D&D: Vergessene Reiche: Die Saga vom Dunkelelf 1 – Heimatland

Der Dunkelelf Drizzt Do‘Urden gehört sicher zu den populärsten, aus einem Rollenspiel entsprungenen Figuren der Fantasy. Endlich ist die „Die Saga vom Dunkelelf“ nun als Comic adaptiert worden. Der erste Band „Heimatland“, basierend auf dem gleichnamigen Roman des Bestseller-Autoren R. A. Salvatore, liegt in deutscher Übersetzung von Panini Comics vor.

von Michael Wilhelm

 

Insgesamt 16 Romane über die Abenteuer des Dunkelelfen und seiner Freunde gibt es inzwischen. Und neben dieser „Legend of Drizzt“ ist mit der „Sellswords Trilogy“, in der es vor allem um die äußerst populären Schurken Artemis Entreri und den Drow-Söldner Jarlaxle geht, auch schon die erste Ableger-Serie beim zweiten Band angelangt. Doch verlieren wir Drizzt nicht aus den Augen.

Alles fing vor bald mehr als 15 Jahren mit der „Icewind Dale Trilogy“ an. Eine außergewöhnlich gut gemischte Abenteurergruppe, die neben Drizzt noch den Halbling Regis, den Zwerg Bruenor und seine beiden menschlichen Adoptivkinder Catti-brie und Wulfgar den Barbaren umfasste, erlebte allerlei Abenteuer in den nördlichen und östlichen Gefilden Faerûns, bezwang diverse Drachen, Orkstämme und Trollhorden, vertrieb eine Schar garstiger Dunkelzwerge aus der alten Zwergenhochburg Mithril-Halle und machte sich einen Namen als ernstzunehmende Macht nicht nur in den Silbernen Marschen. Doch war bis dahin kaum bekannt, wie es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenstellung gekommen war.

Der besonders für seine blumigen Schilderungen von Kämpfen geschätzte Autor Robert A. Salvatore legte deshalb mit einer Trilogie nach, die die Herkunft und den ungewöhnlichen Werdegang unseres schwarzhäutigen Helden erleuchten sollte. Spätestens diese aus „Homeland“, „Exile“ und „Sojourn“ bestehende Trilogie verewigte die Figur Drizzt Do‘Urden in den Annalen der Fantasykultur. Computerspiele und Rollenspiel-Quellenbücher, in denen er zum Teil tragende Rollen spielte, waren noch lange nicht der Höhepunkt. Neben den Schwertern aus dem „Herrn der Ringe“ können inzwischen auch die beiden verzauberten Klingen des Dunkelelfen als Repliken in Originalgröße erworben werden.

Und so kam es, dass der nach Nachschub lechzende Leser mit immer neuen Abenteuern von Drizzts Freunden aus der Feder Salvatores versorgt wurde. Nach einer kleinen Durststrecke, in der die „Abenteuer“ fast seifenoperhafte Züge annahmen, ist Salvatore mit dem von Einzelkämpfen und Schlachtengetümmel fast berstenden „The Thousand Orcs“ wieder in bester Form.

Der vorliegende Comic-Band ist nun also die deutsche Übersetzung der Adaption des ersten Bandes von Drizzts Ursprungsgeschichte. Dabei sollte man sich nicht von der Tatsache irritieren lassen, dass anfangs, wohl aus verlagstechnischen Gründen, die englischen Originalromane zur Übersetzung auf je zwei aufgeteilt wurden. „Heimatland“ umfasst somit die ersten beiden deutschen Romane.

Als edle „Graphic Novel“ konzipiert, findet sich auf 144 Seiten der Werdegang unseres Helden seit der Nacht seiner Geburt, in der seine politisch ehrgeizige Familie mittels eines Überfalls auf einen anderen Clan die gesellschaftliche Stellung verbessert – nicht ungewöhnlich für die Vorgänge in der Dunkelelfen-Metropole Menzoberranzan. Und nicht ungewöhnlich auch, dass Drizzt sein Leben nur der Tatsache verdankt, dass sein Bruder den Erstgeborenen in derselben Nacht ermordet, um seine eigene Stellung in der Familie aufzubessern. Frisch dem Opfertod auf dem Altar der Spinnenkönigin entronnen, muss der kleine Drow-Bursche in die harte Schule seiner Schwestern, allesamt Priesterinnen der bösartigen Spinnengottheit Lolth. Ein hartes Leben steht ihm bevor, Lehrjahre auf der Akademie von Menzoberranzan, Intrigen, Verrat und Mord machen ihm das Leben schwer. Doch Drizzt ist anders. Sein einziger Lichtblick ist die Erkenntnis, dass der Waffenmeister der Familie nicht nur ein Freund, sondern auch sein Vater sein könnte. Doch wie die Titel der Trilogie schon suggerieren, liegt das Exil vor ihm. Die Gesellschaft der Drow ist nicht die seine, und so macht er sich schließlich auf den gefährlichen Weg ins Unterreich, die lichtarme und sonnenlose Wildnis unter der Erdoberfläche Faerûns.

Fazit: Das lange Warten auf die Comic-Adaption hat sich gelohnt. Natürlich ist vieles vom für Fantasy-Romane ungewöhnlichen Tiefgang der Salvatore-Geschichten auf der Strecke geblieben, aber dafür kommt absolut die düstere Stimmung auf, die in der Romanvorlage oftmals Ton angebend ist. Die Zeichnungen sind von überzeugender Qualität, die Koloration absolut passend, mit einem Schwerpunkt auf dunklem Blau, Purpur und Schwarz. Wer die Romane bereits kennt, wird den Comic als prägnante Zusammenfassung und Auffrischung schätzen, wem die Geschichte neu ist, egal ob in der Welt der Vergessenen Reiche zuhause oder nicht, dem öffnet sich die Tür in eine unbekannte, finstere und gefährliche Welt, das Unterreich, um dort die Bekanntschaft mit einem der seiner größten Helden zu machen.


D&D: Vergessene Reiche: Die Saga vom Dunkelelf Band 1 – Heimatland
Comic
R. A. Salvatore, Andrew Dabb, Tim Seeley u. a.
Panini 2006
ISBN: 3833213884
144 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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