Die Straße zur Hölle

„Die Straße zur Hölle“ spielt in KanThai, und die Helden der Grade sechs bis zehn sollen eigentlich nur einen ganz normalen Transport durchführen. Der aber hat es in sich.

von Thomas König

 

Im Osten sind die alten Götter der KanThai fast vergessen und durch die Dunkle Dreiheit verdrängt worden. Doch ihre treuen Anhänger im TsaiChen-Tal sorgen dafür, dass sie immer noch in alter Stärke über den kanthanischen Himmel herrschen und sich in die Belange der Sterblichen einmischen können.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Schwerter, die die Himmelskönigin, die Weiße Tigerin, vor langer Zeit in die Obhut zweier Adelsfamilien gegeben hat. Für sich ist jede Klinge eine herausragende magische Waffe, aber zusammen könnten die Himmelsschwerter sogar den Göttern selbst gefährlich werden. So sind sie Ziel von vielen Organisationen, darunter auch den Schwarzen Adepten, die zu gerne in den Besitz dieser mächtigen Artefakte gelangen würden. Leider sind sie seit Langem verschollen.

Die Geschichte verschlägt die Abenteurer an das Ufer des Schattenmeeres, und da trifft es sich gut, dass sie die geplante Rückreise über KuenKung mit einem einfachen, aber lohnenden Auftrag verbinden können: Das Überbringen von Geschenken an den Fürsten dieser Hafenstadt.

Aber schon bald geraten sie in Verdacht, eines der Himmelsschwerter zu transportieren, und werden zu Gejagten, die sich abseits der großen Straßen durch das Land schlagen müssen, um den Häschern der Schwarzen Adepten zu entgehen. Auf ihrer Reise bekommen sie es mit verzogenen Fürstensöhnen, ehrlichen Räubern, mörderischen Wirtsleuten, Geistern der alten KanThai, einem außergewöhnlichen Maultier und einem echten Feenmädchen der Himmelskönigin zu tun. Und zu allem Überfluss spinnen die Dämonen der kanthanischen Hölle, von denen viele mit den Schwarzen Adepten im Bunde sind, ihre eigenen Netze. Schaffen es die Gefährten, das Rätsel um die beiden Himmelsschwerter zu lösen und sie dem Zugriff der Hölle zu entziehen?

Das Abenteuer umfasst nur 64 Seiten in Schwarz-Weiß. Der Text ist zweispaltig gedruckt. Aufgelockert wird er durch Zeichnungen und Illustrationen, die schön anzusehen sind und den Inhalt des Textes verdeutlichen. Auch die Karten sind schön gezeichnet.

Der Aufbau der Handlung ist sehr linear und bietet wenig Raum für die Spieler, ihre Charaktere auszuspielen. Teilweise werden die Figuren zu Statisten degradiert und können für einen vernünftigen Fortgang des Abenteuers nicht anders reagieren, als es erwartet wird. Auch gibt es keine Hinweise darauf, wie das Abenteuer weitergehen soll, wenn sich die Spieler für einen anderen Weg entscheiden. Hinzu kommen sehr viele vorzulesende Texte und auch Dialoge zwischen den Nicht-Spieler-Charakteren, bei denen ein Eingreifen der Helden nicht möglich ist. So hat das Abenteuer für den Spielleiter den Vorteil, dass es sich wie ein Roman lesen lässt, aber für die Spieler wenig Freiraum für eigene Aktionen bietet.

Für den Spielleiter ist es etwas aufwändig, dass immer wieder Nebenfiguren auf die Gruppe treffen und von ihm mit Leben gefüllt werden sollen. Somit wird die Handlung zwar vorangetrieben, aber bekanntlich verderben viele Köche den Brei. Der Spielleiter läuft Gefahr, die eigentliche Handlung aus den Augen zu verlieren.

Das Abenteuer ist Teil des Zyklus „Reine Schwertsache“ und wird fortgesetzt in „Die Treppe zum Himmel“.

Fazit: „Straße zur Hölle“ ist leider nicht das beste Abenteuer für das „Midgard“-Rollenspiel. Es lässt in meinen Augen zu wenig Freiraum für die Spieler.


Die Straße zur Hölle
Abenteuerband
Isolde Popp, Harald Popp
VF&SF 2011
ISBN 978-3-924714-35-2
Softcover, 64 Seiten, deutsch
Preis: EUR 13,95

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