Die Buffy-Chroniken 3: Mitten ins Herz!

Im dritten Band der „Buffy-Chroniken“ gehen die frühen Abenteuer von Buffy, der Protagonistin von Joss Whedons langjähriger Grusel-Soap „Buffy – Im Bann der Dämonen“ weiter. In mittlerweile bewährter Manier mischt Panini Comics hier eine Kernstory mit einigen Bonus-Geschichten zu einem Panoptikum kurioser und tragischer „Buffy“-Episoden zusammen.

von Frank Stein

„Mitten ins Herz!“, der dritte Band der von Panini Comics neu herausgegebenen Reihe, die ältere US-Comic-Ausgaben aus den Jahren 1998 bis 2003 jetzt auch auf Deutsch verfügbar macht, hat wieder 148 Seiten, auf denen diesmal neben der titelgebenden Hauptstory, welche die US-Hefte #60 bis #63 umfasst, zwei kleinere Bonusgeschichten der Jägerin und ein weiteres Kurzabenteuer mit den beiden Vampirschurken des Buffyversums, Spike und Drusilla, erzählt werden.

In „Ein Engel wachet über uns“ muss Buffy auf ihre kleine Schwester Dawn aufpassen, während beide auf den Rummel gehen. Ein kurzer Jagdauftrag lenkt Buffy ab, die Dawn daraufhin allein lässt – was natürlich prompt zu weiteren Verwicklungen führt. Glücklicherweise ist ein uns bekannter Vampir mit Seele in der Gegend, der ein behütendes Auge auf die Schwestern geworfen hat. Die Episode ist nur wenige Seiten lang, und der sehr satirisch überzogene Zeichenstil zeugt davon, dass man das Ganze nicht zu ernst nehmen sollte.

Die vierteilige Hauptstory ist dafür umso ernster und tragischer. Buffys Eltern trennen sich, und dieser Umstand stürzt Buffy und Dawn in tiefste Schuldgefühle. Beide glauben, irgendwie verantwortlich dafür zu sein, dass ihr Vater nicht bei ihnen bleiben kann. Verschlimmert wird die Situation noch durch einen fehlgegangenen Zauber von Angel, der versucht, Buffy ihre schlimmen Gefühle zu nehmen, dadurch aber diverse Geister heraufbeschwört, die das Seelenleid der Jägerin noch vergrößern. „Verrat“, „Schuld“, „Alleinsein“ und „Zweifel“ heißen folglich vielsagend die vier Episoden der Geschichte. Man fühlt sich an die depressiven Geschwister der vier apokalyptischen Reiter erinnert. Entsprechend gedrückt kommt die Geschichte einher. Für die Psychologisierung der Jägerin ist das sicher reizvoll, allerdings vermisst der Fan ein wenig die schlagfertige Leichtigkeit und den Humor der frühen „Buffy“-Staffeln. Die tragische Schwere der späten Serien-Jahre scheint auf dieser 2003 entstandenen Handlung zu lasten.

„MacGuffins“ ist dagegen wieder deutlich heiterer. Ein kleines chaotisches Zwischenspiel für die Jägerin, die sich einer Prüfung unterziehen muss, an der zwei Kobolde maßgeblich beteiligt sind. Die wenigen Seiten geben verständlicherweise kaum Handlung her, und die wie eine Superheldin in aufreizenden Action-Posen gezeichnete Buffy trägt bauchfrei und zeigt viel Bein (okay, ob das zweite ein Kritikpunkt ist, liegt sicher im Auge des Betrachters).

Zum Abschluss folgen wir einmal mehr dem blutigen Treiben der hemmungslosen Vampire Spike und Drusilla. Das Schurkenpärchen zieht es nach St. Louis, wo Glücksspiel, fleischliche Sünde und Tod auf sie warten. Eine nette kleine Monsterballade, die vor allem den Tonfall der TV-Figuren sehr gut trifft. Dafür erinnern die kantigen Zeichnungen einen eher an „Hellboy“, als an „Buffy“, eine Assoziation, die nicht aus der Luft gegriffen ist, denn Zeichner Ryan Sook illustriert unter anderem die „B.U.A.P.“-Comics, in denen die Abenteuer von Hellboys Freunden und Kollegen bei der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen erzählt werden. Witzigerweise hat Hellboy selbst – oder vielmehr sein menschlicher Bruder – einen winzigen Cameo als Türsteher.

Fazit: Unterm Strich ist dieser Band der „Buffy-Chroniken“ ein Vergnügen, das so gemischt ist, wie seine Geschichten. Absurd Albernes reiht sich an existenzielle Tragik reiht sich an cthuloides Monstergekloppe. Da ist für jeden etwas dabei – aber der wechselhafte Ton macht es auch schwierig, das Werk als Ganzes zu mögen. Mir hat die Spike-und-Dru-Geschichte am Besten gefallen. Die Titelstory war sicher am tiefsinnigsten, mir aber etwas zu depressiv. Die beiden kleineren Abenteuer hinterlassen, von zwei, drei hübschen Bildern abgesehen, eigentlich keinen bleibenden Eindruck. Nett für „Buffy“-Fans, aber keine uneingeschränkte Empfehlung.


Die Buffy-Chroniken: Mitten ins Herz!
Comic
Jen Van Meter, Scott Lobdell, Fabian Nicieza, Christopher Golden u.a.
Panini Comics 2010
ISBN: 978-3-86607-895-6
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

bei amazon.de bestellen