Der Krieg der Trolle

Erdbeben über und unter der Erde versetzen Wlachakis erneut in Aufruhr. Die Trolle sind beunruhigt, wie sie alsbald entdecken nicht einmal grundlos ob des Feindes. Währenddessen verändert sich Ionnes immer mehr und wird sogar so verrückt, gegen seinen Bruder einen Krieg anzuzetteln. Die Trolle stehen dabei bereitwillig an Natioles Seite, haben aber selber alle Pranken voll zu tun, um am Leben zu bleiben. Hilfe tut Not.

Wie in der Rezension zu „Der Zorn der Trolle“ (Band 3 der ursprünglichen Trilogie) schon geäußert, bestand keine Notwendigkeit, die Trolle ein für allemal ruhen zu lassen. Alle primären Handlungsstränge waren zwar abgeschlossen, sämtliche Geschichten jedoch noch lange nicht erzählt. Somit war es vermutet nur eine Frage der Zeit (des Autors), bis ein nächster Roman zu den Trollen erscheinen würde. Nach fast auf den Monat genau vier Jahren ist es jetzt soweit: Christoph Hardebusch hatte wieder Zeit, uns in das Land zwischen den Nördlichen und Südlichen Sorkaten mitzunehmen, jene Gegend, die auch einige Zugänge zu Höhlen hat, die weit in das Erdinnere reichen und die den Lebensraum der Trolle birgt. Und eben in diesen Höhlen werden Veränderungen zuerst wahrgenommen. Vor allem wenn sie aus der Tiefe heraus rühren.

Die Geschichte macht somit auch nur einen kleinen Sprung von ein paar Jahren und dreht sich in den etwas über 500 Seiten noch immer um die Missstände und Befindlichkeiten der Wlachaken, Masriden und Dyrier. Natiole, der Erstgeborene der Legende Sten cal Dabrân, hat nunmehr das Erbe seines Vaters als Voivode angetreten. Währenddessen ist sein Bruder Ionnes der Bojar des Mardews. Zu Beginn von „Der Krieg der Trolle“ erschüttern mehrere Beben im Inneren der Erde die Welt der Trolle, was für diese aufgrund der Ausmaße mehr als beunruhigend ist. Unterdessen ist auch an der Oberfläche in Wlachakis nicht alles eitel Sonnenschein. Die Spannungen, die Sten als Voivode in Zaum halten konnte, scheinen wieder auszubrechen, und die alten Konflikte zwischen den Menschen brauchen nur noch einen Funken, um das Pulverfass zu entzünden. Das Regieren ist für Natiole nicht so leicht, wie es ihm bei seinem Vater immer erschien.

Die Erdbeben sind es auch, die die aktuellen Geschehnisse ins Rollen bringen. Fast von Geröll erschlagen taucht ein Zwerg in dieser Welt auf. Neue Widersacher in den Bergen machen unterdessen selbst dem stärksten Troll zu schaffen. Ähnlich ergeht es Natiole, der auf einem Ausflug nur knapp mit dem Leben entkommt, als es gilt, sich einer Bestie zu erwehren. Unterdessen wird sein kleiner Bruder Ionnes immer sonderbarer, was Natiole durch die große Entfernung zur Provinz und die eigenen Problemen erst (zu) spät zugetragen wird. Und dann gibt es noch einen Drachen, durch welchen die Story immer verrückter wird und durch den es zum Krieg unter den Wlachaken kommt, wobei Bruder gegen Bruder zieht. Selbst die Geistseherin kann dieses nicht vollends erahnen oder verstehen, wenngleich der weiße Bär und ihre Visionen mehr als einmal helfen.

Kurze Kapitel, keine ausufernden Details und ausgesparte Wiederholungen sorgen dafür, dass man „Der Krieg der Trolle“ gut lesen kann und immer von der Handlung eingenommen wird. Die ungeheuerlichen Zufälle am Beginn der Geschichte sind nicht so dramatisch, die Gesamthandlung ist größtenteils glaubwürdig. Sehr schön ist es, dass man erneut etwas mehr über die Trolle erfährt; vor allem die neue Hauptfigur Tarka (eine Kriegerin aus Pards Stamm) wurde hervorragend entwickelt. Die finale Konfliktlösung ist etwas unorthodox, das Ende jedoch vorhersehbar. Wie man dazu steht und ob man damit zufrieden ist, bleibt dem Leser überlassen. Wichtiger als je zuvor ist es jedoch, nicht erst mit diesem Roman in die Welt der Trolle einzusteigen, um alles verstehen zu können. Historisches wird in bekannter Manier lediglich angerissen, wenn überhaupt, wodurch dieses Mal ungewöhnlich viel vom Leser verlangt wird. Erst Recht nach den vier Jahren Romanpause.

Fazit: Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt, dass die Trolle in dieser Romanserie nur einen Anteil und nicht die Hauptrollen einnehmen. Hierdurch wirkt die Reihe eher wie eine Buchserie ähnlich „The Wheel of Time“ oder „Game of Thrones“, jedoch auf einem anderem Niveau und mit weniger Personen. Die Trolle kommen heuer nicht zu kurz, die Wlachaken stehen wie erwartet jedoch erneut im Vordergrund. Mit diesem Wissen ist auch „Der Krieg der Trolle“ wieder lesenwert, und so gewalttätig, wie der Titel anmutet, geht es dann doch nicht zu. Ein paar schöne Kampfszenen und ein offenes Ende erfreuen den geneigten Leser und lassen ihn mit einem Gefühl zurück, dass eine erneute Wiederkehr möglich ist. Der Roman ist ganz okay und setzt die Romanserie gut fort, ist jedoch nicht das Highlight der Reihe.


Der Krieg der Trolle
Fantasy-Roman
Christoph Hardebusch
Heyne 2012
ISBN: 978-3-453-31431-3
536 S., broschiert, deutsch
Preis: EUR 14,99

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