Die Riff-Retter

Naturthemen in Brettspielen sind seit einiger Zeit sehr angesagt. „Die Riff-Retter“ reiht sich da wunderbar ein. Diesmal geht es um die Rettung wertvoller Korallenriffe. Obwohl sie nicht einmal 1% der Meeresböden bedecken, sind Korallenriffe der Lebensraum von etwa 25% aller Meerestiere. Also rauf aufs Forschungsschiff und rettet unsere wertvollen Riffe vor Verschmutzung und Zerstörung!

von Sabrina

Zum Spiel

„Die Riff-Retter“ bedient sich mehrerer Mechaniken: Ressourcen-Managements, Area-Majority, Set-Collection und End-Game-Bonuses. Siegpunkte werden sowohl während dem Spielen als auch am Ende gesammelt.

Es wird über eine unbestimmte Anzahl an Runden gespielt. Dabei reist ihr mit euren Forschungsschiffen über einen gemeinsamen Riffplan. Fünf doppelseitige (asymmetrische) Schiffe stehen euch zur Verfügung. Hier könnt ihr eure Riffbälle, Ressourcen und Energie lagern. Außerdem habt ihr Platz für neue Crewmitglieder, welche ihr im Laufe der Partie anheuern könnt, um Aktionen frei zu schalten beziehungsweise insgesamt stärkere Aktionen zu gewinnen.

Bist du am Zug, hast du eine von zwei Möglichkeiten: „Aufladen“ oder „Reisen“. Beim „Aufladen“ erhältst du Belohnungen von der Siegpunktleiste, beispielsweise neue Energie zum Reisen, neue Missionen oder Ressourcen. Je weiter du bereits vorgerückt bist, desto mehr erhältst du.

Das „Reisen“ ermöglicht unterschiedliche Aktionen: das Schiff bewegen, Riffbälle abwerfen, Missionskarten spielen und diverse Effekte ausführen. Dein Forschungsschiff zu bewegen, ist beim Reisen eine verpflichtende Aktion. Schließlich befindet ihr euch auch auf einem Forschungsschiff und habt eine Mission zu erfüllen. ;-) Die drei weiteren Aktionen sind optional, bieten dir aber immer Vorteile. Durch das Abwerfen von Riffbällen fährt dein Schiff kostenlos über diese Route. Umso mehr Riffbälle du abwirfst, umso größer wird dein „kostenloser“ Bewegungsradius, wenn du zwischen den Inseln hin und her reist. Das spart dir wertvolle Energie, die du ansonsten beim Befahren von Meeresrouten ausgeben musst. Sie unterstützen dich außerdem dabei, die Meeressektoren zu säubern, was am Ende Siegpunkte und Mehrheitswertungen auslösen kann. Bist du an einer Insel angekommen, kannst du den Effekt der Insel auslösen oder eine zur Insel passende Missionskarte ausspielen und deren Effekte nutzen. Es gibt auch Missionskarten, die keiner bestimmten Insel zugeordnet sind. Diese kannst du jederzeit spielen, sofern du deren Voraussetzung erfüllst.

Da wir uns auf Forschungsschiffen befinden, darf natürlich auch die Forschung nicht zu kurz kommen. Die Forschungsleiste erhöht deine Auswahlmöglichkeiten von neuen Missionskarten. Außerdem löst die Position deines Forschers Gleichstände auf und du erhältst je nach Forschungsstand am Ende Siegpunkte.

Eine weitere Leiste, auf der du dich fortbewegen willst, ist die sogenannte Meeresbodenleiste auf dem allgemeinem Spielplan. Dein/e Taucher*in erhält für das Erkunden des Meeresboden Boni. Zudem kann diese/r das Riff restaurieren, wofür es wiederum Belohnungen gibt.

Und was wäre ein Forscherschiff ohne eine kompetente Crew. Ein paar gut ausgebildete Crewmitglieder besitzt du bereits. Aber gegen richtige Experten ist nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil. Neue Crewmitglieder anzuheuern, bringt viele Vorteile.

So gibt es bei „Die Riff-Retter“ viel zu überlegen. Wo reist du zuerst hin? Hast du vielleicht sogar eine gute Missionskarte, die du an einer bestimmten Insel nutzen kannst? Hast du genügend Energie, um dorthin zu kommen? Oder kannst du einen Riffball abwerfen, um Energiekosten zu vermeiden? Blöderweise blockiert aber gerade ein anderes Forschungsschiff die Insel … Mist … dann vielleicht in der nächsten Runde …

Du solltest dann auch noch auf zufällig aufgedeckte Karten und Plättchen reagieren und vor allem auf deine gegnerischen Forschungsschiffe achten. Hat eine Person die 22 Siegpunkte-Marke überschritten, gibt es für jeden Spielenden eine Zielkarte. Diese werden gedraftet. Der Spielende auf dem letzten Platz sucht sich als erstes eine Zielkarte, die führende Person zuletzt.

Wer als erstes von euch die 45 Siegpunkte-Schwelle überschreitet, löst das Spielende aus. Punkte werden noch reichlich vergeben: Siegpunkte für die persönliche Zielkarte, ein Siegpunkt für jede erfüllte Missionskarte, Siegpunkte für die Position der Taucher*innen und Forscher*innen, für restliche Ressourcen in eurem Frachtraum und ungenutzte Verschmutzungsplättchen. Des Weiteren werden noch Punkte für Mehrheiten an Riffbällen in den einzelnen, gesäuberten Sektoren vergeben.

Die inkludierte Solo-Variante wurde von John Albertson und Dávid Turczi entwickelt. Du spielst gegen Deacon. Die Solo-Variante wird über ein Kartensystem gesteuert, wurde aber von mir nicht getestet.

Eindruck zum Spiel

Das Erste, was mich angesprungen hat, ist die farbenfrohe Gestaltung von „Die Riff-Retter“. Ich mag die Farbauswahl. Sie passt wunderbar zum Thema. Aber die Gestaltung ist für meine Wahrnehmung auch etwas unübersichtlich. Die erste Partie ist daher, was das Erkennen von Symbolen und die Orientierung angeht, gegebenenfalls etwas herausfordernd – so zumindest war es für einige Personen in unseren Testpartien. Die Symbolik an sich ist aber auch dank einer Spielübersicht nicht schwer zu erlernen – wie „Die Riff-Retter“ insgesamt. Die Regeln und Aktivitäten sind relativ leicht zu erlernen. Komplex wird es durch die wechselnden Schiffe/Karten/Marker und den Run auf Boni, Mehrheiten und Leisten. Die Gegner*innen müssen immer im Auge behalten werden. Interaktion ist daher gegeben, aber für mich in einem sehr angenehmen Rahmen.

Das Material ist ausgesprochen wertig gestaltet. Schön gestaltete Holztoken und Karten, Double-Layer-Boards, stabile Pappmarker … Da habe ich gar nichts zu meckern. Auch eine Spielhilfe für alle liegt bei.

Die Anleitung ist gut strukturiert und verständlich geschrieben. Besonders wichtige Regeln sind zum schnelleren Nachschlagen farblich hervorgehoben. Viele Beispiele sorgen für noch besseres Verständnis. Sehr gelungen finde ich die Rubrik Wissenswertes. Hier werden Hintergründe kurz und anschaulich erklärt. Das würde ich mir in Brettspielen häufiger wünschen. Am Ende der Anleitung sind alle Schiffsfähigkeiten und Symbole ausführlich erklärt. Langes Suchen im Regelheft ist daher nicht nötig.

Für Abwechslung in der „Startaufstellung“ sorgen fünf doppelseitige Schiffsbogen, die in die Double-Layer-Boards gelegt werden. So kann das Riff immer wieder mit einem anderen Forschungsschiff erkundet werden. Auch die Crew wird nie die Gleiche sein; ganz zu Schweigen von den zufällig aufzudeckenden Karten und Plättchen, die im Spiel vorkommen. Was absoluten Strategen vielleicht zu viele Glückselemente sind, hat uns überhaupt nicht gestört. Ganz im Gegenteil! Uns haben die Überraschungseffekte Spaß gemacht, und das darauf Reagieren fanden wir angenehm herausfordernd. Die Downtime hält sich erfreulicherweise sehr in Grenzen. Ob zu zweit, zu dritt oder in Vollbesetzung, „Die Riff-Retter“ funktioniert aus meiner Sicht in jeder Konstellation. Je mehr mitspielen, je länger die Spieldauer. Die aber geht auch in Vollbesetzung selten über 90 Minuten hinaus.

Fazit: „Die Riff-Retter“ gefällt mir sehr gut und kam auch in allen Testrunden sehr gut an. Definitiv ein Highlight für mich in 2024. Es ist schnell erlernt und trotzdem herausfordernd. Ressourcen-Managements, Area-Control und Set-Collection sind gut miteinander verzahnt. Interaktion ist gegeben, hält sich für mich aber in einem angemessenen Rahmen. Durch unterschiedliche Forschungsschiffe, zufällig aufgedeckte Karten, Plättchen etc. und natürlich durch die Aktionen meiner Mitspielenden ist jedes Spiel etwas anders und bringt somit einiges an Abwechslung mit, um sich nicht allzu schnell abzunutzen.

Die Riff-Retter
Brettspiel für 1 bis 4 Spielende ab 14 Jahren
Martino Chiacchiera, Federico Pierlorenzi, Zuzanna Kolakowska, Piotr Sokolowski
Giant Roc 2024
EAN: 4255682705200
Sprache: Deutsch
Preis: 60,00 EUR

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