Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel: Der kleine Hobbit – Über den Berg und unter den Berg

Seit fast zwei Jahren gibt es nun schon „Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel“, ein Living Card Game (LCG), das von Fantasy Flight Games ersonnen und auf Deutsch vom Heidelberger Spieleverlag herausgebracht wird. Mit „Der kleine Hobbit – Über den Berg und unter den Berg“ ist pünktlich zum Auftakt der „Hobbit“-Filme von Peter Jackson die erste sogenannte „Saga-Erweiterung“ erschienen. Spieler können nun gemeinsam mit Bilbo Beutlin in Richtung des Einsamen Bergs wandern. Was heißt das genau? Einfach weiterlesen.

von Jakob Schwarz

 

Anders als bei den anderen Erweiterungen zu „Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel“, also dem „Düsterwald“-Zyklus oder dem „Zwergenbinge“-Zyklus, in denen die Spieler neue Abenteuer in Mittelerde erleben, orientieren sich die Geschichten der Saga-Erweiterungen eng an den Romanen von J.R.R. Tolkien. In „Über den Berg und unter den Berg“ begleiten die Spieler Bilbo Beutlin auf der ersten Etappe zum Einsamen Berg. Hierfür gibt es 5 neue Heldenkarte, 45 Spielerkarten, 106 Begegnungskarten und 9 Abenteuerkarten. Dazu zählen unter anderem Bilbo, Thorin Eichenschild, Zwergengefährten wie Dori, Ori, Nori, Gloin, Bofur, Kili und Fili, Steinriesen, Bilwiss-Orks, die legendären Klingen Glamdring, Orcrist und Stich und einiges mehr.

Die Karten kommen in einer quadratsch-praktisch-guten Box daher, die – wenn man das Papp-Inlay rausnimmt – Platz für locker vier Decks und diverse Abenteuerkarten lässt. Die Optik entspricht dem bekannten Standard. Interessanterweise unterscheiden sich die Zwerge sehr von dem, was man jetzt aus dem Kinofilm kennt. Mit ihren Bärten und bunten Kapuzen erinnern sie deutlich stärker an die Zwerge aus Tolkiens Kinderbuch. Auch die Steinriesen, Orks usw. besitzen eine ganz eigene Optik, die zum Teil etwas befremdlich wirkt (die Steinriesen haben enorme Zinken im Gesicht und sehen gar nicht aus, als bestünden sie aus Stein), aber es ist schön, dass das ganze Kartenspiel sein eigenes visuelles Universum entwirft und sich nicht einfach an den Filmen anbiedert.

Mit der Erweiterung kommen zwei eigene Kartentypen: Zum einen ist da Bilbo Beutlin, der seine eigene Beutlinsphäre hat, das heißt, er besitzt extra Karten, die von seinen Ressourcen (mit einem Pfeifensymbol) gekauft werden können. Es gibt aber nur sehr wenige Karten. Viel häufiger werden seine Ressourcen genutzt, um Effekte der Begegnungskarten auszulösen oder zu verhindern. Bilbo unterstützt sozusagen die Spieler. Dabei wird er im Wechsel immer dem Startspieler hingelegt, der ihn nach Gutdünken einsetzen kann. Unabdingbar für den Sieg ist allerdings, dass Bilbo ein Szenario überlebt. Stirbt er, ist die Partie sofort vorbei.

Auch neu sind die sogenannten Schätze, die man während eines Szenarios erringen kann. Ist einem dies gelungen, darf man sie zukünftig in Szenarien, die genau diese Schätze zulassen, in sein Deck mischen. Im Fall dieser Erweiterung heißt das, dass man im ersten der drei Szenarien, der Begegnung mit den Trollen, die drei Waffen Glamdring, Orcrist und Stich finden kann. Das sind enorm nützliche und starke Waffen, die später durchaus hilfreich sind.

Die drei beigefügten Szenarien behandeln – wie gesagt – die Begegnung mit den Trollen, danach die Überquerung des Nebelgebirges (Kampf gegen Steinriesen sowie gegen Bilwisse unter dem Berg) und schließlich die Flucht vor den Bilwissen und Bilbos Begegnung mit Gollum. Jedem Szenario sind ein paar kleine Sonderregeln zu eigen, die es etwas von den anderen unterscheidet. Gleich ins erste Szenario haben sich leider ein paar Kartenfehler geschlichen, die den Spielverlauf spürbar erleichtern. Wer wissen will, welche Karten fehlgedruckt wurden, kann dies hier (http://deckbauer.telfador.net/cards.html?productid=16&deckid=0&scenarioid=0&sphereid=0&cardname=&unique=0&traits=&cardtext=&showerrata=1&gameid=1&action=search) nachschauen (überhaupt eine extrem nützliche Website!).

Auf der Rückseite des Regelheftes sind zwei Beispieldecks aufgeführt, die man aus den vorliegenden Karten und dem Grundspiel bauen kann (diese Erweiterung braucht zum Spielen das Grundspiel). Leider sind die Decks eher schwach auf der Brust beziehungsweise die Szenarien ziemlich knackig. Uns gelang es auch in mehreren Testspielen nicht, mit diesen Decks die Szenarien zu bewältigen. Die Herausforderung – gerade für casual gamer – ist schon recht happig. Dies eine kleine Warnung an alle, die glauben, man könne mal eben mit Grundspiel und dieser Erweiterung die Abenteuer des Hobbits nacherleben. Das geht natürlich – aber macht euch auf einige frustrierende Niederlagen gefasst.

Fazit: Die Erweiterung bietet viele schöne neue Karten; vor allem Bilbo und die „Schatz“-Waffen sind super. Die Optik kann als gelungen bezeichnet werden. Die Szenarien sind relativ schwer (vor allem für ungeübte Spieler). Die Beispiel-Decklisten sind hier leider nicht sehr hilfreich. Ohne weitere starke Karten aus den vorherigen Erweiterungen ist es fast unmöglich, die Szenarien zu besiegen. Daher: Keine gute Wahl für Neueinsteiger. Die sollten sich lieber an den „Düsterwald“-Zyklus halten. Veteranen mit ordentlichem Kartenpool dürften hier eine schöne Abwechslung finden. Ärgerlich sind die Inhaltsfehler auf den Kartentexten. So etwas dürfte eigentlich gerade bei einem Spiel, bei dem jedes Wort wichtig ist, nicht passieren.


Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel: Der kleine Hobbit – Über den Berg und unter den Berg
Kartenspiel-Erweiterung
Nate French
Fantasy Flight Games/Heidelberger Spieleverlag 2012
EAN: 4015566012134
165 Karten, Regelheft, deutsch
Preis: EUR 19,95

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