Die große Erzferkelprophezeiung 2: Das abartige Artefakt

Die Zwerge sind gerettet. Vorerst. Aber wo es keine Probleme gibt, da macht man sich bekanntlich selber welche. Der Große Verwalter gibt sein Bestes, und das Eherne Imperium zerfällt zusehends, trotz der abgewendeten Bedrohung durch den „Neuen Stahl“. Der Schicksalszwerg hat jedoch keine Lust, noch einmal die Zwergenwelt zu retten, erst Recht nicht, weil es die blöde Erzferkelprophezeiung so will...

von Lars Jeske

 

Der Höchste der Hohen empfängt keine Nachricht mehr von seinem Gott und zweifelt dadurch erst Recht in seiner Funktion als Priester an seiner Existenznotwendigkeit. In einem dieser schwachen Momente kontaktiert ihn der Ewige Schmied höchstpersönlich. Der oberste aller Götter der Zwerge manifestiert sich ihm in einem kleinen Stein und betraut ihn mit einer heiligen Mission, dem Undenkbaren. Eine letzte Chance, das Eintreten der großen Erzferkelprophezeiung doch noch zu verhindern. Dazu wäre es nötig, sich erneut mit den anderen Mitgliedern des Schicksalszwerges zusammenzutun, um überhaupt den Hauch einer Chance zu haben. Der Hohepriester ist sogleich Feuer und Flamme und tut alles zwergenmögliche, die Anweisungen des Steins auszuführen. Allerdings sind die anderen Mitprophezeiten alles andere als erpicht darauf, sich noch einmal Hals über Kopf in ein Abenteuer zu stürzen. Schon damals sind sie dem Tod ein ums andere Mal nur knapp von der Schippe gesprungen und da sind schon sehr, sehr gewichtige Argumente nötig, um den bevorzugten Heldenruhestand aufzugeben.

Unterdessen wird der Große Verwalter schizophren-paranoid und gründet, um seine Macht zu sichern, eine Geheimorganisation zum Bespitzeln der Zwerge. Und eine zweite zum Bespitzeln der ersten. Und eine dritte… Klassischerweise hat er dabei auch gleich einmal den Bock zum Gärtner gemacht, somit wird über kurz oder lang eine offene Konfrontation dieser Verbündeten unausweichlich sein. Dabei hätte der Große Verwalter ohnehin schon alle Hände voll zu tun, im Amt zu bleiben und das Eherne Imperium vor dessen Feinden zu schützen. Ungünstigerweise ist er seinem Wahn der Schaumdeutung schon zu sehr verfallen und kann die Entwicklung nicht mehr aufhalten, da er dieser nicht einmal richtig gewahr wird. – Somit hängt womöglich erneut alles am Schicksalszwerg, die Zwerge vor Schlimmerem zu bewahren. Ob diese nun wollen oder nicht.

Aufgrund des Ablebens einiger Protagonisten, müssen zunächst neue Figuren, sowie deren Hintergrund und Umfeld eingeführt werden, was die eigentliche Handlung etwas verzögert. Dadurch gewinnt die gesamte Geschichte von „Das abartige Artefakt“ jedoch einen angemessenen Tiefgang, wodurch die Handlungsmotivationen einleuchten und man als Leser sogleich mitten in der Geschichte steckt. Wie bei „Zwerg und Überzwerg“ sind auch die neuen Charaktere sehr gut beschrieben und wachsen einem schnell ans Herz. Oder hinterlassen zumindest einen bleibenden Eindruck. Ebenso werden die bekannten Helden weiter differenziert, ohne dass sich der Autor dabei zu oft wiederholt. Notfalls erfolgt in den Fußnoten der Verweis auf „Zwerg und Überzwerg“, so einem die Details nicht (mehr) geläufig sind. Das unterschiedliche Temperament des damals willkürlich zusammengewürfelten Schicksalszwerges wird vor allem in den sehr tollen Dialogen und Beleidigungen deutlich, etwa wenn es um die Planung der weiteren Schritte geht. Schließlich gilt es, das Undenkbare zu wagen, und das sollte wohlüberlegt sein.

Mit nur einem „Kunstgriff“ als Aufhänger – plötzlich spricht ein Stein zum Priester – gelingt es Christian von Aster, eine komplett neue Story zu spinnen, die an Geschwindigkeit und Dramatik rasch zunimmt. Erneut gibt es viele unerwartete, jedoch nicht unlogische Wendungen, die einen immer wieder überraschen und wodurch die Handlung wenig vorhersehbar bleibt. Dadurch liest sich „Das abartige Artefakt“ (leider) noch schneller als der 1. Band. Um die Geschichte zu verstehen ist es zudem nicht notwendig „Zwerg und Überzwerg“ gelesen zu haben, aber wer würde darauf schon freiwillig verzichten wollen?

Fazit: Auch der 2. Roman der Trilogie weiß zu überzeugen. Die „Erzferkelprophezeiung“ bekommt mit „Das abartige Artefakt“ ein lesenwertes Mittelstück, welches das Niveau zu halten weiß. Man erfährt sogar noch mehr über die Geschichte des Ehernen Imperiums der Zwerge und wird mit zu neuen Bereichen dessen genommen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat – oder nicht freiwillig betreten würde. Wem „Zwerg und Überzwerg“ gefallen hat, der wird von „Das abartige Artefakt“ mit Sicherheit nicht enttäuscht werden.


Das abartige Artefakt (Die große Erzferkelprophezeiung 2)
Fantasy-Roman
Christian von Aster
Egmont/LYX 2008
ISBN: 978-3-8025-8158-8
374 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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