von Lars Jeske
Einigen Trilogien merkt man an, dass Spannung und Inhalt im Mittelteil zurückgefahren werden, damit das Feuerwerk zum großen Finale noch schöner strahlt und lauter knallt. Nun, dafür ist im 2. Band der „Drachenerde“-Trilogie von Alfred Bekker keine Zeit. In „Drachenring“ passiert einfach zu viel. Erneut gibt es als Einleitung einen geschichtlichen Abriss, sodass man auf dem Laufenden und wieder mitten im Geschehen ist.
Prinz Rajin hat sich mit seinem Schicksal angefreundet und strebt nach seiner Bestimmung, Drachenkaiser zu werden. Dies ist jedoch nicht seine einzige Aufgabe. Mit seinen Verbündeten verlässt er sein Asyl, um nichts weniger als den Weltuntergang zu verhindern. Der seit Äonen schlafende Urdrache Yyuum erwacht und kann nur mit Hilfe der Drachenringe besänftigt werden; wenn überhaupt. Anderenfalls erheben sich der Legende nach alle Drachen über ihre menschlichen Herren und die Welt wird einem riesigen Vulkan gleich in Feuer, Glut und Asche vergehen.
Daneben erscheinen die anderen Probleme von Rajin verschwindend gering. Er möchte noch immer den Mord an seinem Vater rächen und somit Katagi von Thron des Drachenkaisers stürzen, um selbst als rechtmäßiger Herrscher zu fungieren. Günstig wäre der Zeitpunkt, da der Usurpator sich gegen alle anderen Reiche in den Krieg stürzt.
Seine große Liebe Nya liegt derweil, samt ungeborenem Sohn, noch immer todesähnlich in einem gläsernen Sarg, ohne große Hoffung wieder zu erwachen. Der dafür verantwortliche Magier Ubranos lebt jedoch nicht mehr, um diesen Zauber zu beenden. Da tritt unerwartet der Schattenpfadgänger Abrynos aus Lasapur an Rajin heran und offeriert nicht nur Hilfe dabei, sondern auch ein Bündnis mit dem Großmeister Komrodor aus Magussa und somit mit dem Reich Magus. Die Magier als starke Verbündete kämen Rajin gelegen, jedoch zweifelt er an der Aufrichtigkeit dieser Offerte.
Der Autor Alfred Bekker hat sich inhaltlich von dem großen Einfluss der Götter entfernt, sodass „Drachenring“ über weite Teile eine „normale“ High-Fantasy-Geschichte ist. Keine omnipräsente Allmacht der Götter, deren direkter Einfluss reduziert sich auf markante Einzelauftritte. Der junge Held schart gediegene und neue Verbündete um sich, um mit diesen gegen übermächtige Gegner ins Feld zu ziehen. Für das Drachenreich, die Zukunft der Welt und seine große Liebe – wenn auch nicht in dieser Reihenfolge. Herausgekommen ist mit „Drachenring“ eine spannende Fortsetzung der Geschichte rund um Rajin und die Drachenringe. Der Leser wird, wie nach der Lektüre von Band 1 erhofft, auf Reisen in die bisher unbekannten Landstriche der Welt Drachenerdes mitgenommen. Besonders das Land der Magier wird dabei detailliert beschrieben. Auch ist die Handlung heuer sehr kampfbetont, wobei die auszutragenden Kämpfe glaubwürdig vermittelt werden und packend erzählt sind.
Emotional folgt die Konzentration auf das Rajin-Liisho-Thema, welche weit mehr als eine Schüler-Mentor-Beziehung haben. Rajin muss nicht nur erwachsen werden, sondern auch in seine Rolle als zukünftiger Drachenkaiser hineinwachsen. Dadurch wird er noch eigensinniger und schwört mehr gefährliche Situationen herauf, als unbedingt notwendig sind. Es wirkt mitunter wie das Aufbegehren des Sohnes gegen den Vater. Ebenso erfährt man mehr über den Lebensweg von Liisho, ohne den Nimbus der Unnahbarkeit und Unberechenbarkeit vollends zu entzaubern. Rajins Verbündete in Form von Koraxxon und Ganjon runden mit ihren realistischen Charakteren das Figurenensemble sehr gut ab.
Fazit: Auch „Drachenring“, Band 2 der „Drachenerde“-Saga, ist ohne große Abschweifungen auf den Punkt geschrieben, packend und dramatisch. Vor allem gibt es viele Kämpfe, die ausgetragen werden müssen und spannend beschrieben sind. Durch die Ausflüge in die anderen Reiche Drachenerdes wird diese Welt einem zudem immer vertrauter. Der Leser wird mit ungeahnten Wendungen überrascht, sodass dieser bereitwillig die nachfolgenden Seiten verschlingt, um zu wissen wie es weitergeht. Sehr spannend und nicht nur für Drachen-Fans geeignet.
Die Drachenerde Saga 2 – Drachenring
Fantasy-Roman
Alfred Bekker
Egmont-Lyx 2009
ISBN: 978-3-8025-8164-9
414 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 12,95
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