Der Schattenkrieger (Sacred 2)

Vor langer Zeit fiel der Menschen-Krieger Garlan im Kampf gegen die Elfen auf einem der namenlosen Schlachtfelder Ancarias. Ein unheiliger Zauber reißt ihn nach Jahrhunderten aus seinem friedvollen Schlaf, denn der intrigante Großinquisitor der Elfen plant, den Wiedergänger auf die Suche nach einem sagenumwobenen Artefakt zu schicken, um damit die dekadente Adels-Kaste seines Volkes zu entmachten und die Herrschaft über Ancaria an sich zu reißen.

von Christian Beier

 

Dies ist die Hintergrundgeschichte zum aktuellen Roman zum Computerspiel „Sacred 2“, welcher allerdings nicht dessen Story adaptiert, sondern als Vorgeschichte zu besagtem Computerspiel fungiert. Leider merkt man, und das kann ohne zu viel zu verraten gesagt werden, davon nicht sonderlich viel beim Lesen des Romans. Im Gegenteil: Es gibt Computerspiele, die über mehr Tiefgang, Hintergrund und Wendungen verfügen, als die doch sehr geradlinig durchgezogene Story von „Schattenkrieger“.

In selbiger geht es um den gequälten Protagonisten Garlan, welcher zum Handlanger eines Magiers werden muss, damit seine Seele ewigen Frieden findet. Auf dem Weg zu diesem Ziel gerät er in die obligatorischen Schwierigkeiten mit der Obrigkeit und lernt – welch Überraschung – einige andere Figuren kennen, mit denen er die fast schon traditionell zu nennende Abenteurergruppe bildet. Natürlich ist dann auch einer der Begleiter ein Verräter. Damit verrate ich wirklich nicht zu viel, hat Garlan doch diesen Verdacht bereits relativ früh in der Erzählung und somit auch – über dessen inneren Monolog – der Leser. Lediglich wer denn nun den unvermeidlichen Verrat begehen wird, ist eine Frage, welche vom Autor ausgiebig gemolken wird, um Spannung aufzubauen, was eher schlecht als recht gelingt.

Leider wirkt keine der Figuren irgendwie sympathisch und stellt mehr da, als ein klar umrissenes Stereotyp, sodass kaum Interesse an deren Schicksal aufkommt. Besonders Garlans inneren Konflikt und seine Todessehnsucht hätte man sicherlich eleganter umsetzen können. Auch die Widersacher der Gruppe sind ähnlich originell gezeichnet wie die Protagonisten, will heißen fast gar nicht. Einzig bei der Beschreibung der Welt finden sich einige originelle Elemente in der Darstellung dekadenter Elfenkulturen oder blinder, Bücher fressender Mutanten. Allerdings ist mir nicht bekannt, wie viel davon auf dem Hintergrund des Spiels beruht und wie viel sich der Autor tatsächlich selbst ausgedacht hat.

A. D. Portland ist sicherlich den Wenigsten ein Begriff, was vermutlich daran liegt, dass dieser Roman keine Übersetzung ist, sondern eigens für den deutschen Markt geschrieben wurde. Der Name des Autors ist also höchstwahrscheinlich ein Pseudonym, auch wenn der Stil des Romans nahe legt, dass er aus dem Umfeld der deutschen Groschenromane stammt, wo ähnlich geschraubte, adjektivische Konstruktionen und platte Beschreibungen von emotionalen Befindlichkeiten zu finden sind.

Natürlich kommt die Geschichte auch irgendwann zum Ende, der Protagonist stellt sich seinen Domänen und wird geläutert, die Gruppe kommt irgendwie zu einem Ausgleich und reitet in den Sonnenuntergang. So weit, so klischeebeladen. Im Epilog gibt es dann noch einen Anschluss an die Story des Computerspiels, welcher allerdings etwas aufgesetzt und wie nachträglich „drangetackert“ erscheint.

Fazit: Nervtötende Formulierungen, uninteressante Figuren und eine vorhersehbare Geschichte machen klar, dass es sich bei diesem Buch um nichts weiteres als ein weiteres Stück „Fast Food Fantasy“ handelt. Möglicherweise entdecken Fans des Computerspiels Bekanntes und können dem Buch unter diesem Vorzeichen etwas abgewinnen. Alle anderen sollten lieber die Finger davon lassen.


Der Schattenkrieger (Sacred 2)
Fantasy-Roman
A. D. Portland
Panini Books 2007
ISBN: 978-3833215728
283 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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