Die Chronik der Unsterblichen 14 – Pestmond

Dein Freund ist tot. Dein Kumpane, mit dem du seit Jahrhunderten über den Globus streifst und der dein einzig wahrer Vertrauter auf dieser Welt ist. Was würdest du tun, um ihn von den Toten zurückzuholen? Unmoralisch handeln? Beispielsweise den Papst töten auf ein bloßes Versprechen hin, deinen Mitstreiter als Gegenleistung wiederzubekommen? Wie lebt es sich mit dieser Last und Schuld für alle Ewigkeit? Wird dein Freund überhaupt der Selbe sein? – „Pestmond“ hat die Chance, Großes zu lösen.

von Lars Jeske

 

Etwas später als für gewöhnlich erschien nichtsdestotrotz der jährliche Band der „Chronik der Unsterblichen“-Romanreihe. Der 14. Roman heißt „Pestmond“ und setzt die Reihe um die beiden Unsterblichen Andrej Delãny und Abu Dun fort, die vor nunmehr 15 Jahren startete. Da bisher jedes Jahr ein Band erschienen ist, ist das nicht so ungewöhnlich. Bemerkenswerter vielmehr ist, dass sich diese Serie so lange hält und es Wolfgang Hohlbein zudem gelingt, immer andere Schwerpunkte zu setzen.

Der 4. Roman bei Egmont-Lyx setzt auf die bekannten Stärken der Charaktere und knüpft nahtlos an den Vorgängerband „Der Machdi“ an. Das Finale war ein Paukenschlag. Abu Dun, der Pirat, ist tot. Wirklich. Aus und vorbei. Andrejs Freund, mit dem er die letzten Jahrhunderte über die Erde zog (man erinnere sich, beide sind unsterbliche Vampyre), hat sich endgültig aufgemacht, um den Styx mit einem One-Way-Ticket zu überqueren. In seiner Trauer sind Andrejs Sinne leicht gedämpft, Intellekt und Intelligenz mit Blackouts versehen und der stolze Krieger nahezu lethargisch.

Plötzlich geht jedoch alles ganz schnell. Er trifft Hassan, welcher ihm vorschlägt, Abu Dun würdevoll zu begraben. Dann folgen Verrat, Hinterlist, Gefangennahme, ein verhängnisvolles Geschäft und eine Auferstehung. Kurzum: Damit Abu Dun entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch längerfristig am Leben bleibt, findet eine kleine Erpressung statt. Wenn die beiden Freunde den aktuellen Papst töten, dann sind sie frei und lebendig. Zähneknirschend machen sich Andrej und Abu Dun an Bord der italienischen Galeota namens „Pestmond“ mit auf den Weg nach Venedig. Handfeste Gemetzel gegen Zombiegegner inklusive.

Da dieses Mal die Wortduelle im Rahmen bleiben, sehr häufig die Klingen das Reden übernehmen und sich zudem alles super flüssig liest, ist der Roman tolle Popcorn-Action-Belletristik. Die wichtigen neuen Charaktere sind nachvollziehbar umrissen und die beiden Hauptakteure zeigen jetzt sogar Schwächen und sind nicht wie immer die mannshoch überlegenen Krieger und Weltenbummler, wenn es gegen Normalsterbliche geht. Als toller Kniff vollzieht sich auf der Reise eine charakterliche Transformation beider Unsterblicher, was vor allem bei eingeschworenen Fans der Serie besondere Beachtung finden wird. Ein mutiger Schritt des Autor, der einem die Fortsetzung umso dringlicher erwarten lässt. Denn die etwas mehr als 500 Seiten reichen bei Weitem nicht, das ganze Abenteuer komplett abzuhandeln, geschweige denn die moralischen und ethischen Gedanken abzudecken, die der interessante Auftakt verheißen ließ.

Der Cliffhanger am Ende der unerwartet kurzen, aber auch kurzweiligen Geschichte ist für die bekannten Verhältnisse nicht sonderlich unerwartet, steigert die Erwartungen an die Fortsetzung jedoch zusätzlich. Wolfgang Hohlbein ist nun in der Bringschuld, das aufgebaute Szenario plausibel zu lösen, moralische Streifzüge zu unternehmen und dennoch der Thematik der Serie treu zu bleiben. Ein gleichermaßen interessantes, wie auch schwieriges Unterfangen, dessen Erfolg seine langjährige Leserschaft herbeisehnen wird und gespannt erwartet. Nach Möglichkeit: neues Jahr, neuer Roman.

Fazit: „Pestmond“ ist ein überaus interessanter und kurzweiliger Auftakt zu einer neuen Fortsetzungsgeschichte in der Welt von Andrej und Abu Dun. Leider mit sehr vielen auffälligen Parallelen zum direkten Vorgänger. Eine für die bisher erschaffene Welt recht glaubwürdige Geschichte ist stilsicher erzählt worden und macht Appetit auf mehr. Fans werden es kaum erwarten können weiterzulesen, für Neuleser der Reihe ist der Roman theoretisch ebenso geeignet. Warten, wie es weitergeht, müssen diese jedoch auch. Zeit genug, um in die bisherigen Abenteuer abzutauchen.


Die Chronik der Unsterblichen 14 – Pestmond
Fantasy-Roman
Wolfgang Hohlbein
Egmont-Lyx 2013
ISBN: 978-3-8025-8840-2
526 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,99

bei amazon.de bestellen