Der Kristall von Al’Zul 1: Land ohne Gesetz

In der Wildermark herrschen andere Gesetze, und Kriegsfürsten und Söldnerbanden knechten das Land. Als der Zwergensöldner Gorbosch sich mit mehreren Gefährten auf die Suche nach einer Diebin begibt, bekommt auch er zu spüren, dass in einem Landstrich ohne Gesetze nur das Recht des Stärkeren gilt. Denn im Land ohne Gesetz gibt es keine Gnade.

von Ansgar Imme

 

 

Nachdem Fantasy Productions bisher nur „normale“ Romane publiziert hatte, macht man sich nun an eine Kurzserie in Form von Novellen, die alle etwa um die 60 bis 65 Seiten umfassen. Dabei sind bis auf den Autor des vierten Bandes, Gernot Vallendar, nur Schreiber am Werk, die entweder schon Romane oder Publikation für das Rollenspiel direkt in der Welt des „Schwarzen Auges“ verfasst und damit einige Erfahrung haben. Die erste Novelle stammt von Anton Weste, der sich schon durch einige innovative Abenteuer („Die Herren von Chorhop“, „Blutige See“) und seine Beiträge vor allem zum Magiesystem hervorgetan hat.

Der Inhalt

Der Prolog beginnt mit einer Schilderung einer Person, die gerade von einer Richterin zum Tode verurteilt wurde. Dann folgt ein Szenenwechsel. Gorbosch, der Zwerg, ist nach seinem letzten Auftrag im Söldnerloch Bracke gestrandet, als ihn die Magierin Chandra anspricht und als Söldner für einen Auftrag rekrutiert. Es gilt eine Diebin zu finden, die einem Adligen etwas gestohlen hat. Und so macht sich der Zwerg zunächst auf, seine Rotte zusammenzustellen, die ihn bei der Aufgabe begleiten sollen. Dabei geht natürlich alles nicht so glatt, wie er es sich gewünscht hat, vor allem als er mit dem Halbelfen Elon aneinander gerät, der sich ihm anschließen will, mit dem Gorbosch aber nichts zu tun haben möchte. Als dann auch noch einer seiner angeheuerten Kameraden durch Suff ausfällt, muss sich Gorbosch überlegen, ob er auch jemandem trauen kann, den er eigentlich nicht in seiner Truppe haben möchte. Schließlich werden sie schon in einen Kampf verwickelt, ehe der Auftrag angefangen hat, und das nur, weil sie einem Aussätzigen helfen wollen. Und dann führt sie die Suche auch noch mitten ins Kriegsgebiet zwischen zwei Kriegsfürsten – kein guter Start für Gorboschs Mannen.

Kritik

Als Anfang funktioniert der Band prima, auch der Zwerg Gorbosch, der aus seiner (Ich-)Perspektive erzählt, scheint gut ausgewählt, da es genügend humorvolle Szenen gibt (eine klasse Szene gibt es, als er einen Großgrundbesitzer unter den Tisch trinken muss) und dieser über eigene Gedanken und Rückblicke anfangs einen guten Überblick über die Lage und Gegend gibt. Die Ich-Perspektive wirkt dabei nicht aufdringlich und ist auch somit nicht die klassisch erwartetete, da man teils aufgrund der detaillierten Beschreibungen fast den Eindruck hat, es würde sich eher um einen Dritte-Person-Erzähler handeln. Die anderen Charaktere werden der Reihe nach vorgestellt, da sie Gorbosch nacheinander engagiert. Diese bilden dabei typische Helden-Archetypen ab, wie man sie aus dem Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ auch kennt und dürfen sich gleich in einer kritischen Situation beweisen, wo man ihre Eigenarten kennenlernt. Die Personen können aufgrund der Seitenbegrenzung natürlich noch nicht die Tiefe gewinnen, aber aufgrund obiger Einführung hat man trotzdem schnell ein einfaches Bild vor Augen.

Damit liegt auch gleich der größte Kritikpunkt vor: die geringe Seitenanzahl. Gut 60 Seiten hat Anton Weste zur Verfügung, wovon dann auch noch 4 Seiten für Übersichtskarte (eine gute Entscheidung, gerade auch hinsichtlich der Folgebände), Einführungsprolog (mit dem man noch nicht viel anfangen kann, der in den Folgebänden mehr hergibt) und Anhang abzuziehen sind. Durch die minmierte Seitenzahl kann sich die Geschichte noch gar nicht entfalten, es ist mehr der Auftakt mit Personenvorstellung. Wenn man die im weitesten Sinne noch fehlende Story – denn eigentlich ist die Geschichte eines Bandes nun mal auf 5 Bände aufgeteilt – ignoriert, liest sich die Novelle gut.

Fazit:
Anton Weste hatte die schwierige Aufgabe, die Einführung und den Auftakt zur Kurzserie aus Novellen zu schaffen, die Charaktere vorzustellen und dies alles auf einer sehr geringen Zahl von Seiten. Dies ist sehr gut gelungen. Spannung und Humor sind vorhanden und lassen für die Folgebände hoffen. Eindeutig negativ ist das Preis-Leistungsverhältnis! 5 Euro pro Band und damit insgesamt 25 Euro für etwa 300 Seiten ist im Vergleich mit einem Erscheinen als ein gesamtes Taschenbuch für etwa 10 bis 12 Euro deutlich übertrieben. Wer das Geld über hat, macht hier aber sicherlich keinen Fehlgriff.


Der Kristall von Al’Zul 1: Land ohne Gesetz:
Rollenspiel-Roman
Anton Weste
Fantasy Productions 2008
ISBN: 3890642314
63 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 5,00

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