„Road to Legend“ ist eine Erweiterung, die ohne die Grundbox nicht zu spielen ist. Der Besitz der zwei früheren Erweiterungen ist nicht zwingend, aber sinnvoll, wenn man das volle Potenzial ausschöpfen will. Unsere Testkampagne hat mit dem Material des Grundspiels und der ersten Erweiterung stattgefunden.

Neu und anders an dieser Erweiterung ist, dass es nicht nur mehr Monster, Zubehör und Würfel gibt, sondern vor allem einen Spielplan, der die Welt Terrinoth repräsentiert. Hier nun bewegen sich die Spieler mit ihren Charakteren aus ihrer Heimatstadt heraus von Dorf zu Dorf, von Begegnung zu Begegnung und von Dungeon zu Dungeon. Der Overlord ist kein Dungeonmaster mehr, sondern hat eigene „Leutnants“, erobert Städte und schmiedet einen finsteren Plan, den die Spieler mit ihrem Tun verhindern müssen.

Um das zu erreichen, müssen sie sich in den schummerigen Dorfkneipen nach Gerüchten umhören, die sie von einem Dungeonabenteuer zum nächsten bringen. Darüber hinaus jedoch sollten sie immer ein Auge auf die Schergen des Overlords haben. Da es sich bei der Erweiterung explizit um ein Kampagnen-Spiel handelt, gibt es Erfahrungspunkte für die Charaktere, die sich in neuen und verbesserten Fähigkeiten niederschlagen. Den Rollenspielern unter den „Descent“-Begeisterten ist dieses Vorgehen nur allzu vertraut.

Natürlich handelt es sich noch immer vor allem um ein Brettspiel, und die Interaktion der Spieler mit den Nichtspielercharakteren beschränkt sich auf Kampf. Trotzdem wäre es in keinster Weise unerwartet, würde es in der nächsten Erweiterungsbox nur noch Charakterblätter, Bleistifte und Würfel geben. Die ausgefeilten und zufälligen Variationsmöglichkeiten der Kampagnen und der Dungeons in den Kampagnen lassen eine wahrscheinlich unendlich lange Spielzeit erahnen.

Das ist jedoch möglicherweise auch ein Nachteil. Man kann das Vorgehen nicht raffen. An einem langen Abend wird man über 1-2 Begegnungen (Dungeons im Freien) und einen Dungeon mit Endgegner kaum hinauskommen. Je nachdem wie viel Zeit dann zwischen den Spieleabenden liegt, fällt die Erinnerung of schwer. Ein weiterer Nachteil des Kampagnenspiels gegenüber der Brettspiel-Variante ist, dass eigentlich immer alle Mitspieler anwesend sein müssen und die Rolle des Overlords nicht rotiert werden kann, sondern wie beim Rollenspiel auch für eine geraume Weile festgeschrieben ist. Aber das sind grundsätzliche „Beschränkungen“ eines in Richtung Rollenspiel tendierenden Systems gegenüber einem reinen Brettspiel.

Gibt es noch andere Kritik? Eigentlich nicht viel: Die Box und das Material sind in gewohnter Manier und sehr umfangreich, sodass kein Grund zur Klage besteht, was die Preis/Leistung angeht. Allein der Unterschied zwischen silbernen und goldenen Würfeln lässt sich im abendlichen Zimmer oft nur erahnen, eine Tatsache, die sicherlich mit einem anderen Design hätte vermieden werden können. Außerdem muss gesagt sein, dass wir schon seit einer Weile mit einem zweiten Würfelset spielen, was den Spielablauf erheblich reibungsloser gestaltet.

Fazit: „Descent: Road to Legend“ ist auf jeden Fall die lohnenswerteste aller „Descent“-Erweiterungen und vor allem Rollenspieler sollten sie sich auf jeden Fall zulegen, da sie aus „Descent“ ein Spiel macht, das man immer wieder gerne aus dem Schrank zieht, um damit einen Abend zu füllen. Es erfordert keinerlei Vorbereitung (noch weniger als für das Grundspiel) und erlaubt dank der Kampagnenstruktur tatsächlich so etwas wie eine Charakterentwicklung.