Die Chronik der Unsterblichen 15 – Nekropole

Die Fortsetzung von „Pestmond“ bringt die Story zum Abschluss. Hinter mehreren Haufen von zerstückelten Zombies gibt es die Auflösung, warum ein Papst seinen eigenen Tod vorgetäuscht hat, nur um dann anschließend selber seinen Mord in Auftrag zu geben. Ein kurzweiliger Lesespaß vor allem für Splatter-Enthusiasten.

von Lars Jeske

 

Mit dem 15. Roman der „Chronik der Unsterblichen“-Romanreihe ist die buchüberspannende Handlung einmal mehr abgeschlossen. Andrej Delãny und Abu Dun begleiten den ehemaligen Papst zurück nach Rom, um dort noch größeres Unheil von der Welt abzuwenden. Leider bekommen beide noch immer nicht alle nötigen Informationen, um die zwingende Notwendigkeit des unbedingten Erfolges der Mission zu verstehen. Allerdings werden im Verlauf die Untoten immer zahlreicher und auch die Verwandlung von Lebenden in diese hirnlosen, angriffssüchtigen Monster passiert immer schneller. Und dann ist da noch Ayla, an die sich Andrej mit seinem Eid gebunden hat und die ihn zudem derart verzaubert, dass es schon über Liebe (eher jedoch als Äquivalent zu der eines Minnesängers) hinausgeht. Nicht nur Abu Dun macht sich deswegen begründete Sorgen.

Die für das bekannte Umfeld überaus verquere Story (Ermordung des Papstes, der schon tot ist, jedoch noch lebt und selber seinen Mord beauftragt) reicht dieses Mal bei Weitem aus, um den Leser bei der Stange zu halten. Man will schnell weiterlesen, um die Plausibilität der Auflösung zu bewerten. Wolfgang Hohlbein hat dieses Mal wieder einen treffenden Titel gewählt. „Nekropole“ ist das Ziel der Reise und der Ort des Showdowns, der perfekt zu dieser Abenteuergeschichte passt. Generell ist diese kurzweilige Episode der „Chronik der Unsterblichen“-Reihe eine Mischung aus „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, „Nacht der lebenden Toten“ und beliebigen Zombiegemetzelfilmen. Erinnerungen an „From Dusk ´til Dawn“ oder „Kill Bill“ werden auch geweckt, also jede Menge Kämpfe und Abtrennung von Körperteilen. Das Ganze ist zu guter Letzt noch abgeschmeckt mit einem Schluck Dan Brown.

Für „Nekropole“ verwendet Hohlbein die richtige Mischung aus Ernst und Slapsticksatire, um seine Helden nicht komplett lächerlich zu machen. Die Metallhand von Abu Dun ist dabei eine willkommene Neuerung. Etwas Übertreibung gibt es aber so wie immer, das Manko von Vielschreibern. Der blinde Gehorsam von Andrej ist nicht wirklich schlüssig und auch all seine Taten trotz verletztem Bein sind selbst für einen Unsterblichen übertrieben. Denn die beiden werden eben auch älter und nicht kräftiger. Richtig genervt ist man wiederum von zahllosen Wiederholungen von Sätzen oder permanenten Hinweisen darauf, dass Abu Duns Äußerungen ignoriert werden. Vier mal pro Seite in ähnlicher Satzkonstruktion fällt dann doch irgendwann auf. Hier hätten 50 Seiten weniger dem Roman gut getan, dann wäre das Buch hervorstechend, nicht nur im Rahmen der „Chronik der Unsterblichen“-Reihe. Dem ersten Tippfehler auf Seite drei folgen dann zum Glück auch nicht mehr viele. Ansonsten ist die Handlung sehr dicht, es gibt keine langweiligen Passagen. Der zwielichtige Don Corleanis (übrigens ein schöner Name in diesem Zusammenhang) tut sein Übriges, um die Geschichte spannend zu halten.

Der Roman „Pestmond“ versagte darin, sich groß mit philosophischen Themen und Theorien auseinanderzusetzen, auch „Nekropole“ trägt hierbei nichts bei. Die Chance war da, aber entweder war meine Erwartungshaltung aufgrund der Anfangskapitel falsch oder eben gar nicht das avisierte Thema. Bei „Nekropole“ blieb der Schuster auf jeden Fall bei seinen Leisten und es gibt eine weitere Runde von Schwertkämpfen. Oft schon in dieser Romanreihe gelesen, aber immer wieder schön. Dazu ein paar Sprüche von Abu Dun, jedoch wenig Essentielles bezüglich der übergeordneten Handlung der Bücher.

Überraschend dicht an der bekannten Geschichtsschreibung der 1. Welt geht es mit dem Ex-Papst Clemens zurück nach Rom, in das Zentrum der kirchlichen Macht. Interessanterweise gab sich eben dieser als Hasan as Sabah aus, welcher fälschlicher Weise auch oft mit dem Alten Mann vom Berg gleichgesetzt wird. Dazu passen die Assassinen und deren Befehlshaber Ali. Durch die detaillierten Vorgänge in Rom, sowie der Erwähnung der Engelsburg, des Konklaves und der Involvierung der Schweizergarde ist der Leser gewillt, diese Ereignisse als wahr anzusehen und nicht als erfundene parallele Zeitschiene der Menschheit.

Fazit: „Nekropole“ schließt die aktuelle Story gut ab und hält auch ein nachvollziehbares Ende für den Leser bereit. Wer viel Gemetzel, Untote und einen Schuss mystisches Abenteuer schätzt, kommt am aktuellen Band nicht vorbei. Mit Vampyren hat es dieses Mal wenig zu tun, allein den direkten Vorgängerroman „Pestmond“ sollte man gelesen haben, um unnötige Fragezeichen zu vermeiden.


Die Chronik der Unsterblichen 15 – Nekropole
Fantasy-Roman
Wolfgang Hohlbein
Egmont-Lyx 2013
ISBN: 978-3-8025-8841
565 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,99

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