von Ansgar Imme
Die zweite Novelle wurde vom Martina Nöth verfasst, die bisher nur wenige schriftliche Beiträge in der Welt des „Schwarzen Auges“ beisteuerte, aber durch ihr Alter Ego „Amber“ und passende musikalische Veröffentlichungen bekannt geworden ist. Auch sie hat etwa 60 Seiten zur Verfügung, in den sie den Inhalt geradezu pressen muss. Dazu werden natürlich auch wieder die Übersichtskarte, die für die Novellen durch ständige Bewegung der Protagonisten sehr nützlich ist, und ein Anhang mit Erklärung von Begriffen mitgeliefert.
Der Inhalt
Auch am Beginn des zweiten Bandes steht der Prolog um den zum Tode Verurteilten. Nun erfährt man, dass er oder sie anscheinend an die Zwölfgötter glaubt. Dann setzt die Handlung um die kleine Gruppe wieder ein, dieses Mal aus der Sicht von Chandra, der tulamidischen Magierin, erzählt. Direkt nach dem Überfall durch Söldner entkommt die Diebin erneut.
Szenenwechsel. In einem Rückblick erfährt man, wie die Magierin in die Geschehnisse verwickelt wurde, als sie für ihren Lehrmeister eine Schuld bei dem Auftraggeber dem Ritter von Blauenfurt einlöste. Sie lernte dort auch dessen unsympathische Schwester kennen und erfuhr, dass der Kristall die Heilung seiner Tochter verbessere, die an einer schweren Krankheit leide.
Szenenwechsel. Die Helden begeben sich in das zerstörte Wehrheim, wo sie die Diebin Aryna vermuten. Bei einem zufälligen Aufeinandertreffen nehmen sie einen der Söldner gefangen, die sie überfallen hatten und welcher ihnen erzählt, dass noch jemand Mächtigeres hinter dem gestohlenen Kristall her ist. Und so gilt es, sich Geistern in einem unterirdischen Lager eines Handelshauses zu stellen, die Diebin zu fassen und mit den Söldnern abzurechnen. Doch mag der eine oder andere dabei auf der Strecke bleiben...
Kritik
Auch der zweite Band der Novellenreihe hält ein gutes Niveau. Dieses Mal lernt man die Magierin Chandra besser kennen und sieht ihre Sicht der Dinge und vor allem erfährt man von einigen Geheimnissen, die die anderen nicht kennen und somit erst mal nur der Leser weiß. Gerade die Szenenwechsel zur „Vorgeschichte“ des Ganzen unterbrechen immer gut die Spannung, bieten aber selbst doch genug Neues und sind zunächst sogar die interessanteren Passagen.
Im Gegensatz zu Band 1 tritt hier auch die Ich-Erzähler-Perspektive deutlich stärker in den Vordergrund. Zudem sind die Personen vorgestellt und werden nur in Nebensätzen noch weiter beschrieben, sodass man sich mehr auf die Handlung konzentrieren kann, was der Novelle und dem Handlungsablauf gut tut. Die Geschichte ist in diesem Band eher noch linear gehalten, da es sich im weitesten Sinne um eine Verfolgung handelt und die Charaktere erst einmal immer den einen Schritt zu spät kommen. Das sorgt für eine eher schnelle Abfolge der Ereignisse, macht es aber nicht sonderlich abwechslungsreich.
Die „Stadt der Geister“ wird zwar durchaus thematisiert, aber hier hätte man noch mehr daraus machen können, was dann auch dem Titel mehr gerecht geworden wäre. Zudem wirkt auch hier der Prolog wie ein zusätzlicher Körperteil. Er passt einfach nicht gut zum Rest der Handlung, letztlich hätte man ihn auch weglassen können, und es wäre nichts verloren gewesen. Insgesamt liest sich die Novelle aber auch schnell „runter“ und wirkt sehr „aventurisch“, also der Welt gut eingegliedert.
Fazit: Eine gute und spannende Weiterführung der Reihe. Aber auch hier muss auf das unpassende Preis-Leistungsverhältnis hingewiesen werden! 5 Euro pro Band und damit insgesamt 25 Euro für etwa 300 Seiten sind weiterhin übertrieben. Wer das Geld immer noch über hat, macht auch sicherlich keinen Fehlgriff.
Der Kristall von Al’Zul 2: Stadt der Geister
Rollenspiel-Roman
Martina Nöth
Fantasy Productions 2008
ISBN: 3890642322
63 Seiten, Softcover, deutsch
Preis: EUR 5,00
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