von Sabine Dingeldein
Mit aller Gewalt brach das Schicksal über Ana und ihren Bruder Gerit von Somerstorm herein, als bei einem festlichen Bankett zu Ehren Anas Geburtstag Nachtschatten die Burg der Familie stürmten und alle Gäste und die Königsfamilie töteten. Dank seiner Aufmerksamkeit konnte Ana zusammen mit ihrem Leibwächter Jonas fliehen, und auch Gerit gelang es, sich vor dem Angriff der fürchterlichen Nachtschatten in Sicherheit zu bringen. Viele Wochen lang wusste das Geschwisterpaar nichts über das Schicksal des jeweils anderen: Ana floh zusammen mit Jonas aus dem Land, um Hilfe bei Verbündeten zu erbitten, während Gerit in der Burg blieb – zunächst versteckt, dann als Gefangener, schließlich als Mitglied des Nachtschatten-Clans, der es sich in der Burg gemütlich machte.
Die erhoffte Hilfe blieb Ana von Somerstorm verwehrt, denn schnell musste sie erkennen, dass sich ihr Vater in seiner Regierungszeit vor allem Feinde geschaffen hatte. Viele wollten die Linie der Somerstorms lieber beendet wissen und bedrohten Anas Leben. Nach einem Streit trennt sie sich von Jonas und gerät kurze Zeit darauf in Gefangenschaft und Sklaverei. Sie trifft auf Cascyr, den König ohne Land, der eine mächtige Armee, genannt die Ewige Garde, befehligt. Er bietet Ana die Befreiung Somerstorms – wenn sie ihn zum Mann nimmt und somit zum König über Somerstorm macht. Zum Wohle Somerstorms stimmt Ana diesem Arrangement zu – wohl wissend, dass sie von dem grausamen und mächtigen Mann wenig Gutes erwarten kann.
Doch auch Gerit ist nicht untätig. Längst fühlt er sich von den Nachtschatten akzeptiert und er verwaltet Somerstorm und seine Minen, wie es dereinst die Angestellten seines Vaters taten. Ein unheimlicher Fund in den Minen beschäftigt ihn zusehends, denn niemand scheint zu wissen, was es mit dem unheimlichen schwarzen Sand auf sich hat, der sich dort befindet. Beinahe zu spät erkennt Gerit, dass es dieser Sand ist, der Männer zu jenen Wesen macht, die in der Ewigen Garde dienen: willenlos, ohne Angst, Erschöpfung oder Mitgefühl zu kennen. Er muss schnell handeln, wenn er verhindern möchte, dass der König ohne Land sich Somerstorms bemächtigt und möglicherweise alle Länder in einen brutalen Krieg verwickelt. Doch um Cascyr aufzuhalten braucht es mehr als einige Nachtschatten. Gerit braucht Verbündete, wie die Magier – doch die Magie ist beinahe versiegt und der Weg nach Somerstorm ist weit.
Am Ende streben alle Stränge der komplexen Handlung der Trilogie „Der verwaiste Thron“ nach Somerstorm, dem Land, aus dem Ana und Gerit stammen. Hier wird sich nicht nur die Zukunft der Geschwister, sondern womöglich aller Lebewesen entscheiden.
Fazit: Die Geschichte von Ana und Gerit Somerstorm ist mitreißend. Auch wenn die Handlung am Anfang des Dreiteilers mitunter verwaschen wirkte und Längen hatte, entwickelten Handlung und Charaktere immer mehr Tempo und Tiefe, und spätestens ab dem zweiten Teil hat dieser Epos seinen Leser in der Gewalt. Sehr gut gefällt die Vielschichtigkeit der Welt, die Kern entworfen hat und bis zum Schluss immer weiter entwickelt. „Der verwaiste Thron“ ist eine solide Fantasy-Trilogie, die in den jetzt anstehenden Herbst- und Winterabenden sicher viel Spaß macht.
Rache. Der verwaiste Thron 3
Fantasy-Roman
Claudia Kern
Blanvalet 2009
ISBN: 978-3-4422-4422-5
384 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 13,00
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