Der Blumenkrieg

Theo Vilmos glaubt an die einfachen Dinge des Lebens: die Musik, seine Beziehung zu Dauerfreundin Cat, das bald erscheinende gemeinsam Baby. Alles bricht in sich zusammen, als Cat eine Fehlgeburt erleidet und ihn verlässt. Theo zieht zu seiner todkranken Mutter und nach ihrem Tod in die Einsamkeit der Berge. Doch auch dort kommt er nicht zur Ruhe, denn er muss bald feststellen, dass sein Leben eng mit einer Welt verknüpft ist, an deren Existenz er nicht einmal im Traum gedacht hat.

von Sabine Dingeldein

 

Der Inhalt

Theo Vilmos hat es nicht leicht im Leben. Nach einer Fehlgeburt verlässt ihn seine Freundin Cat und er zieht zu seiner Mutter Anna, einer Frau, mit der ihn nie viel verbunden hatte. Gerade als er beginnt, endlich eine Art Beziehung zu ihr aufzubauen, stirbt Anna an Krebs und hinterlässt Theo etwas Geld und einen mysteriösen Brief seines Großonkels Eamonn, den Theo nie kennen gelernt hatte.

Theo beginnt nachzuforschen und stößt auf ein Buch, in dem Eamonn von seinem Besuch in einem Land, das er Elfien nennt, erzählt. Theo hält dies für den Versuch Eamonns, eine autobiographisch angelegte Fantasy-Geschichte zu verfassen. Seine Faszination für diese von seinem Onkel geschaffene Welt wird immer größer, bis er eines Abends tatsächlich einer Elfe persönlich gegenübersteht. Apfelgriebs, so ihr Name, ermöglicht Theo den Übergang in die Welt, von der er in dem Buch seines Onkels gelesen hat und rettet ihm gleichzeitig das Leben, denn offenbar haben es noch weitere Wesen auf ihn abgesehen.

Bald wird klar, dass der Zeitpunkt für Theos nicht ganz freiwilligen Übergang mehr als ungünstig gewählt ist. In Elfien bahnt sich ein Krieg zwischen den verschiedenen Elfenfürsten an, in welchem auch über das Schicksal der Menschen, deren Existenz eng mit der der Elfen verbunden ist, entschieden werden soll. Theo wird so zum Spielball verschiedener Interessen und ist hin- und hergerissen zwischen seinem Wunsch, nach Hause zurückzukehren, und dem Bedürfnis, seinen neuen Freunden in Elfien beizustehen, denn der Ausgang dieses Krieges ist auf verworrene Weise mit Theo und seiner Vergangenheit verbunden.

Meine Meinung


„Der Blumenkrieg“ ist ein wahres Monument, in welchem Tad Williams auf interessante Art die Welt der Menschen, wie wir sie von heute kennen, mit der fantastischen Welt von Elfien verbindet. Williams begnügt sich nicht damit, dem Leser einfach nur eine klischeehafte Aneinanderreihung fantastischer Wesenheiten wie Elfen und Oger vorzuführen, sondern er verknüpft Klischees mit eigenen Ideen und entwickelt so einen Kosmos, in dem sich ständig neues entdecken lässt. Alle Charaktere des Romans sind liebevoll gestaltet und sorgen dafür dass die Geschichte durch allerlei humorvolle Passagen ergänzt wird, die dem Leser ein breites Grinsen ins Gesicht treiben.

So wird Theos Hilflosigkeit wundervoll komisch durch die trockenen und zynischen Kommentare seiner Begleiterin Apfelgriebs ergänzt, die dem großen Menschen zunächst nicht viel Sympathisches abgewinnen kann und nur ihren Job zu Ende bringen möchte. Überhaupt ist Hauptfigur Theo ein antriebsloser Pechvogel in Person und umso bewundernswerter ist seine Entwicklung von einem totalen Versager hin zu einem Helden, der keiner sein will und der zwischen den Welten steckt, ohne so recht zu wissen, wo er eigentlich hingehört. Gerade diese Zerrissenheit und sein ständiger innerer Kampf bewahren die Geschichte davor, ins Kitschige abzurutschen und unglaubwürdig zu werden.

Auch ohne das englische Original zu kennen, muss dem Buch jedoch unterstellt werden, dass es etwas unter seiner Übersetzung gelitten hat. Viele Begriffe wirken geradezu erzwungen und passen mitunter nicht so recht auf ihren Gegenstand. Gleiches gilt für einige komische Stellen, die dem Leser geradezu ins Gesicht schreien, dass sie im Original noch weitaus amüsanter sind.

Fazit: Ich kenne bisher nur wenige Fantasy-Romane, die den Spagat zwischen Spannung und Humor so gekonnt vorführen konnte, wie Williams „Der Blumenkrieg“. Obwohl Williams eine große Menge Charaktere in seine Geschichte einführt, verliert man sich als Leser nicht in einem heillosen Durcheinander und kann daher die Geschichte in vollen Zügen genießen. Ich empfehle dieses Buch daher von ganzem Herzen allen Liebhabern guter Fantansy-Literatur, und zwar unabhängig davon, ob sie normalerweise Elfen mögen oder hassen.


Der Blumenkrieg
Fantasy-Roman
Tad Williams
Heyne 2008
ISBN: 978-3-453-53274-8
958 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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