Die Chronik der Hüter 1: Hotel Elysium

Der Name Tanya Huff dürfte Freunden von Vampir- und Werwolfgeschichten sowie Lesern des Verlagsprogramms von Feder&Schwert ein Begriff sein. Mit ihrer fünfteiligen „Chronik des Blutes“ schuf die kanadische Autorin einen interessanten Mix aus Humor, Grusel und ironischer Fantasy. Auch in ihrer neuen Reihe „Die Chronik der Hüter“ hat sich die Autorin diese Erzählweise auf die Fahne geschrieben.

von Dominik Cenia

 

Die Hüterin Claire Hansen und ihr sprechender Kater Austin gehören einer kleinen, geheimen Gesellschaft an, die Risse im Gefüge des Universums verschließt. Getrieben von eine Art geistigem Ruf, werden die Hüterin und ihr Kater immer wieder zu so genannten Unfallstellen gerufen. Dort muss Claire dann mit Hilfe ihrer Kräfte den Riss verschließen.

In einer regnerischen Nacht wird Claire diesmal in das Hotel Elysium gerufen, eine heruntergekommene Absteige mit einem typisch schlecht gelaunten Besitzer und klischeehaft altmodischen, zerwohnten Zimmern. Alles deutet darauf hin, dass der Aufenthalt in dem schäbigen Hotel nur eine weitere kurze Episode in Claires Dasein als Hüterin werden wird. Doch es kommt alles ganz anders.

Am nächsten Tag ist Claire plötzlich die Besitzerin des Hotels. Im Heizungskeller befindet sich ein Tor zur Hölle und in Zimmer sechs eine schlafende böse Hüterin. Der alte Besitzer des Hotels hat sich einfach aus dem Staub gemacht und Claire neben dem ganzen Chaos auch noch eine neugierige Nachbarin, einen geheimnisvollen Aufzug und den Geist eines verstorbenen Seemanns hinterlassen. Einzig und allein Dean, der gerade mal 20-jährige, attraktive und von Herzen gute Angestellte steht der Hüterin zu Beginn der Geschichte zur Seite. Dean wird unweigerlich in Claires Tätigkeit als Hüterin eingeweiht. Wohl aber auch, weil der sprechende Kater Austin darauf besteht.

Während Claire versucht, das Tor zur Hölle zu schließen, tauchen episodenhaft verschiedene weitere ungewöhnliche Gäste im Hotel Elysium auf. Um den Schein zu wahren, kümmern sich Claire und Dean weiterhin um die wenigen Gäste. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen Claire, Dean und dem Geist Jacques eine knisternde Dreiecksbeziehung voller erotischer Anspielungen und kleinerer Hormonausbrüche. Claire muss sich also entscheiden. Dass die Hölle ihr dabei ständig ins Gewissen spricht, macht die Sache nicht einfacher.

So viel zur Geschichte, die auf etwa 430 Seiten gemütlich vor sich hin plätschert. Es passiert nicht viel in Tanya Huffs erstem Roman ihrer neuen Chronik. Claires sporadische Versuche, das Tor zur Hölle zu schließen, die kurzen Episoden mit verschiedenen Gästen und die Zwischenspiele mit Dean, Jacque und dem Kater Austin sind die einzigen Elemente, die den Spielraum der Handlung darstellen. Dabei konnte sich die Autorin scheinbar nicht so richtig entscheiden, mit welchem Tempo sie die Geschichte angehen wollte. Die meiste Zeit über hält sie sich nämlich mit langen Beschreibungen zahlreicher Nebensächlichkeiten auf. Da werden Blicke und Gesten ausgetauscht, kurze Wörter wie „Bitte“ und „Danke“ inflationär verwendet und kleinere Bewegungen und Handlungen der Personen sehr ausführlich geschildert. Dies mag dazu führen, dass die Charaktere sehr glaubhaft und lebendig wirken. Aber auf der anderen Seite ist es ermüdend, jeden einzelnen Gedankengang lesen zu dürfen.

Die spärlich gesähte Action kommt dagegen immer wie ein Paukenschlag, schnell und plötzlich. Hier zieht die Autorin dann das Tempo wieder etwas zu sehr an, sodass es der Leser nicht leicht hat, der Action genau zu folgen.

Trotzdem lässt sich aufgrund der einfachen Sprache die erste Hälfte des Romans recht zügig durchlesen. Danach wird es jedoch eher zäh. Einen regelrechten Ausreißer erlebt die Geschichte im vorletzten Viertel, als eine Gruppe von pensionierten griechischen Göttern das Hotel besucht. Die Szene ist nicht nur unpassend, sondern auch völlig überdreht und passt so gar nicht in die aufgebaute Stimmung des Romans. Zum großen Finale kommt es dann erst auf den letzten 30 Seiten des Romans. Das ist zum einen viel zu spät, zum anderen auch viel zu kurz.

Obwohl Tanya Huff ein paar nette Ideen in das Buch einbringt (die Hölle ist z. B. schizophren), arbeitet sie trotzdem mit den gängigen Klischees und Motiven. Eine coole Vampirin, die stets neugierige Nachbarin und ein paar weitere archetypische Szenen machen aus dem Roman eher Durchschnittskost. Hinzu kommt, dass die Autorin viele Dinge in Bezug auf die Magie und das Universum nicht weiter erklärt, sodass der Leser sich seine eigene Erklärung spinnen muss.

Die deutsche Übersetzung des Romans ist gut gelungen. Der Sprachstil ist locker und witzig, wobei manche Gags einfach nicht so richtig zünden wollen. Einzig und allein die Redewendung „…und sie zog Kraft“ für den Gebrauch von Magie mag in meinen Augen sprachlich nicht so ganz passen.

Zu guter letzt muss ich auch leider sagen, dass der Preis von 11,95 Euro für ein Taschebuch von diesem Format ganz schön viel ist. Natürlich muss man nicht erwarten, dass es Feder&Schwert mit den Taschenbuchpreisen der großen Verlage aufnehmen kann. Trotzdem mindert es den Gesamteindruck.

Fazit: „Hotel Elysium“, der Auftaktroman von Tanya Huffs „Die Chronik der Hüter“ ist allemal kurzweiliger Lesestoff für Zwischendurch, bei dem man aber nicht allzu viel erwarten sollte. Als Auftakt für eine neue Chronik leider eindeutig zu schwach, trotz der bildhaft beschriebenen Personen.


Hotel Elysium (Die Chronik der Hüter 1)
Horror/Mystery-Roman
Tanya Huff
Feder&Schwert 2005
ISBN: 3-935282-88-5
431 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 11,95

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