von Thomas König
Wir schreiben das Jahr 1722. Zwei Jahre sind seit dem Untergang Londons und dem Gebiet um die Metropole vergangen. Nicht nur Südengland wurde durch den Kometen zerstört. Auch Teile des westlichen Kontinents erlitten dasselbe Schicksal. Städte und Straßen gibt es nicht mehr. Die wenigen Menschen leben nun in wilden Stämmen und verelenden langsam.
Aber auch im restlichen Europa hat sich einiges verändert. Die spanischen Truppen machen sich auf, in Frankreich einzumarschieren. Doch dort treffen sie auf die Einheiten der Zaren, der schon bis Holland vorgedrungen ist. Wien wurde von den Türken eingenommen, und im Norden kämpft der schwedische König gegen die Übermacht. Nur Prag scheint noch nicht gefährdet zu sein. Das liegt zum größten Teil an der magischen Hilfe von Isaac Newton und seinem Lehrling Ben Franklin. Aber das ändert sich, als Ben für seinen Meister ein hebräisches Buch von einem Rabbi stiehlt. Nun macht sich der Geist des Golmen auf die Jagd nach dem Dieb.
Unterdessen flieht Adrienne mit ihrer Freundin Crecy und ihrem Sohn durch das vom Bürgerkrieg zerrissene Frankreich. Dabei eröffnet Crecy, dass sie eine Malakim ist, und auch bei Adrienne kommen ihre übernatürlichen Kräfte zum Vorschein. Immer mehr wird deutlich, dass die Erde als Spielwiese für größere Mächte dient: Aber wer oder was steckt dahinter?
In Amerika wird eine Erkundungsflotte ausgesandt, die ermitteln soll, warum der Kontakt zu den Mutterländern abgebrochen ist. An Bord ist auch ein Choctaw, der dem Roman nun auch noch die indianischen Mythen hinzufügt. Dabei ist gerade der Charakter Red Shoes besonders gut entwickelt. Durch seinen Hintergrund gibt es immer wieder neue und ungewöhnliche Einsichten in die sonst so undurchsichtigen Kräfte, die am Werk sind. Auch an Bord befindet sich der Priester Mather, der immer wieder versucht, den Indianer zu missionieren, doch dabei an der Intelligenz des Indianers scheitert.
Im Vergleich zum ersten Band ist die Handlung nun wesentlich breiter angelegt. Es gibt mehr Handlungsstränge, und auch die restlichen Gebiete von Europa finden eine Erwähnung. Auch die Zahl der Charaktere steigt weiter an, und dabei gelingt es dem Autor leider nicht so ganz, sie vielschichtig zu zeichnen. Sie sind gut beschrieben, doch ihre Rolle und ihr Charakter sind klar erkennbar, und sie können, bis auf wenige Ausnahmen, den Leser nicht mehr überraschen. Aber die Handlung überzeugt, und der Autor hat sich viele Gedanken gemacht, wie ein zerstörtes Europa weiter existieren kann.
Fazit: Viele Steampunk-Romane existieren nicht, und gute gibt es noch weniger. „Die Luftschiffe des Zaren“, wie auch der ganze Zyklus „Der Bund der Alchemisten“, gehören dazu, und daher heißt es: zugreifen und lesen.
Der Bund der Alchemisten 2 – Die Luftschiffe des Zaren
Fantasy-Roman
Greg Keyes
Blanvalet 2008
ISBN: 978-3-442-24356-3
560 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95
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