von Lars Jeske
Das Finale der „DrachenErde“-Trilogie: Rajin hat nur noch 400 Seiten Zeit, um das Schlimmste zu verhindern. Aber auch ein Drachenkaiser gebietet nicht über die Elemente und erst recht kann er nichts dagegen tun, dass der Schneemond seine Bahn verlassen hat und auf Drachenerde stürzen wird. Somit waren seine bisherigen Bemühungen die rechtmäßige Ordnung wieder herzustellen womöglich nichtig im Vergleich zu den kosmischen Vorgängen.
Nicht nur darum hat Rajins Moral einen Tiefpunkt erreicht. Vor allem plagen ihn die Verlorenen Schatten immer heftiger, sodass er etwas gegen diese Gespinste unternehmen muss, die seine Familie seit dem Vorfall auf Qô heimsuchen. Hilfe bietet ihm womöglich der Bleiche Einsiedler, wenn dieser Mann wirklich existiert und nicht nur eine Legende ist.
Wie im ersten Teil „Drachenfluch“ treten jetzt auch wieder verstärkt die Götter auf den Plan und mischen sich, soweit dazu in der Lage, in das Weltgeschehen ein. Dadurch wird der mythologische Aspekt wieder in den Fokus gerückt und Wissenslücken beim Leser über die Götter geschlossen. Zu verhindern, dass der Mond jedoch wie prophezeit auf die Welt fällt, entzieht sich womöglich jedoch auch der Allmacht der Götter Drachenerdes. Ob Rajin da als Normalsterblicher mit Hilfe seiner Metallhand für ein alternatives Weltenschicksal und sein persönliches Glück sorgen kann?
Der dritte Band überrascht nicht nur durch die beiden neuen starken Charaktere des Bleichen Einsiedlers und Erich von Beldens, welche Figuren aus anderen Bekker-Romanen sind. Ebenso wird das Tor Richtung Sci-Fi weit aufgestoßen, nicht nur das kosmische. Fantasy-Puristen werden hierdurch arge Probleme mit der Story haben. Auch geändert ist der Aufbau des Spannungsbogens: durch die lange Auswälzung der „verschollenen Kapitel“ über alternative Lebenswege anderer Überlebender aus Winterborg und deren Einfluss auf die Seemännischen Handlungen, während Rajin sich zum Drachenkaiser aufschwang. Mitunter beschleicht einen dadurch das Gefühl, frühere Outtakes doch noch serviert bekommen zu haben. Ein Nachschlag, der nicht jedem Genuss bereiten wird, da durch diese Rückblicke lange Zeit die aktuelle Handlung auf der Strecke bleibt.
Unerwartet eindrucksvoll und nunmehr unumwunden ist die offene Gesellschaftskritik, vorrangig durch den Bleichen Einsiedler, projiziert auf Drachenerde. Ebenso gibt es eine interessante Lösung bezüglich der Unabwendbarkeit des Weltuntergangs. Die Thematik mit der Metallhand wirkt stellenweise übertrieben, passt jedoch gut zu dem erneuten Auftreten diverser Götter.
Fazit: Als Fantasy begonnen, endet die Trilogie der „DrachenErde Saga“ mit „Drachenthron“ als Sci-Fi. Ein Abschluss, der sich nicht unbedingt abzeichnete, jedoch vertretbar ist, um den Hauptkonflikt der Handlung günstig zu lösen. Durch den Einschub, wie es anderen während Rajin bisherigen Abenteuern erging, leidet mitunter die Spannung. Stark geschriebene Charaktere gleichen dieses, aufgrund des zweiten Romans unerwartete Manko, jedoch wieder aus. Für mich nicht der beste Teil der Serie, dennoch lesenwert. (Nicht nur um zu wissen wie alles endet.) Als Fazit über die Drachenserie lässt sich konstatieren, dass Drachen schon dabei sind, aber zusehends eine Randerscheinung werden. Ein zu unterwerfendes Nutztier, nicht mehr oder weniger, da die Geschichte von Rajin erzählt wird.
Die DrachenErde Saga 3 – Drachenthron
Fantasy-Roman
Alfred Bekker
LYX 2009
ISBN: 978-3-8025-8165-6
398 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 12,95
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