D&D: Die Chroniken der Drachenlanze: Drachendämmerung I

„Drachendämmerung I“ ist der fünfte Band der „Chroniken der Drachenlanze“. Der Kampf um die zauberhafte Welt Krynn nähert sich dem Ende. Im vorletzten Teil der Chroniken rüsten die Mächte der Ordnung und des Chaos ihre Streitmächte zur finalen Schlacht.

von Morgath

Am fünften Band der Chroniken stechen auf Anhieb zwei Punkte ins Auge. Zum einen ist der Umfang von 100 Seiten auf 144 erweitert worden (was sich auch auf den Preis ausgewirkt hat, der von den gewohnten 12,95 Euro auf 16,95 Euro gestiegen ist), zum anderem haben die Zeichner gewechselt. Die graphische Umsetzung lag diesmal in den Händen Julius M. Gopez, Pere Perez und Mariano De La Torre anstatt wie gewohnt bei Steve Kurth.

Im Vergleich zu den Vorgängern sind die Bilder deutlich heller und auch in der Gestaltung schärfer. Das gilt gerade für die Bilder, die Personen in dunklen Verliesen, während nächtlichen Szenen oder in von Schatten umhüllten Orten zeigen. Während in den Vorgängern die Gesichtszüge der dargestellten Personen oft von Schatten verborgen und daher nur verzerrt zu erkennen waren, werden sie hier schärfer dargestellt, was ich als deutliche Qualitätssteigerung empfand. Ganz allgemein scheint das neue Zeichnerteam auch mehr wert auf die Gesichtsausdrücke zu legen, denn die Gefährten zeigen in diesem Band deutlich mehr Mimik als in allen vorherigen Bänden zusammen.

Als böswilliger Kritiker (der ich natürlich nicht bin) hätte man sagen können, dass man bei den Vorgängern regelrecht das Gefühl hatte, der Zeichner habe versucht, seine Unfähigkeit, lebendige Gesichter zu zeichnen, im Schatte der Szenerie zu verbergen. Hier ist das anders. Zahlreiche Gefährten, die bisher graphisch gesehen nur ein Schattendasein führten, treten nun endlich scharf in Erscheinung. Caramon verliert erfreulicherweise auch endlich seinen dümmlichen Gesichtsausdruck (den ich in der ersten Rezension zu den Chroniken bemängelt habe) und sieht nun wie ein normaler, gutaussehender (dummer) Krieger aus. Dafür sieht die „rattenscharfe“ Laurana allerdings nur noch „scharf“ aus.

Zwar bemerkt man den neuen Zeichenstil schon beim ersten Durchblättern, glücklicherweise ist er aber dem alten doch so ähnlich, dass keine große Umstellung und Gewöhnung erforderlich ist. Die Veränderungen liegen im Wesentlichen in der Farbe und in kleineren Nuancen wie beispielsweise der Darstellung der Gesichter. Insgesamt weiß die graphische Umsetzung zu gefallen und reiht sich gut in die der Vorgängerbände ein.

Inhaltlich sind die Gefährten immer noch auf getrennten Wegen auf der Suche nach der Rettung der Welt.

Tanis kann sich endlich von seiner großen Liebe Kitiara (die ja nunmehr der Drachenarmee dient) losreißen und flieht mit seinen alten Gefährten auf einem Schiff über das Blutmeer von Istar. Dabei werden sie von einem geheimnisvollen Mann begleitet, der ein Juwel in seiner Brust trägt und von Kitiara als der Schlüssel zum Sieg angesehen wird. Selbstverständlich verfolgt sie das Schiff mit ihren Drachen.

Die einst kindliche Laurana ist inzwischen zu einer stattlichen Kriegerin herangereift und übernimmt die Führung der Ritter von Solamnia. Ihre Armee wird bald durch die guten Drachen unterstützt, die zurückgekommen sind, um den freien Völkern im Kampf gegen die Mächte der Finsternis zu helfen. Mit den dracheschen Verbündeten und den neu geschmiedeten Drachenlanzen (die übrigens wie Zahnstocher neben den Drachen wirken) wendet sich auch das Kriegsglück, und die freien Völker können ihre ersten großen Siege landen.

Raistlin hingegen lässt seine treuen Gefährten in der größten Gefahr im Stich und flieht. Sein Weg führt ihn zu Astinus, der seit Anbeginn der Zeit die Chroniken von Krynn und seiner Lebewesen niederschreibt. Der Rückblick von Raistlin auf die bisher schon oft angesprochenen (aber nie erklärten) Geschehnisse bei seiner Zauberprüfung gehört zu den besten Passagen des Comics.

Auch der fünfte Teil der Chroniken liest sich flüssig und spannend von der ersten bis zu letzten Seite. Die Handlung ist packend, abwechslungsreich und natürlich von epischem Ausmaß. Vereinzelte Passagen sind zwar übertrieben und vom logischen Standpunkt nur schwer nachvollziehbar (beispielsweise habe ich die Rolle von Astinus – selbst in den Büchern – nie verstanden; ebenso ist mir bisher die Gefährlichkeit von Zahnstochern entgangen), doch das tut dem Lesenspaß keinen ernsthaften Abbruch. Wer eine durch und durch logische Fantasywelt bevorzugt, der hat auf Krynn ohnehin nichts verloren. Wer aber eine packende Story von Aufopferung und Heldenmut sucht, der wird hier bestens bedient.

Fazit: Die bisher vorzügliche Comic-Reihe über die „Chroniken der Drachenlanze“ wird mit einem weiteren mitreisenden Werk fortgeführt. Für Freunde der Drachenlanze ein klares Muss!


D&D: Die Chroniken der Drachenlanze: Drachendämmerung I
Comic
Margarete Weis, Tracy Hickmann, Andrew Dabb, Julius M. Gopez u. a.
Panini Comics 2008
ISBN: 978-86607-658-7
144, Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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