Die Bilder des Isidor Necpla

Weiterhin überbrückt die Redaktion Phantastik geschickt die Wartezeit auf die deutsche Übersetzung des Pulp-Rollenspiels „Wolsung“. Nach zwei Ausgaben des Magazins „Urdapedia“ liegt nun mit „Die Bilder des Isidor Necpla“ das erste eigenständige Abenteuer vor.

von André Frenzer

 

 

Insgesamt 28 Seiten ist es stark geworden, dass erste vollwertige Abenteuer für „Wolsung“. Dabei wurde daran gedacht, die Regelanforderungen möglichst gering zu halten – das Abenteuer ist komplett mit dem „Trailer-Set für Schnellstarter“ spielbar, das alle notwendigen Grundregeln und Beispielcharaktere enthält. Doch worum geht es nun eigentlich?

Die „außergewöhnlichen Damen und Herren“, wie die Heldengruppe bei Wolsung üblicherweise betitelt wird, werden auf die eine oder andere Art auf eine seltsame Krankheit aufmerksam. Die Erkrankten sind zwar rein körperlich noch lebendig, doch kein geistiges Leben steckt mehr in ihren mechanischen Körpern. Schon bald zeichnen sich erste Zusammenhänge in der Vergangenheit der Opfer ab. Leiden sie unter einer Krankheit – oder ist es vielleicht doch ein Jahrtausende alter Fluch der Pharaonen von Khemre? Auf der Suche nach Antworten bahnen sich die Charaktere einen Weg durch Lyonesse, treffen Adelige und Reiche ebenso wie den Bodensatz der Gesellschaft. Können Sie das Rätsel um die seltsame Krankheit lösen?

„Die Bilder des Isidor Necpla“ bietet einen gediegenen Rechercheplot rund um die mysteriöse Krankheit. Dabei werden eigentlich alle wichtigen Anlaufstellen für die Charaktere angenehm kurz beschrieben. Dem Spielleiter wird somit ausreichend Material an die Hand gegeben, ohne langatmig zu werden. Einzig für des Rätsels Lösung, wer denn nun hinter der ganzen Angelegenheit steckt, hätte ich mir einige handfestere Hinweise gewünscht. Denn das Abenteuer geht recht unverblümt zum Finale über, während ich mich noch schwer damit getan hätte, aus den bisherigen Hinweisen eine echte Spur zu kreieren. Hier wird womöglich noch ein wenig Nachhilfe durch den Spielleiter vonnöten.

Ein weiterer Kritikpunkt, und der sei bei einem Rollenspiel, dass „Steam! Pulp! Fantasy!“ verspricht, auch erlaubt: Das Abenteuer ist in der vorliegenden Form ein wenig gemütlich geraten. Sicher, durch weitere Opfer der Krankheit lässt sich Druck auf die „außergewöhnlichen Damen und Herren“ aufbauen. Doch atemberaubende Kämpfe, Stürze von Luftschiffen, rasante Verfolgungsjagden oder auch nur exotische Schauplätze sucht man in „Die Bilder des Isidor Necpla“ leider vergebens. Sicher mag das bei einem detektivischen Recherche-Szenario verschmerzbar sein, doch als erstes Abenteuer hätte ich mir für „Wolsung“ Material gewünscht, dass die Schlagwörter des Systems mehr in den Vordergrund stellt.

Das Layout wiederum erhält eine gute Note. Wie auch die Ausgaben der „Urdapedia“ ist das Heft in dezenten Brauntönen gehalten, klar gegliedert und reichlich bebildert. Auch der Aufbau mit einem umfangreichen Anhang, der die Spielwerte aller wichtigen NSC enthält, erscheint mir gut gelungen. Für die technische Seite gibt es damit abermals eine gute Note.

Fazit: „Die Bilder des Isidor Necpla“ ist ein gutes Recherche-Szenario mit einem Schuss Action. Wer Gefallen an detektivischer Arbeit hat und einen ersten Blick in die Welt von „Wolsung“ werfen möchte, macht mit dieser Anschaffung sicher nichts falsch. Einzig der Pulpfaktor ist sehr niedrig angesetzt.


Die Bilder des Isidor Necpla
Abenteuerband
Marcus Pohlmann
Redaktion Phantastik 2016
ISBN: 978-3946759010
28 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,00

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