Die Halblinge Golarions

Das „Pathfinder“-Handbuch „Die Halblinge Golarions“ beschäftigt sich – wenig überraschend – mit den Halblingen, ihrer Geschichte, Kultur und Tradition. Es steht damit neben den anderen Bänden der Reihe, die die unterschiedlichen Völker näher beleuchtet und in erster Linie Spielern zusätzliches Material an die Hand geben soll.

von Tobias Dworschak

Der Rezension liegt die PDF-Ausgabe des Handbuchs zugrunde. Von den 36 Seiten sind 2 Umschlag und 2 Innenumschlag. Eine Seite nehmen die OGL und Werbung für den Weltenband der Inneren See, eine weitere Seite das Inhaltsverzeichnis ein. Es verbleiben insgesamt 30 Seiten für Inhalte.

Das Handbuch ist in 7 Kapitel gegliedert. Alex Aparin lässt den Barden Lem auf dem Cover gegen einen Schwarm Harpien kämpfen. Das gleiche Bild ist – ohne Schriftzüge – auf dem rückseitigen Innenumschlag zu finden. Der vordere Innenumschlag listet die Volksmerkmale der Halblinge, wie aus dem Grundregelwerk bekannt, auf und ergänzt sie um eine kleine Tabelle der typischen Halblingsgottheiten.

Das erste Kapitel trägt die Überschrift „Halblinge in der Geschichte“ und ist vielmehr als ein historischer Abriss. Wir erfahren, wie die Halblinge in Golarion wahrgenommen werden, welchen Ruf sie genießen und wie sie sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt haben. Ihre Geschichte ist eine voller Unterdrückung, Sklaverei und Ausbeutung, aber auch von Anpassung und dem legendären Halblingsglück gezeichnet. Der Text ist gut geschrieben und hilft dabei, die Halblinge in die Spielwelt einzuordnen, bietet dabei aber keine allzu großen Überraschungen. „Pathfinder“ erfindet die Halblinge nicht neu. Es sind immer noch treue Gefährten, die gutes Essen zu schätzen wissen und im Schatten der menschlichen Zivilisation leben. Einzig der Sklaverei-Aspekt frischt das Bild etwas auf – und liefert dem geneigten Spielleiter gleich Ideen für eine entsprechende Episode in Cheliax.

Das zweite Kapitel beschreibt die Erscheinung der Halblinge, ihre körperlichen Merkmale (und wiederholt sich hier einmal, was hätte vermieden werden können), ihr Verhalten im Kampf, ihre bevorzugte Ernährung, Kleidung und Statur. Es geht auf die scharfen Sinne, die Anpassungsfähigkeit, die Tapferkeit und Neugier sowie auf ihr sprichwörtliches Glück ein. Gerade dieses Glück zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Heft.

Unter dem Titel „Die Kultur der Halblinge“ geht der Band dann auf das Leben des kleinen Volkes ein, das sich, wegen der ähnlichen Lebenserwartung, nicht so sehr von dem der Menschen unterscheidet. Ein wichtiger Aspekt ist die Aufgabe, die jeder heranwachsende Halbling erfüllen muss, um in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Hierdurch kann der Hintergrund eines Halbling-Charakters bunter gestaltet werden. Überhaupt sind die Beschreibungen der Tradition in dem Kapitel gelungen und beleben die Halblinge. Wir finden die Beschreibung von Hochzeits- und Beerdigungszeremonien, die sich im Spiel gut umsetzen lassen.

Da Halblinge keine eigenen Länder haben, zeigt das Kapitel im Weiteren auf, wie die Halblinge in den unterschiedlichen Nationen leben und wo es große Gemeinschaften gibt. Diese werden auf einer ganzseitigen Karte der Inneren-See-Region noch einmal aufgezeigt. Ob dies zwingend nötig war – zumal es die Karte in diversen Publikationen gibt – mag mal dahin stehen; vielleicht hätte man die Seite mit anderen Inhalten sinnvoller genutzt.

Weiter geht es mit Betrachtungen zur Sprache, typischen Gebäuden, Namen und den Beziehungen zu anderen Völkern, der Religion der Halblinge, ihrem Arbeitsethos, Handwerk und Berufen und schließlich einem Abschnitt darüber, was Halblinge in unterschiedlichen Charakterklassen ausmacht. Das klingt breit gefächert und ist es auch. Jeder erdenkliche Aspekt wird angesprochen. Vielleicht nicht besonders neu oder aufregend, aber insgesamt stimmig. Nach der Lektüre habe ich ein rundes Bild der Halblinge vor Augen – und eine Menge Idee, einen Charakter des kleinen Volkes zu spielen.

Die für die Reihe typischen Kapitel Kampf, Magie, Religion und Soziales bringen eine ganze Menge spieltechnischer Optionen. Das Kapitel „Kampf“ widmet sich den Schleudern, DER Waffe für den Halbling, deren Tödlichkeit durch neue Talente und neue Munition gesteigert wird. Ob es für einen kämpfenden Charakter tatsächlich Sinn macht, auf diese Waffe zu setzen, muss jeder selbst wissen, für die Stimmung passt dieser Fokus jedoch.

Das Kapitel „Glaube“ beschreibt heilige Erinnerungsstücke. Diese kleinen Glücksbringer erhalten Halblinge nach ihrer Aufnahme in die Gemeinschaft der Erwachsenen. Halblinge, die göttliche Magie wirken, können diese Erinnerungsstücke benutzen, um bestimmte Stufe 1 Zauber ein wenig zu modifizieren. Die Auswirkungen sind moderat und stören die Balance der Zauber nicht, wobei ich nie mehr als zwei Erinnerungsstücke zulasse (einfach, weil es von deren Anlage her nicht passt).

Das Halblingsglück wird im Kapitel über Magie aufgegriffen. Mit dem Volksmerkmal Unglücksbringer (das Halblingsglück ersetzt) wird die Basis für eine Reihe von Talenten geschaffen, die es magiekundigen Halblingen erlaubt, ihre Gegner mit Unglück zu plagen (etwa, Rettungswürfe zu reduzieren). Beim Lesen wirkt das gesamte Konzept lustig, aber nicht sonderlich stark in dem Sinne, dass ich dafür Talente ausgeben würde. Getestet habe ich das allerdings noch nicht.

Mit dem Opportunisten wird eine interessante, 5-stufige Prestigeklasse im Kapitel „Soziales“ vorgestellt. Diese Klasse baut den Glücksaspekt weiter aus und liefert mit dem Klassenmerkmal „Ausnutzendes Manöver“ eine wirklich gelungene Fähigkeit, wenn es um die cineastische Beschreibung von Szenen im Kampf, geht. Kurz gesagt, nutzt der Halbling mit dieser Fähigkeit den Gegner, um diesen quasi zu zwingen, die Aktion „Jemand anderem helfen“ zugunsten des Halblings zu benutzen. Eine gewagte Aktion wird so mit dem üblichen +2 Bonus erleichtert. Klingt kompliziert, ist es in der Umsetzung auch, erfordert viel Fantasie des Spielers und einen kooperativen Spielleiter. Die Prestigeklasse ist sicher sehr speziell, für einen Halblingschurken aber interessant.

Zum Abschluss liefert der Band auf zwei Seiten Wesenszüge für Halblinge (und auch andere Völker), die sich in das Bild fügen, das auf den Seiten zuvor von den Halblingen gezeichnet wurde.

Fazit: „Die Halblinge Golarions“ ist ein gelungener Völkerband, der so gut wie alle Aspekte aus dem Leben der Halblinge beleuchtet, eine ganze Fülle an Hintergrundmaterial enthält und mit seinen spieltechnischen Anteilen die entwickelten Aspekte konsequent weiterführt. Spieler, die gerne einen Halbling verkörpern, finden eine Menge, um ihren Charakter besser in die Spielwelt einzufügen und in diesem Rahmen glaubwürdig darzustellen, auch, ihm einzigartige Aspekte zu geben. Spielleiter finden Anregungen für Abenteuer und die Darstellung von Halbling-Gemeinschaften sowie NPCs, an die man sich gerne erinnert. Paizo erfindet die Halblinge nicht neu. Die Kleinigkeiten, die die Halblinge Golarions auszeichnen, sind insgesamt rund. Für mich persönlich war der Band Grund genug, mit einem Halbling-Barden in die Welt zu ziehen.


Die Halblinge Golarions
Quellenbuch
Hal MacLean, Amber E. Scott
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 978-3868892642
36 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 11,95

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