D&D: Die Chroniken der Drachenlanze: Drachenwinter I

Mit „Drachenwinter I“ ist – etwas verwirrend – der dritte Teil der „Chroniken der Drachenlanze“ erschienen. Hier wird die Saga um die zauberhafte Welt Krynn fortgesetzt.

von Reinhard Kotz

In „Drachenzwielicht I“ und „Drachenzwielicht II“ erlebte die Welt Krynn die Rückkehr der Königin der Finsternis. Mit ihr sind auch die Drachen wieder aufgetaucht, die seit Jahrhunderten aus Krynn verschwunden waren. Mit diesen sowie mit riesigen Armeescharen überzieht sie die Welt mit Krieg. Der Heldengruppe sind zwar die ersten Siege gegen die Drachenarmeen gelungen, doch der Krieg, bei dem es um nichts weniger als die ganze Welt geht, hat gerade erst begonnen.

In ihrem Kampf gegen das Chaos ist die Heldengruppe weiterhin auf der Suche nach Hilfe. Insbesondere hoffen die Recken Hinweise auf die Kugeln der Drachen oder die legendären Drachenlanzen zu finden. Bei den Kugeln der Drache handelt es sich um magische Artefakte, die vor langer Zeit in Zeiten größter Not gemeinsam von den drei (zerstrittenen) Orden der Magier hergestellt worden sind, um die Drachen zu beherrschen. Und über die mächtigen Drachenlanzen ist der Sage nach nur bekannt, dass der legendäre Held Huma eine solche von dem Gott Paladin erhalten haben soll, um mit ihr gegen die bösen Drachen anzutreten. Artefakte also, die eine mächtige Waffe im Krieg sein könnten.

Zunächst folgt die Gruppe einer alten Karte nach Tarsis, einer Handelsstadt am Meer, die vor der Umwälzung für ihren Reichtum bekannt war. Doch als die dort ankommen, müssen sie feststellen, dass Tarsis nur noch ein Schatten vergangener Tage ist. Die Umwälzung trennte die Stadt vom Meer, so dass der Handel abrupt endete und die wichtigste Einnahmestelle der Stadt verebbte. Hier können sie nicht die erhoffte Hilfe erhalten, doch sie treffen auf weitere Verbündete, die sich der Gruppe anschließen.

Schließlich führt der Weg in das Elfenkönigreich Silvanesti. Aber die Elfen haben den einst so prächtige Wald verlassen. Inzwischen hat das Chaos hier Einzug erhalten und aus dem friedlichen Wald ist ein Hort des Bösen geworden. Der einzige Elf, der hier noch lebt, ist der Elfenkönig persönlich, aber sein Geist ist verwirrt. Um sein Volk zu beschützen, hat er versucht, eine Kugel der Drachen zu beherrschen, ohne aber die erforderliche Macht hierfür zu besitzen. Die Helden können ihm die Erlösung bringen und halten am Ende eine Kugel der Drachen in Händen. Doch werden sie damit das vollbringen, was der Elfenkönig nicht vermochte? Oder werden auch sie in den Wahnsinn getrieben?

Auch der dritte Teil der Chroniken setzt die spannende Geschichte auf hohem Niveau fort. Die Erzählung ist gut aufgebaut und schon nach den ersten Seiten ist der Leser von der faszinierenden Welt gefangen genommen. Besonders hervorzuheben ist der komplexe Hintergrund der Welt und der Charaktere, der in diesem Comic weiter ausgebaut wird. So erfährt der Leser nicht nur interessante Informationen über die Kugeln der Drachen, sondern wird auch mit der Legende von Huma vertraut. (Seine Geschichte wird übrigens in einem anderen Comic von Panini erzählt – eine Rezension findet sich ebenfalls beim Ringboten).

Einige Rückblenden vermitteln zudem einen tieferen Einblick in die Vergangenheit einzelner Helden, so dass der Leser nicht irgendwelche Stereotypen vor sich hat, sondern Personen mit eigenem Hintergrund und persönlichen Beweggründen. Auch tritt Kitiara, die Schwester von Caramon und Rastling, die später noch eine wichtige Rolle einnehmen wird, zum ersten Mal visuell in Erscheinung.

Die grafische Umsetzung entstammt abermals der Feder von Steve Kurth, so dass der Leser auf vertraute Grafiken trifft. Die düsteren Bilder wissen zu gefallen, auch wenn einzelne Gesichter oder Gesichtsausdrücke nicht ganz überzeugen können. Letztere sind aber die Ausnahme und werden durch die stimmungsvolle Darstellung der Welt Krynn mehr als wett gemacht. Erfreulich ist auch, dass die bisher durchgängig düsteren Bildern von mehr hellen und strahlenden Passagen durchsetzt werden als bisher (sollte der Zeichner etwa meine letzte Rezension gelesen haben?). Diese „Lichtpunkte“ werden überwiegend genutzt, um Szenen aus der Vergangenheit darzustellen, als die Welt noch in Ordnung war. Sie bilden somit einen hervorragenden Kontrast zur erdrückenden Gegenwart.

Fazit: Insgesamt kann festhalten werden, dass „Drachenwinter I“ die „Chroniken“ packend fortsetzt. Die „Chroniken“ sind eine Geschichte, bei der sowohl Hintergrund, Handlungsstränge als auch Helden gut durchdacht sind, so dass sich die Saga positiv von anderen – meist zu oberflächlichen – Fantasy-Comics absetzen kann. Von der ersten Seite an spürt man den Zauber dieser Saga. In meinen Augen sind die Comics um die „Chroniken“ die beste Comic-Umsetzung aller „D&D“-Serien, die zur Zeit auf dem Markt sind. Insgesamt daher eine klare Kaufempfehlung und zwar nicht nur für „Drachenwinter I“ sondern für alle bisherigen Bände der „Chroniken der Drachenlanze“.


D&D: Die Chroniken der Drachenlanze: Drachenwinter I
Comic
Margarete Weis, Tracy Hickmann
Panini Comics 2008
ISBN: 978-86607-557-3
Seiten: ca. 100
Preis: EUR 12,95

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