Der Inhalt

Die junge Auraya ist magisch begabt und wird auserwählt, der Priesterschaft der Weißen beizutreten. Sie verlässt ihr Dorf und ihre Familie, um in Jarime, der Hauptstadt des Landes Nord-Ithania, ihre Ausbildung anzutreten. Obwohl sie viel jünger ist als die anderen Akolythen, schafft es Auraya innerhalb von zehn Jahren, den Rang einer Hohepriesterin einzunehmen. Schließlich wird sie sogar von den Göttern selbst in den Rang einer „Weißen“ berufen. Sie nimmt damit die höchste Position innerhalb der Priesterschaft ein und untersteht zusammen mit vier anderen Priestern direkt den Befehlen und dem Willen der Götter. Doch das plötzliche Auftauchen mehrerer schwarzer Magier führt schon kurz nach Aurayas Berufung zu Unruhen im Land. Ein Krieg mit dem benachbarten Land Dunwegen scheint unausweichlich…

Meine Meinung

Es gehört schon jetzt zu Trudi Canavans Markenzeichen, dass in ihren Büchern Frauen die Hauptrolle tragen. Obwohl die Reihe „Das Zeitalter der Fünf“ bemerkenswerte thematische Parallelen zu „Die Gilde der Schwarzen Magier“ aufweist, muss man nicht befürchten, eine einfache Kopie von Canavans erster Buchreihe serviert zu bekommen. Die Autorin schafft es stattdessen, in „Prieser“ eine völlig neue und sehr authentische Heldin zu kreieren, deren Werdegang vom Mädchen vom Lande hin zu einer der mächtigsten Frauen einer ganzen Nation plausibel und sehr gefühlvoll nachgezeichnet wird.

Mitunter driftet die Geschichte um die junge Priesterin allerdings ins Kitschige ab, vor allem wenn es um die verbotene Liebe zwischen ihr und ihrem ehemaligen Lehrer Leiard geht. Die komplizierten Verwicklungen und die immer wieder aufkeimenden Zweifel von Auraya mögen zwar sicherlich ihren berechtigten Platz in der Geschichte haben, jedoch gerät der Fluss der Handlung häufig ins stocken und nimmt dann nur allmählich wieder Fahrt auf.

Interessant ist jedoch Canavans Konzept der fünf Götter, in welchem sich gerade Rollenspieler sicher schnell sehr zu Hause fühlen werden. Die Probleme, mit denen Auraya im Laufe ihrer Ausbildung und auch später als Priesterin im Zusammenhang mit dem kleinen Pantheon immer wieder begegnet, erinnern häufig an abendliche Diskussionen in der eigenen Rollenspielrunde.

Fazit: „Priester“ als reinen Frauenroman abzutun, wäre wohl ungerecht. Jedoch muss an dieser Stelle einfach darauf hingewiesen werden, dass sowohl Thematik als auch Aufbau der Geschichte Frauen wohl stärker in ihren Bann ziehen werden als Männer. Das Buch erreicht einen unerwarteten Tiefgang, indem es Fragen nach Verantwortung, Selbstaufgabe und (religiösem) Glauben thematisiert. Gerade diese Tiefe bremst die Geschichte aber leider auch an manchen Stellen aus. Trotz dieser kleinen Makel kann „Priester“ allen wärmstens empfohlen werden, die Lust auf ein bisschen Herzschmerz haben oder auch auf der Suche nach neuen Inspirationen für eigene RPG-Abenteuer sind.