von Jorge C. Kafka
Das clevere Konzept der Einsteiger-Abenteuer scheint wirklich aufzugehen! Wie die drei anderen Kampagnenbände erfordert „Der Inquisitor“ nur die Kenntnisse der Basisregelwerks. Von Seiten des Verlages eine kluge Entscheidung, denn der Neuling unter den Rollenspielern möchte ja nicht weit über 100,- EUR ausgeben müssen, nur um mal ein paar Abenteuer anzuspielen, um dann feststellen zu müssen, dass das System, die Welt oder andere Dinge ihm nicht gefallen. Außerdem erleichtert es enorm den Einstieg in eine mittlerweile über viele Jahre gewachsene Welt bzw. erprobtes Regelsystem, dessen Details und Nuancen beinahe endlos erscheinen.
„Der Inquisitor“ überzeugt nicht nur mit einem übersichtlichen Inhalts-, sondern auch mit einem Stichwortverzeichnis am Ende des Bands. Die schönen und stimmungsvollen schwarz-weiß Zeichnungen und Karten von Sabine Weiss versprühen mit ihrem leicht comichaften Stil viel Witz und lassen ein Auge fürs Detail erkennen. Die sinnvoll ausgewählten Handouts ergänzen den Abschlussband der Kampagne ebenso gut wie die Chronologie der Ereignisse, die in den Anhängen zu finden ist. Don-Schauen hat sich sogar die Zeit genommen, einige Anmerkungen für erfahrene Meister und Spieler anzufügen, die diese Einsteiger-Kampagne ebenfalls einmal spielen möchten.
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei „Der Inquisitor“ um den vierten und abschließenden Teil einer Abenteuer-Kampagne. (Deren vorhergehende Teile – ich muss es zu meiner Schande gestehen – ich leider noch nicht kenne.) „Der Inquisitor“ ist aufgeteilt in drei Episoden, wovon die erste als Einführung dient und die Anreise der Helden behandelt. Die zweite Episode ist bei weitem die umfangreichste und auch die komplizierteste, bietet sie doch ganz unterschiedliche Entscheidungsmöglichkeiten für die Spieler, die zu – zum Teil sogar gegensätzlichen – Erzählsträngen führen können. In der letzten Episode erwartet die Helden eine Begegnung, die sie so schnell nicht wieder vergessen werden!
Worum es im Einzelnen geht? Nur so viel sei verraten: Im beschaulichen Dorf Trackenborn wird eine junge Frau der Hexerei angeklagt. Ein flugs herbeigeeilter Inquisitor setzt der Unschuldigen (?) zu und sucht nach weiteren verdächtigen Subjekten unter den Bewohnern des Dorfes. Die Stimmung im Dorf wird immer feindseliger und misstrauischer, denn Angst und Aberglaube sind ein zu guter Brennstoff für ein ordentliches Hexenfeuer!
Schön herausgearbeitet für Einsteiger aber auch erfahrene DSA-Recken sind die grauen Informationskästen zum Thema aventurische Inquisition, Hexen, Recht, Magiedilettanten, Anredeformen und Umgang mit Autoritäten, um nur ein paar zu nennen. Das erleichtert das Eintauchen in die fantastische Welt Aventurien und macht das Rollenspiel weitaus lebendiger als nackte Tabellen voller Fertigkeiten und Zahlen. Eine Erleichterung für den Spielleiter bieten die Hilfen, in denen beschrieben wird, welche Möglichkeiten die Helden haben bzw. auf welche Ideen sie kommen könnten und wie der Spielleiter damit umgehen kann. Liebevoll beschrieben und ausgearbeitet sind die Dorfbewohner (und der Inquisitor Praioshilf Sonnacker). Man merkt gleich, dass dies dem Autor viel Freude bereitet hat. Auch die Beschreibung der Hexen und des Schwarzfalls sind sehr stimmungsvoll geraten. Besonders faszinieren aber vielleicht die „uralten Geschichten“, die in der dritten Episode zum Tragen kommen. Aber dazu sei hier nicht mehr verraten, als dass der Gottdrache Pyrdacor und ein graubärtiger Geode entscheidende Rollen spielen...
Fazit: Alles in allem ist „Der Inquisitor“ ein gelungenes und gut durchdachtes Abenteuer, das seinen Preis von 10,- EUR mehr als wert ist, steckt es doch so voller Anregungen zur und Informationen über die Welt Aventurien, dass nicht nur Einsteiger ihre Freude daran haben. Daher ein großes Lob an den Autor!
Der Inquisitor (DSA-Abenteuer Nr. E4)
Abenteuer
Florian Don-Schauen
Fantasy Productions 2004
ISBN: 3-89064-360-4
56 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 10,00 EUR
bei amazon.de bestellen
