Mit „Der Schwarm“ hat sich der deutsche Schriftsteller Frank Schätzing einen veritablen Erfolgsroman zusammengeschustert. Der 2004 erschienene Thriller behandelt die existenzielle Bedrohung der Menschheit durch eine unbekannte, intelligente maritime Lebensform, macht dabei ungeniert Anleihen beim Katastrophenfilm-Kino aus Hollywood und profitiert von der neuen Ökowelle nach der Jahrtausendwende, auf welcher der Roman gekonnt surft.

Die Handlung ist schnell umrissen: Die Menschheit wird bedroht vom Leben im Wasser. Zunächst sind es Wale, die angreifen, dann giftige Qualen, Muscheln, Krebse, und schließlich verwüstet ein Tsunami, hervorgerufen durch organisiert vorgehende Tiefseewürmer, große Teile Nordeuropas. Wissenschaft und Militär setzen sich zur Wehr. Es bildet sich ein Team aus Vertretern beider Lager, die sich allerdings gegenseitig nicht grün sind.

Es stellt sich heraus, dass hinter den globalen Katastrophen und dem aggressiven Verhalten der Meeresbewohner eine unbekannte intelligente Macht steckt, die sich gegen die drohende Zerstörung des ozeanischen Lebensraumes durch den Menschen zu wehren begonnen hat. Dieser unbekannten Intelligenz wird kurzerhand die Bezeichnung Yrr verpasst. Im Umgang mit dieser rätselhaften Entität verfolgen die Wissenschaftler und die Militärstrategen ganz unterschiedliche Ziele. Während die einen eine friedliche Koexistenz anstreben, wollen die anderen den erklärten Feind vernichten, ohne Rücksicht auf Verluste.

Der Roman ist wissenschaftlich durchaus anspruchsvoll geschrieben, bleibt aber jederzeit aufgrund von genau erklärenden Beschreibungen auch für den Laien absolut verständlich. Er vermittelt Einblicke in Themenkomplexe der Meeresbiologie, der Geologie, der Verhaltensforschung und der künstlichen Intelligenz.

Wer von Schätzings Geschichte begeistert ist – aber auch jeder andere –, kann nun selbst mitmischen. Das Brettspiel zum Literatur-Bestseller greift einige Handlungsmotive des Romans auf und kombiniert sie zu einer interessanten Spielidee. Mit der Errichtung von Forschungsstationen, dem Aussenden von Schiffen und der Vernetzung dieser Elemente bis zum Kontakt mit der Schwarmkönigin in der Tiefe sollen die Spieler dem Geheimnis des Meeres auf den Grund gehen.

Der Spielaufbau ist reichlich komplex, aber durch dezente Hinweise und Hilfsmittel, wie handliche Übersichtstafeln, überschaubar gestaltet. Gespielt wird stets in zwei Phasen. In der ersten Phase wählen die Spieler reihum – möglichst klug – Aktionskarten für sich aus, die sie dann in der zweiten Phase punktebringend einsetzen. Nach und nach wird das Meer erforscht. Eine Verbindung zur Schwarmkönigin in der Mitte des Spielplans ist für alle Spieler ein lohnendes Ziel. Unangenehme Überraschungen können das Vorhaben erschweren. Als da wären gefährliche Wale und Krebse – oder gar Tsunamis.

Vor allem nach der Katastrophe von Südostasien an Weihnachten 2004 mag es etwas problematisch erscheinen, Tsunamis als Spielelemente zu verwenden – zur willentlichen Schädigung der Mitspieler. Doch dies soll auch der einzige Kritikpunkt sein. Ansonsten handelt es sich beim Brettspiel zu Frank Schätzings Bestseller „Der Schwarm“ um eine intelligent entworfene, im Spiel schnell verständliche, durchweg unterhaltsame und im Design absolut ansprechende Umsetzung.

Beim Spielen, vor allem beim Auf- und Abbau, sollte man sorgsam vorgehen. Es gibt viele Kleinteile, die schnell verloren gehen können. Vielleicht doch ein kleiner zweiter Kritikpunkt!

Fazit: Eine tolle Spielidee, die vor allem im Spiel zu viert aufgeht. Für Strategie-Fans, die auch das Glücksspiel nicht scheuen.