Der Dunkle Turm 4: Der Untergang Gileads

Den Zerfall der Pracht, den Niedergang des friedvollen, glücklichen Lebens in der Baronie Gilead von Stephen Kings Mittwelt hat man zuvor noch nicht gesehen. Eine Lücke, die nun geschlossen wird – durch Band 4 der Comic-Adaption der Romanreihe um den Dunklen Turm: „Der Untergang Gileads“.

von Simon Ofenloch

Der jüngste Revolvermann Roland Deschain und sein aus den Getreuen Cuthbert Allgood und Alain Johns bestehendes „Ka-Tet“ sind von ihrem auswärtigen Abenteuertrip gereift in die Heimatstadt zurückgekehrt. Dabei haben sie nicht nur gute Erfahrungen gemacht, auch grausame Erlebnisse gehörten zum Lernprozess. Und das Böse gönnt ihnen keine Ruhe. Vor den Toren von Gilead steht schon bald der „Gute Mann“ John Farson und versammelt ein wüstes Heer zum Angriff.

Während die Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt auf Hochtouren laufen müssten, verlieren die kampffähigen Bewohner wertvolle Zeit beim Befinden über Rolands tatsächliche Schuld am Tod seiner getäuschten Mutter. Zur gleichen Zeit nehmen die Intrigen ihren Lauf: Lehrmeister Cort gerät in eine vorbereitete Falle und stirbt an einer heimtückischen Vergiftung. Auf Steven Deschain und sein Ka-Tet wird ein Attentat verübt, Ärzte werden gemeuchelt, und schließlich gelangt ein Attentäter nah an den Herrscher von Gilead. All dies noch bevor der große Angriffssturm von außen losbricht. Bevor Farson seine schier unendliche Armee aus Mutantenkriegern auf die Stadtmauern hetzt.

Doch diese Mauern sind es nicht alleine, die Gilead zur Verteidigung dienen. Von Gründervater Arthur Eld wurde das Stadtgebiet mit raffinierten Maschinen und Abwehrfallen ausgestattet, die jeden Angriff zu einem Gemetzel machen. Aber Farson hat reichlich „Kanonenfutter“ mitgebracht. Und so wird der Titel des Comic-Bandes zur grausamen Prophezeiung …

Dieses besondere Kapitel in der epischen Geschichte um die Erlebnisse des jungen Revolvermannes Roland Deschain ist eines ohne jede Hoffnung, das im Handlungsverlauf immer düsterer wird. Es besteht aus den Originalveröffentlichungen „The Dark Tower: The Sorcerer“, eigentlich ein „One-Shot“, und der sechsteiligen Minireihe „The Dark Tower: Fall of Gilead“. Schwangere Frauen, Kinder, waffenlose Bürger ohne Kampferfahrung, sie alle werden gnadenlos abgeschlachtet von Farsons Mörderbande, seinen Helfern und Helfershelfern. Der durchtriebenen, hinterhältigen Boshaftigkeit haben die Guten nur wenig entgegenzusetzen. Am Ende scheint kein anderer Ausweg zu bleiben, als die Heimat aufzugeben und das letzte Heil in der Flucht zu suchen.

Die Bilder zur beklemmenden Geschichte wurden wieder von Richard Isanove geschaffen, dieses Mal ohne Jae Lee. Düster und eindrucksvoll sind sie, auch durchs „Coloring“, an dem Dean White mitbeteiligt war. Wer genau hinsieht, erkennt mitunter hintergründige Verweise auf den Stephen-King-Kosmos. So beispielsweise das Konterfei des teuflischen Clowns aus „Es“ in einem Rahmen an der Wand von Kingsons Zimmer.

Rund um die eigentliche Bildergeschichte gibt es dieses Mal zum gewohnten Vorwort von Ralph Macchio und zur vorangestellten Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse einen tatsächlich interessanten weiterführenden Text „Zur Verteidigung von Gilead“ – und natürlich die obligatorische Cover-Galerie.

Zuletzt sei an dieser Stelle einmal darauf hingewiesen, dass die deutschen Comic-Bände von „Der Dunkle Turm“ zusätzlich im Splitter-Verlag als edle Hardcover-Ausgaben erscheinen.

Fazit: Eine weitere faszinierende Episode wurde bildgewaltig in Szene gesetzt. Was das ambitionierten Team aus Autoren und Zeichnern – hier nun um einen Künstler reduziert – mit Stephen Kings Unterstützung und Segen in jedem neuen Kapitel zustande bringen, war, ist und bleibt meisterlich.


Der Dunkle Turm 4: Der Untergang Gileads
Comic
Stephen King, Robin Furth, Peter David, Richard Isanove
Heyne 2011
ISBN: 978-3-453-26581-3
208 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,99

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