Dead Company 3

Ryosuke Miyauchi steuert ein eigenes tödliches Spiel! In diesem ist eine der Teilnehmerinnen die Schwester seiner früheren Liebe Akari – Kyo Kagesaki. Schockiert muss er am Bildschirm sehen, dass diese aber ihr eigenes Spiel spielt. Als er erfährt, dass auch in weiteren Ländern „Death Games“ en vogue sind, wird er zum Gejagten …

von Daniel Pabst

Mit „Dead Company 3“ wird die Thriller-Mystery-Reihe von Yoshiki Tonogai abgeschlossen. Auf insgesamt 192 Seiten (und damit mehr als in den vorigen Bänden) liefert Carlsen Manga den finalen Band. Die Redakteurin dieses Mangas ist Petra Lohmann (Carlsen Verlag).

Ryosuke gerät in diesem Abschlussband zwischen zwei Fronten. Er steht zwischen der Entscheidung, ob er sich den Fängen der „bösen“ Organisation EDC („Entertainment Dead Company“) hingegeben möchte. Dann müsste er sich vollends dem Präsidenten und seiner Abteilungsleiterin Frau Tanahashi unterwerfen. Diese versprechen ihm im Gegenzug Geld und Macht über die Mitspielenden der Death Games sowie die Chance, das Leben von Kyo Kagesaki zu beschützen. Oder aber er vertraut dem mysteriösen jungen Mann namens Sakura, welcher ihm prophezeit, dass das gesamte Kartenhaus von EDC zum Einsturz gebracht wird. Dabei solle er ihm helfen. Bei dem Einfluss von EDC scheint das unmöglich. Wieso überhaupt vertraut der neue „Freund“ Ryosuke diese brisante Botschaft an? Die Zeit läuft, denn auch im Spiel des Lebens ist jede Minute kostbar.

Für die Leserinnen und Leser wirkt es fraglich, dass der Protagonist weiß, was sein Herz begehrt. Nach dem Tode seiner Freundin durch seine eigene Hand im vergangenen Death Game, hat er zwar einen Job gefunden, seine Gefühle aber sind nicht geordnet. Projiziert er seine Gefühle für die verstorbene Akari nur auf deren Schwester? Sucht Ryosuke Sühne? Man begleitet den Protagonisten, wie er in der Hierarchie von EDC aufsteigt und selbst „Spielleiter“ sein darf. Dennoch bleibt er eine Art Marionette der Machenschaften von EDC. Es ist bedrückend zu lesen, wie seine vermeintliche Kontrolle abhanden geht. Nicht nur für Ryosuke steht viel auf dem Spiel …

Was bleibt von dieser kurzen Manga-Reihe und warum könnte man an dieser Stelle Friedrich Schiller zitieren?

Friedrich Schiller (1795-1805) hat als Dichter einmal geschrieben: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ (in: „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“, 15. Brief).

In der Manga-Trilogie „Dead Company“ erlebt die Leserschaft, wie sich ein fiktives, menschlich-entwickeltes Spiel seinen Weg bahnt und das Menschsein der Mitspielenden in Frage stellt. Das ist schockierend und spannend zu lesen. Wenn man vom Zitat Schillers geleitet auf diesen Manga schaut, so wird eine zunächst harmlos wirkende Szene aus „Dead Company 3“ besonders erschütternd. Man sieht Ryosuke und Sakura in einem Park, in dem Kinder spielen. Die lautstarke Unterhaltung der beiden Erwachsenen lässt die Kinder verschrecken und wegrennen. Wenn inmitten von Spielgeräten die grausamsten Vereinbarungen getroffen werden, so bietet diese Szene Raum für vielseitige Interpretationen. Ob das so gewollt ist? Wie dem auch sei: Auch ohne zu viel zu hinterfragen, ist diese Trilogie sehr lesenswert. Denn sie ist abgeschlossen, enthält viele gelungene Überraschungen, weiß zu fesseln und schreibt das Survival-Horror-Game-Genre gekonnt weiter.

Einzig illustrativ kann „Dead Company“ keine Preise gewinnen. Die Visagen der Figuren und Hintergründe sind oft minimalistisch gehalten. Man folgt beim Lesen den Dialogen, statt auch mal an einem Bild hängenzubleiben, um den Charakteren „in die Augen zu schauen“. Angesichts des Preises ist das aber noch zu verschmerzen.

Leseprobe

Fazit: Das populäre Gaming-Psychothriller-Genre, das in diesem Jahr durch den Einzug ins Serienformat ein noch größeres Publikum gefunden hat, erhält mit „Dead Company“ einen überraschenden neuen Spin. Nicht nur die Leserschaft blickt aus der Distanz auf den Horror, auch der Protagonist ist nicht unmittelbar beteiligt an den Spielen. Es ist neuerdings nicht die Frage, ob der Protagonist in dem künstlichen Setting überlebt, sondern wie er die Spiele leitet. Wer bereit für Nervenkitzel und Horror ist, der wird diese Trilogie verschlingen.

Dead Company 3
Manga
Yoshiki Tonogai
Carlsen Manga 2021
ISBN: 978-3-551-79703-2
192 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,00

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