bagdad nach Samarkand brachte, bis er auf einer seiner Reisen vom „Narbennarren“ überfallen wurde und Maryam, die er nach Bagdad bringen sollte, spurlos verschwand. Seitdem lungert er in Tavernen herum, betrinkt sich mit billigem Wein und verdient sein Geld des Nachts mit illegalen Teppichrennen. Bei einem dieser Rennen trifft er auf Sabathea, eine geheimnisvolle Frau, die aus dem Palast des Stadthalters geflohen ist und dringend eine Passage nach Bagdad braucht. Als Tarik sich weigert, wendet sie sich an Tariks Bruder Juris. Geschickt spielt sie die Brüder gegeneinander aus, sodass am Schluss beide mit ihr den gefährlichen Weg durch die Karakum wagen, nicht ahnend, dass Sabathea ihnen nicht die ganze Wahrheit über ihre Identität verraten hat. Natürlich läuft auf der Reise rein gar nichts glatt, sodass die drei Reisegefährten schon bald als Gefangene der Dschinn um ihr Leben fürchten müssen.
Nachdem in den letzten Monaten viele Autoren ihre Romane im fernen Osten, also China, Japan oder Korea angesiedelt hatten, hat Kai Meyer nun glücklicherweise den Sprung in einen neuen Kulturkreis gewagt. Obwohl dem Leser viele der Mythen- und Sagenfiguren aus 1001 Nacht wohl bekannt vorkommen dürften, hat er eine Handlung geschaffen, die sich frei und unabhängig von Klassikern wie Sindbad oder Aladin bewegt.
Natürlich ist das Abenteuer von Tarik, Juris und Sabathea damit noch längst nicht vorüber. Wie nicht anders zu erwarten, hat Kai Meyer auf den letzten Seiten von „Dschinnland“ noch einige überraschende Wendungen eingeflochten, sodass die Wartezeit für den zweiten Teil der Trilogie, „Wunschkrieg“, welcher im März 2009 erscheint, für manchen begeisterten Leser lang werden dürfte. Der dritte und letzte Band mit dem Titel „Glutsand“ wird nach aller Voraussicht im Oktober 2009 in den Handel kommen.
Fazit: „Die Sturmkönige – Dschinnland“ ist ein rasantes Abenteuer, wie es mir schon lange nicht mehr in die Hände gefallen ist. Auch wenn es sicherlich für eine jugendliche Zielgruppe geschrieben wurde, so kann ich das Buch allen Freunden orientalischer Genüsse nur sehr empfehlen.
Die Sturmkönige 1 – Dschinnland
Fantasy-Roman
Kai Meyer
Lübbe 2008
ISBN: 978-3-7857-2336-4
428 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 18,00
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