Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel: Der kleine Hobbit – Auf der Türschwelle

Mit der zweiten Hälfte von „Der Hobbit“ für das LCG „Der Herr der Ringe“ kann man nun endlich die gesamte Geschichte nachspielen. Nur wenn man die Stärke aller Zwerge einsetzt, gelingt es, Smaug unbeschadet zu überstehen und siegreich aus der Schlacht der fünf Heere hervorzugehen.

von Lars Jeske

Mit mehr als einem Jahr Verzögerung veröffentlichte der Heidelberger Spieleverlag diese „Saga“-Erweiterung für „Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel“ auf Deutsch. Zeit genug für die bitter nötige Klausur nach den sprachlich verunglückten Releases damals. Jetzt kann man dieses Thema aber getrost zu den Akten legen, denn diese Box ist sprachlich wieder besser aufgearbeitet.

Nun denn, während ein Zauberer ja bekanntlich niemals spät eintrifft, dürfen somit jetzt auch die begeisterten Spieler des Living Card Game „Der Herr der Ringe“ endlich zur Tat schreiten. Die restlichen Abenteuer von Thorins Gefolgschaft der Zwerge dürfen jetzt nachgespielt werden. Im Mittelpunkt dieser abschließenden zweiten „Saga“-Erweiterung zu „Der kleine Hobbit“ stehen natürlich die Geschehnisse rund um den Meisterdieb Herr Bilbo Beutlin. Während der dünne Roman im Kino auf monströse drei Filme (jeweils mit Überlänge) erweitert, aufgeblasen und zelebriert wurde und wird, beschränkt sich das LCG auf nur zwei „Saga“-Boxen.

Schwer genug, gibt es doch erneut, wie in einer „Deluxe“- beziehungsweise „Saga“-Expansion üblich, lediglich drei Szenarien, die nun die verbleibende Geschichte abdecken müssen. Eine schwere Entscheidung, gab es doch viele Möglichkeiten, Schwerpunkte zu setzen. Die Reisenden mussten in der ersten Hälfte den hungrigen Trollen entkommen und hatten es anschließend erst mit den Gebirgsriesen zu tun, um sich später gegen jede Menge Orks zu verteidigen. Im letzten Szenario galt es, den Ring Gollum abzunehmen, indem man besser rätseln konnte.

Der zweite Teil beschäftigt sich nun mit den Gefahren im Düsterwald, welche vor allem aus Spinnen bestehen. Anschließend gilt es, den Drachen Smaug um Schätze zu bestehlen, die später hilfreich sein könnten. Das imposante Finale ist die Schlacht der fünf Heere. Wie man merkt, wird also die Geschichte bis zum Ende erzählt, und wer nur die bisherigen Filme kennt, bekommt ordentlich viele Spoiler mit auf den Weg. (Aber wer kennt das Buch „Der Hobbit“ nicht?)

Die Szenarien sind wieder einzigartig und die Entwickler haben sich wirklich Gedanken gemacht, wie man das Buch in das Regelwerk pressen kann, ohne dass man die Intention Tolkiens total außen vor lässt. Giftkarten werden eingeführt, ebenso wie man sich beim Drachen dann einschleichen muss, um Schätze zu stehen und im dritten Szenario einen erbitterten Kampf an allen Fronten gleichzeitig durchlebt. Dadurch kann man dieses Unterfangen der herausragenden Szenarien durchweg als gelungen bezeichnen. Die Spieler bekommen herausfordernde Abenteuer, die man gern immer wieder spielt.

Neben den Szenarien sind selbstverständlich auch die neuen, schön illustrieren Spielerkarten wichtig. Kann man diese doch größtenteils auch über diese Szenarien hinaus in allen anderen verwenden. Erneut gibt es für jede der vier Sphären einen zusätzlichen Helden (Bard den Bogenschützen, Balin, Óin und Bombur) und auch einen neuen Bilbo. Nun hat man jeden wichtigen Charakter zumindest einmal, um die Gemeinschaft komplett aufzustellen. Wird zwar mit drei Helden pro Spieler schwierig, alle 14 Charaktere unterzubringen, aber es ist für zwei oder mehr Spieler nicht unmöglich. Die 13 verschiedenen neuen Spielerkarten passen sich sehr gut in die Geschichte ein. Neben den restlichen Zwergen als Verbündete gibt es etwa für Bard den schwarzen Pfeil sowie den großen Eibenbogen als nützliche Verstärkungen, ebenso das Ereignis „Gerader Schuss“. Sinnvollerweise ist Bard ein Taktik-Held, was am ehesten seiner Natur entspricht. Dadurch gibt es jetzt glücklicherweise noch keine drei Zwergenhelden dieser Sphäre, da diese sonst zu stark wäre.

Vom Schwierigkeitsgrad her sind diese drei Szenarien ungefähr mit denen der ersten Box vergleichbar. Mit allen Karten ist jedoch der Spaß größer und die Chancen stehen besser. Somit ein Pflichtkauf für die Besitzer von „Über den Berg und unter den Berg“. Für die Sammler und/oder Fans des Spiels ja sowieso. Zudem ist „Auf der Türschwelle“ durch die vielen Zwerge und deren Unterstützungskarten selbstverständlich auch lohnenswert für all jene, die gern Zwergendecks spielen oder stilecht in Khazad-dûm auftreten wollen. Die Spielerkarten sind durchweg schön gezeichnet und spieltechnisch zu gebrauchen. Highlights sind etwa noch „König unter dem Berg“ (an einen Zwergenhelden angehangen und erschöpft, darf man zwei Karten ziehen und eine davon behalten), sowie „Thrórs Schlüssel“ (ein Ort verliert alle Eigenschaften außer seiner Merkmale).

Fazit: „Der kleine Hobbit – Auf der Türschwelle“ ist eine sehr interessante Erweiterung für das „Herr der Ringe LCG“. Sowohl die Szenarien als auch die Spielerkarten wissen zu überzeugen, somit ist die Erweiterung nicht nur eine Empfehlung für die Hardcore-Fans von „Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel“.

Anmerkung: Neben den üblichen 165 Karten liegt der Packung ein Korrekturset von 19 Karten für den Teil 1 der „Hobbit“-Saga bei, um dessen Spielbarkeit zu erhöhen. Exkurs: Im 1. Teil sind durch Übersetzungs- & Copy-Paste-Fehler überdurchschnittlich viele Fehler aufgetreten, die nicht nur ärgerlich waren, sondern mitunter sogar das Szenario abänderten, da Karten schlicht falsch wurden. Daraufhin gab es eine längere Veröffentlichungspause und seitdem ist die Qualität der deutschen Übersetzung eindeutig gestiegen. Neben sieben notwendigen Änderungen ist sogar ein Errata der Amerikaner mit eingearbeitet worden, wodurch „Thrórs Karte“ leider an universeller Spielbarkeit eingebüßt hat. Der Rest sind Kleinigkeiten. Eine tolle Geste vom deutschen Verlag!


Der Herr der Ringe – Das Kartenspiel: Der kleine Hobbit – Auf der Türschwelle
Kartenspiel-Erweiterung
Caleb Grace
Fantasy Flight Games/Heidelberger Spieleverlag 2014
EAN: 4015566012950
165 Karten, Regelheft, deutsch
Preis: EUR 19,95

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