Die klingonische Kunst des Krieges

Die Klingonen zählen mit den Vulkaniern und den Ferengi wohl zu den bekanntesten Völkern des „Star Trek“-Universums. Der Ehrenkodex, der die Kultur der Klingonen definiert, wird hier detailliert und unterhaltsam dem geneigten Leser näher gebracht.

von Andreas Loos

Ausführliches Informationsmaterial zu den einzelnen Völkern des „Star Trek“-Universums ist relativ rar gesät. In Bezug auf die Klingonen war für lange Zeit auf dem Deutschen Markt das Buch „Die Ehre der Klingonen“ aus dem Heel Verlag als „kulturelles Sachbuch“ erhältlich. In diesem Band wurden Zitate aus Serien und Filmen verwandt, die als Basis für kurze erklärende Texte dienten. Das war zwar recht lustig, gab aber kein einheitliches Bild der klingonischen Kultur ab. Als ich „Die klingonische Kunst des Krieges“ zuerst in Händen hielt, dachte ich allein auf Grund des Titels natürlich an „Die Kunst des Krieges“ von Sunzi. Und tatsächlich: Bei dem Exkurs in die „Tiefen“ klingonischem Selbstverständnisses stößt man auf einen ähnlich gearteten Aufbau wie in dem Buch des antiken chinesischen Militärtheoretikers. Ein Leitsatz wird aufgestellt und anhand von Anekdoten wird die These auf unterhaltsame Art und Weise untermauert. Anders als bei Sunzi geht es aber in erster Linie nicht wirklich um ein Handbuch zum Führen von Kriegen. Stattdessen wird der klingonische Ehrbegriff, der Dreh und Angelpunkt dieser Kultur, von zehn unterschiedlichen Aspekten beleuchtet. Jeder dieser Grundsätze wird Kahless zugeschrieben, jenem Krieger, der den Ehrbegriff formulierte und als Stifter der klingonischen Kultur gilt.

Die Aufmachung des Buches kann sich sehen lassen. Zwischen den sehr stabilen Buchdeckeln warten 160 Seiten griffiges Papier, welches so gestaltet wurde, dass es vergilbt und gealtert wirkt. Letzteres ist so gleichmäßig gehalten, dass dieser Kunstgriff auffällt, aber letztlich scheitert der antiquierte Look vor allem daran, dass jedem Leitsatz eine vollfarbige, opulente Illustration vorangestellt wird, die diesen veranschaulichen soll. Die Bilder zeigen in der Regel Klingonen im Nahkampf, und hier ist oft Rot die dominierende Farbe. Wer kämpft, vergießt Blut, und das wird hier reichlich vergossen. Die Anekdoten nehmen in der Regel Anleihen aus der klingonischen Geschichte. So werden Erzählungen über Kahless oder den Taten bestimmter Krieger als positive oder negative Beispiele aufgeführt.

Ein wenig gestört haben mich etliche offensichtliche Widersprüche. So wird das Bathlet als die älteste Waffe der Klingonen bezeichnet, obwohl gleichzeitig behauptet wird, dass dieses erst durch Kahles eingeführt wurde. Neben den Leitsätzen und den Anekdoten finden sich auch noch ein paar interessante Anhänge. So werden traditionelle klingonische Nahkampfwaffen näher beschrieben, jeweils mit einer entsprechenden Schwarz-Weiß-Zeichnung, welche mir persönlich aber weniger gefallen hat. Ein Anhang, der sich mit dem „historischen“ Kahless befasst, der einen anderen Blick auf die überhöhte Person des berühmtesten aller Klingonen und sein Vermächtnis wirft, fand ich auch sehr interessant.

Fazit: „Die klingonische Kunst des Krieges“ vermittelt in erster Linie den klingonischen Ehrenkodex, der sich vor allem über die persönliche Ehre des einzelnen Klingonen definiert. Wer hier Ratschläge zu Kampftaktiken und Strategien zu finden hofft, wird nur teilweise fündig. Das Buch malt auf unterhaltsame Weise ein stimmiges Bild klingonischer Ideale. Die Verarbeitung ist hochwertig und kann sich sehen lassen. Inhaltlich gibt es ein paar Unstimmigkeiten, die teilweise sogar beabsichtigt sind. Das Buch ist natürlich vor allem etwas für die eingefleischten Fans und Klingonen, die auf der Erde im Exil wohnen. Wer also mehr über die Klingonen erfahren möchte, ist hier genau richtig.


Star Trek: Die klingonische Kunst des Krieges
Film/ Sachbuch
Keith R. A. De Candido
Cross Cult 2014
ISBN: 938978-3864254383
160 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,90

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